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Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 18. Dezember 2003, um 13:24 Uhr
Betrifft: Es sind nicht die Diskussionen - es ist die Atmosphäre, die manipuliert

Hallo Sven,

sorry, aber da du hineingeboren worden bist, kannst du nicht wirklich nachfühlen, wie so eine Gemeinde auf einen Außenstehenden wirken kann, der kaum die Hintergründe kennt. Die HLTs arbeiten sehr wohl mit Psychotricks, die natürlich für uns, die das völlig durchschaut haben, lächerlich wirken. 

Ich denke, es geht da weitaus weniger um die Missionarsdiskussionen. Die macht man irgendwie mit, wenn einem das "Drumherum" gefällt, und um das geht es. Die Atmosphäre, die einem von den Mitgliedern vermittelt wird, kann sehr einnehmend sein. Auf mich wirkten Mormonen immer sehr ausgeglichen, glücklich, ehrlich, mit festem Ziel vor den Augen und sehr überzeugt von dem was sie tun. Dann denkt man sich, wenn so viele so empfinden, so sind, dann muss etwas dran sein. Das alles nur Illusion ist kann man erst durchschauen, wenn man verstehen gelernt hat, was hinter dem schönen Schein steckt. Das kann ein Außenstehender aber nicht wissen.

Ich selbst hatte das auch noch nicht durchschaut, als ich schon längst inaktiv war. Ab und zu hatte mich das schlechte Gewissen gepackt, dass ich eigentlich zumindest meinen Sohn in der Kirche aufwachsen lassen sollte, wenn ich schon nicht mehr glaube. Ich hielt den mormonischen Glauben immer noch für den besten und wusste nicht welche Auswirkungen das später auf das Leben meines Sohnes haben würde, wenn wir ihn ohne Glauben erziehen. Denn ich hatte ja diesbezüglich keine Erfahrungswerte. So besuchte ich mit ihm ab und zu die Sonntagsschule, und ließ ihm am PV teilnehmen. Die Heimlehrer und auch die Missionare kamen regelmäßig, aber mein Sohn wollte nicht so recht, also wurden die Besuche immer seltener und hörten dann ganz auf. Als er dann älter war wurden wir einmal von einer mormonischen Freundin zu einer mormonischen Veranstaltung eingeladen. Er wollte nicht mitgehen, aber ich überredete ihn und meinte, er solle sich doch einmal die Mormonen ansehen, wie nett und freundlich die seien. Ich erzählte ihm, dass man sich in ihrem Umfeld wohl fühlen und eine Art Geist spüren würde. Es wäre so ganz anders als bei anderen Menschengruppen. Mein Sohn war gerade in der Pubertät und dem entsprechend stur, was elterliche Ratschläge betraf, aber er ging dann doch mit.

Tja, wir betraten den Saal, alle begrüßten mich, erkannten mich wieder und ich fühlte mich gleich wieder wohl und ich fühlte auch wieder die leichte Sehnsucht nach der Kirche und wünschte mir, dass ich noch glauben könnte, denn dann könnte ich auch wieder dazu gehören. Mein Sohn sagte nichts. Aber nach der Vorstellung, auf dem Heimweg fragte ich ihn, wie ihm die Atmosphäre gefallen hätte. Da sagte er etwas, das meine Einstellung radikal ändern sollte. Er meinte "Mama, das sind doch alles Marionetten, merkst du das nicht? Das ist doch nicht echt." Er meinte dann noch, dass normale Menschen sich niemals so permanent freundlich geben und auch nicht solch ein festgefrorenes Lächeln im Gesicht tragen würden. Das hat mich zum Nachdenken gebracht und damals habe ich zum ersten Mal begonnen die HLTs mit den ZJ zu vergleichen. Die Parallelen waren nicht zu übersehen. Mich hat das erschreckt, denn ich wollte meinen Glauben an diese Heile-Welt-Religion nicht aufgeben. Kurz danach bekamen wir Internet und ich fand diese Webseite. Das war erstmal ganz schön schockierend für mich, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. So stürzte ich mich in die Infos und recherierte monatelang selbst.

Nun könnte ich mit bestem Wissen und Gewissen mein "Zeugnis" geben und sagen: Ich weiß, dass die Kirche nicht wahr ist, dass sie nur eine glänzende Fassade besitzt, deren einziger Zweck darin besteht, wie der Rattenfänger von Hameln, Menschen anzulocken, die sich von diesem Schein blenden lassen und die in weiterer Folge dazu benutzt werden, der Kirche mehr Geld und Macht zu bringen. Mag sein, dass sie für einige Verzweifelte auch Hilfe und Geborgenheit und das Gefühl, angenommen und geliebt zu werden bietet. Doch diese Geborgenheit hat ihren Preis und ist auch nur Schein. Echte Liebe erhält man kostenlos, sie ist nicht abhängig von dem was man leistet, sondern ein Geschenk für das keine Gegenleistung gefordert wird.

Es sind also nicht die Diksussionen, die gefährlich sind, es ist die künstliche, perfekt inszinierte Atmosphäre, die deshalb so perfekt wirkt, weil die "Mitspieler" (die Mitglieder) ohne es zu wissen als Marionetten dienen. Sie sind davon überzeugt, freie Menschen zu sein und merken nicht, wie sie manipuliert werden. Das macht sie so überzeugend.

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