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Verfasser: Sappho
Datum: Mittwoch, den 21. Oktober 2009, um 5:23 Uhr
Betrifft: Das Gesetz der Blutsühne, und was ich darüber weiß

Vor einiger Zeit schrieb ich ein Manuskript über das Leben und den Tod Joseph Smiths, und dabei durte natürlich das Gesetz der Blutsühne nicht fehlen.
Angefangen hatte wohl alles mit der berüchtigten "Salzpredigt" von Sidney Rigdon, in der er feindliche Nichtmormonen und abtrünnige Mormonen quasi bedrohte.
Die Frage,die ICH mir immer stellte, war, ob er für diese Predigt von Smith autorisiert war, oder aus eigenem Antrieb handelte.
Eine mögliche Antwort gibt diese Aussage:

„Er [Joseph Smith] sprach von Andersdenkenden und führte uns den Fall von Judas an, indem er sagte, dass Petrus ihm in einer Unterredung vor einigen Tagen erzählte, dass er selbst Judas wegen seines Verrats an Christus erhängte…“ (The Reed Peck Manuscript, Seite 13, Zitatquelle: http://www.mormonismus-online.de/index.php?inc=blutsuhne_text.htm)

Joseph Fielding Smith, ein Verwandter von Joseph Smith, und 10. Präsident der Mormonen, machte in seinem ersten Band der „Lehren der Erlösung“, auf den Seiten 141 und folgende, die Aussage, dass Joseph Smith erklärt hätte, dass gewisse Sünden so schwerwiegend wären, das sie nur durch sein eigenes Blut weggewaschen werden könnten.
Smith behauptete im selben Buch, dass das Gesetz der Blutsühne nie lange praktiziert wurde. Aber stimmt das? Hier die Aussage von John D. Lee, einem Adoptivsohn von Brigham Young und als Danite für das Mountain Meadows Massaker gehängt worden. Er sagt dazu:

"Die tödlichste Sünde unter den Leuten war Ehebruch und viele Menschen wurden in Utah für dieses Verbrechen getötet." (Confession of John D. Lee, 1880, S.282f. Zitatquelle: http://www.mormonismus-online.de/index.php?inc=blutsuhne_text.htm)

Weitere Strafen, für die die Todesstrafe verhängt wurde, waren außer Mord und Ehebruch:

* Diebstahl (siehe Journal of Discourses, Band 3, S.247f.)

* Ehe mit einem Afrikaner (siehe Journal of Discourses, Vol. 10, S.110, 1863 ;  Wilford Woodruff’s Journal, Band 4, S.97

* Bündnisbruch im Tempel

* Lügen

* Glaubensabfall

* Kritik an Joseph Smith üben

* Feinde der Kirche

Selbst bis ins 20. Jahrhundert hinein bestimmte das Gesetz der Blutsühne noch das Denken im vom Mormonismus geprägten Utah, denn, wie der Fall Gary Gilmore aus dem Jahr 1977 zeigte, konnte er, der verurteilte Mörder, zwischen Erhängen und Erschießen als Vollstreckungsmittel wählen, was seit 1852 in Utah eine gesetzmäßige Wahl ist. Durch Erhängen verliert man kein Blut, durch erschießen schon. Ob es da wohl Zusammenhänge gibt?

Eng mit dem Gesetz der Blutsühne, das vor allem unter Brigham Young praktiziert wurde, sind die Daniten verknüpft. Wer waren die Daniten? Aus meinem Manuskript:

David Whitmer, einer der drei Zeugen des Buches Mormon, berichtete, wie es zur Gründung der Daniten kam. Er erzählte, dass im Frühling 1838 in Far West durch Dr. Simpson Avard eine Bande gegründet wurde, deren Zweck es war, ihn und andere Kirchenkritiker zu vertreiben, die „Töchter Zions“, und dann Daniten genannt wurde.

Hatte nun Avard diese Gruppe aus sich heraus gegründet, oder war er von jemanden dazu autorisiert worden? Wußte Joseph Smith davon?
Die Mormonen behaupten dieses:

„Diese Daniten nahmen einen gewissen Eid der Rache gegen ihre Feinde auf sich. Aber sobald Joseph Smith entdeckte, was vor sich ging, gebot er dem Einhalt und Avard wurde exkommuniziert.“ (Essentials in Church History, von Joseph Fielding Smith, S. 227 Zitatquelle: http://daniten.de.tl/Erkl.ae.rungsversuche.htm

Aber stimmt das auch?

