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Verfasser: koriantumr Datum: Sonntag, den 7. Oktober 2007, um 16:32 Uhr Betrifft: Mormonische Ãffentlichkeitsarbeit via Leserbriefe
In der WELT vom 4.10. waren 2 Leserbriefe von Mormonen, darunter der auch hier im Forum schon mehrfach erwähnte Dr. Ralf Grünke. Ich habe die beiden Leserbriefe von www.welt.de mal zum nachlesen hier hereinkopiert. Ist interessant zu sehen, wie die Herren sich verkaufen. Man beachte v.a. den letzten Absatz zu den Polygamistenfrauen. Der sagt doch schon viel...
4. Oktober 2007, 04:00 Uhr
Von Dr. Ralf Grünke Kirche Jesu Christi Der Heiligen Der Letzten Tage 60435 Frankfurt, Rene Krywult, Per E-mail
LeserbriefePolygamie ist bei den Mormonen verboten
Zu: "Männer sind wie Sonnenblumenkerne"; WELT vom 29. September
Ihre Einschätzung des Treibens des inzwischen wegen Beihilfe zur Vergewaltigung verurteilten Herrn Jeffs teile ich uneingeschränkt. Die Entwicklung von Parallelgesellschaften in der Wüstenlandschaft Utahs und Arizonas, die gänzlich auÃerhalb des Rechtsstaates stehen und routinemäÃig Zwangsverheiratungen Minderjähriger praktizieren, empfinde ich persönlich als unerträglich. Dass die Truppe um Herrn Jeffs sich in Anlehnung an die viertgröÃte christliche Konfession der USA, also die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (landläufig "Mormonen"), "Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter Day Saints" nennt, ist nicht nur unverschämt, dieser Umstand erschwert auch der Ãffentlichkeit die differenzierte Auseinandersetzung mit der religiösen Landschaft.
Bei der Ihrerseits erwähnten Gruppierung handelt es sich selbstverständlich nicht um "fundamentalistische Mormonen" oder gar um "Mormonen-Männer". Mit Veröffentlichung einer als verbindliches Lehrdokument anerkannten Offenbarungsschrift aus dem Jahr 1890 wurde die Praxis polygamer EheschlieÃungen in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vor über 100 Jahren beendet. Ausnahmen sind nicht zugelassen. Die Ausübung der Polygamie oder das Werben für diesen Lebensentwurf führt zwangsläufig zur Exkommunikation. Polygamistische Gruppierungen in den USA wie die um Herrn Jeffs, die sich auf die frühere "mormonische" Praxis berufen, sind nicht Teil der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, deren Beschreibung als "Mormonen" ist folglich irreführend. Die gängigen Enzyklopädien deuten den Begriff "Mormonen" eindeutig als umgangssprachliche Bezeichnung von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Das Landgericht Frankfurt entschied in einem Urteil vom 27. Februar 2003, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für die Bezeichnung "Mormonen" Namensschutz gemäà Paragraf 12 BGB genieÃt. SchlieÃlich regelt auch das Associated Press Stylebook, dass Abspaltungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht als "Mormonen" zu etikettieren sind. Keinesfalls ist "Mormonen" ein Gattungsbegriff für eine Konfessionsfamilie.2.Leserbreif:
Ich stimme Ihnen zu und stehe eisern zur Monogamie. Ich bin ein Mormonenmann. Ich habe eine Frau und vier Kinder und bin mit meiner Familie glücklich. In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch Mormonen genannt, wird jedes Mitglied, das eine polygame Ehe eingeht (oder auch nur eine auÃereheliche Beziehung hat), aus der Kirche ausgeschlossen. Und das ist seit dem frühen 20. Jahrhundert so. Der Name "Mormonen" ist ein geschützter Begriff, der nur für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anzuwenden ist, nicht auf irgendwelche Gruppierungen, deren GroÃväter schon aus der Kirche ausgeschlossen wurden. Es gibt rund sechs Millionen männliche Mormonen weltweit. Davon sind etwa zwei bis drei Millionen Kirchgänger. Von diesen wiederum sind etwa zwei Millionen unter 16 Jahren. Die verbleibende eine Million glaubt nicht daran, dass ein Mann das Recht hat, mit mehr als einer lebenden Frau verbunden zu sein. Dem gegenüber stehen rund 2000 religiöse Polygamisten wie Warren Jeffs. Ist es fair und ehrlich, die Mormonen hier in einen Topf mit Verbrechern zu werfen?
Und kann man die Polygamie, wie sie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im 19. Jahrhundert gelebt hat, tatsächlich mit heutigen verbrecherischen Praxen vergleichen? Das waren keine verschüchterten und missbrauchten Randexistenzen. Damalige Polgygamistenfrauen waren selbstbewusste Menschen, die sich für einen gewissen Lebensstil freiwillig entschieden hatten, die politische Ãmter bekleideten, Rechtsanwältinnen und Ãrztinnen waren und öffentlich für ihre Rechte eingetreten sind.