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Seite erstellt am 26.4.24 um 17:40 Uhr
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Verfasser: Renate
Datum: Freitag, den 22. August 2003, um 16:43 Uhr
Betrifft: Wunder der Vergebung

Ich empfinde den Titel dieses Buches als schrecklichen Hohn. Glücklicherweise habe ich es niemals gelesen. Aber nach dem Zitat daraus, das du hier gebracht hast, würde ich sagen, dass mit dem "Wunder" der Vergebung das Niederknechten von kritischem Denken gemeint ist, das dem Ungehorsam gleichgesetzt wird. Reumütig Zurückkehrenden, die folgsam das eigene Denken abgelegt haben, suggeriert man dann, welch ein gütiges Wunder es ist, dass ihnen das Gebrauchen des eigenen Verstandes vergeben wurde. Hochmütiger geht´s wohl nicht mehr.

>"Eine vorherrschende Form der Auflehnung ist die "höhere Kritik", diese Wonne der Mitglieder der Kirche, die auf ihren Intellekt sehr stolz sind. Sie weiden sich an ihrer vorgeblichen Überlegenheit, argumentieren hin und her und analysiere mit dem blossen Intellekt, was nur mit dem gläubigen Auge zu erkennen ist;

Damit versucht Kimball die Mitglieder vorbeugend daran zu hindern ihre Intelligenz und ihr eigenes Urteilsvermögen zu benutzen, ja, dies sogar misstrauisch zu betrachten, in dem er das eben als Fluch hinstellt. Immerhin ist gerade die Intelligenz ein Schwachpunkt, den es zu kontrollieren gilt: Besonders weil die HLT-Kirche so auf Lügen und Betrug aufgebaut und deshalb darauf angewiesen ist, dass die Leichen im Keller bleiben.

>sie stellen die Lehren und Richtlinien der Kirche, die ihrer kritischen Prüfung nicht standhalten, in Frage. Damit aber unterminieren sie den Glauben derer, die in Wissen und Logik weniger geschult sind, und haben daran anscheinend sogar Vergnügen.

Hier versucht Kimball Schuldgefühle zu erzeugen. Er bürdet den "Durchschauenden" die Verantwortung für die (noch) "Nichtdurchschauenden" auf. Eine Aufforderung Zweifel für sich zu behalten, sie als etwas Negatives zu betrachten und sie deshalb zu unterdrücken. So wie der Erwachsene zum Spielverderber erklärt wird, der boshaft kleine Kinder über den Weihnachtsmann oder den Osterhasen aufklärt, nur weil er selbst nicht mehr glauben kann, soll ein - an der HLT-Kirche- Zweifelnder, Andere nicht mit sich reissen. Der Unterschied besteht aber darin, dass sich der Glaube an den Weihnachtsmann nach der Kindheitsphase von selbst erledigt und keinen Schaden hinterlässt, sondern im Gegenteil, für Freude sorgt. Während ein zwanghaft aufrecht erhaltener Glaube an eine autoritäre menschenverachtende Organisation, wie die HLT-Kirche, die primär ihr eigenes Wohl zum Ziel hat, sehr wohl sehr großen Schaden zufügt und allein schon deshalb jeden Durchschauenden, zur Aufklärung verpflichtet.

>Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet. (Matthäus 18:3,7.)

Dazu sollte man aber verstehen, dass das Kind zur Zeit Jesu nichts wert war. Die Rabbiner führten sogar Streitgespräche darüber, ob ein Kind überhaupt in den Himmel kommen könne. Kinder galten als unfertige Erwachsene, als wertlos und ohne Rechte, sie waren die Hilflosesten. Jesus hat sich mit seinen Worten auf ihre Seite gestellt und damit dem damaligen Verständnis widersprochen. Und nun erhält auch dieses Bibelzitat eine ganz andere Bedeutung. Es ist eben immer ein Fehler, der viel Leid bei Gläubigen erzeugen kann, wenn man die Bibel nach unserem heutigen Weltbild interpretiert, was besonders fundamentalistische Glaubensgemeinschaften weidlich ausnützen um ihre Anhänger unter Druck zu setzen, wie es auch die HLTs praktizieren.

>Eine Strafe für den, der sich gegen die Wahrheit auflehnt, ist, dass er den Blick für die Wahrheit verliert. Hören Sie die Worte Jakobs:
>.... Darum müssen sie wegen ihrer Blindheit - und zu dieser Blindheit ist es gekommen, weil sie über das Ziel hinausgeschaut haben - notwendigerweise fallen. (Jakob 4:14)

Welch ein Unsinn! Wenn man "über das Ziel hinausschaut" wird man normalerweise nicht blind sondern weitsichtiger, eben wissender. Eine Lüge als Wahrheit zu verkaufen, jede Überprüfung dieser angeblichen Wahrheit zu verbieten, - außer der üblichen, des Betens - jeden Zweifel unter Androhung von Strafen zu unterbinden, statt ihn als bereichernde Diskussionsbasis zuzulassen, ist doch schon ein Beweis dafür, dass es sich bei dieser Wahrheit bestenfalls um eine Täuschung handeln kann. Denn echte "Wahrheit" scheut weder Zweifel noch Kritik, sie ist nicht zu widerlegen.
>Was ist aber von den Mitgliedern zu sagen, die starken Druck ausüben und ihre Kritik an der Kirche veröffentlichen, so dass sie deren Feinden Vorschub leisten und ihre Führer und die anderen glaubenstreuen Mitglieder in Verlegenheit bringen?

Gegenfrage: kann man eine wahre Kirche in Verlegenheit bringen? Ihre Mitglieder könnte man mit Kritik höchstens insofern in Verlegenheit bringen, als dass sie sich deshalb vielleicht genötigt sehen, ihre Position nochmals zu überprüfen. Was ist daran falsch?

>Untreue gegenüber einer Verpflichtung, das ist die Eigenschaft eines Verräters, und gewiss ist ein getauftes Mitglied verpflichtet, die Kirche zu unterstützen und ihre Ziele zu fördern. Was könnte verächtlicher sein als ein Verräter an einem Freund, einer Kirche, einem Staat oder einer Sache?

Tja, da kommt es darauf an, wo der Verräter tatsächlich sitzt und in wie fern man einer Verpflichtung noch verpflichtet ist, wenn sich die Voraussetzung für diese Verpflichtung als Betrug herausstellt. Wenn ich von Jemanden betrogen, belogen und verraten wurde, dem ich vertraut, der mich aber bewusst und kontinuierlich hintergangen hat ... wenn ich beginne diesen Verrat zu durchschauen -  bin ich dann noch verpflichtet zu unterstützen und zu fördern? Und wenn ich daraus meine Konsequenzen ziehe, die Freundschaft aufkündige, Andere vor diesem falschen Freund warne und seine Machenschaften öffentlich aufdecke - wer ist dann der Verräter? Ich oder derjenige, der mich in jeder Hinsicht betrogen hat? Ich fände es nicht nur völlig abnormal, sondern auch verbrecherisch, in so einem Fall trotzdem treu zu dem wahren Verräter zu stehen und ihn dadurch auch noch in seinem Tun zu unterstützen. Denn dann mache ich mich an seinem weiteren Verrat an anderen Menschen, deren Vertrauen er sich durch Hinterlist und Lügen erschleicht, mitschuldig.

Doch um all das zu erkennen braucht man eben den Abstand, den "Blick über das Ziel hinaus", der einer Organisation, die von ihren Mitgliedern absoluten Gehorsam - unter Androhung von Segensverlust bis hin zur ewigen Verdammnis - verlangt, selbstverständlich alles andere als gelegen kommt.

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