Es gilt als erwiesen, das Sidney Rigdon es war, der den Kontakt zu den Daniten hielt, und als ihr eigentlicher „Vater“ zu gelten hat. So schrieb Klaus J. Hansen, ein Mormone, das Sidney Rigdon bei der Organisation der Daniten half:

„Sampson Avard hatte mit stillschweigender Duldung und Ermunterung Sidney Rigdons eine geheime, militärische Organisation gegründet, die durch Gelöbnisse und geheime Passwörter zusammengeschweißt war… Angeblich hatte Avard diese Bande zur Selbstverteidigung gegen die Plünderungen der Missourianer gegründet. Aber seine wahren Absichten gingen weiter und müssen mit Joseph Smiths Ambitionen identifiziert werden, das politische Königreich Gottes aufzubauen. Obwohl der Prophet Avards übermäßigen Eifer zurückwies und ihn aus der Kirche exkommunizierte, kann es keine Frage sein, dass der Keim für Avards Ideen bei den Ideen gesucht werden muss, die ihren Ursprung beim Führer des Mormonismus selbst haben.“ (Quest of Empire, von Klaus J. Hansen, S. 57-58, Zitatquelle: http://daniten.de.tl/Kehlen-durchschneiden.htm)

Besonders peinlich für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage dürfte die Tatsache sein, dass es mindestens einen Beleg dafür gibt, dass sowohl Hyrum Smith als auch sein Bruder Joseph Smith auf Bitten von Simpson Avard an einer Versammlung der Daniten teilnahm, und somit bewiesen ist, dass Smith und Rigdon lange vor der Exkommunikation Avards über die Existenz und Aufgaben der Daniten Bescheid wussten.
Der Besuch kam zustande, weil einige Daniten zweifelten, ob Avard wirklich, wie er immer behauptete, im Auftrag der Mormonenführung arbeitete.
  Nähere Infos dazu sind hier zu finden:

http://daniten.de.tl/Kehlen-durchschneiden.htm

Dazu ein Zitat aus dem Buch eines Mormonen:

„Eine der größten Kontroversen, die die Söhne Dans umgeben, betrifft die Frage, ob Joseph vor der öffentlichen Enthüllung der Gesellschaft im November 1838 von ihrer Existenz wusste und sie billigt oder nicht. Der Punkt ist erheblich, denn, wenn seine Verleugnungen solchen Wissens wahr sind, markiert es die einzige Gelegenheit in Orrin Porter Rockwells Leben, als er von den Vorschriften der Kirche abwich, indem er in ein unautorisiertes lehrmäßiges Abenteuer eintrat. Sein enges Verhältnis und ergebener Gehorsam dem Propheten gegenüber macht es unbegreiflich, dass er es unterlassen haben sollte, Joseph über die Daniten zu informieren. Ebenso SCHLIESST DER ABSOLUTE ZUGRIFF DES PROPHETEN AUF DIE KIRCHE DIE MÖGLICHKEIT AUS, DASS AVARD SOLCH EIN AUSMASS DER GEHEIMHALTUNG HÄTTE DURCHFÜHREN UND AUFRECHT ERHALTEN KÖNNEN. Schließlich bietet das Argument von sich aus an, dass der Prophet wahrscheinlich das Konzept anregte, da es eine zweifache Rolle spielte, zum einen eine Wiederkehr der Kirtland-Rebellion durch Aufdecken potentieller Abtrünniger fast sofort zu verhindern und gleichzeitig die Mormonen gegen ihre heidnischen Feinde zu beschützen.“ (Orrin Porter Rockwell; Man of God, Son of Thunder, von Harold Schindler, 1966, S. 44,Zitatquelle: http://daniten.de.tl/Kehlen-durchschneiden.htm)

Die Daniten und das Gesetz der Blutsühne existierte OFFIZIELL nie, aber inoffiziell sehr lange. Die Leute wurden nicht nur getötet, sondern auch ausgepeitscht, und sogar kastriert, wie Manfred es von den Tanners übersetzt hatte.

Das ist das, was ICH weiß!

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