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Verfasser: PeterLe8
Datum: Montag, den 16. April 2007, um 22:14 Uhr
Betrifft: Buddhismus

Hi Fritz,
ich bin Student und habe ein Auslandsjahr in Japan gemacht.
Dabei bin ich natürlich mit der buddhistischen Kultur in Kontakt gekommen.
Neugierig geworden, habe ich angefangen, die buddhistischen Schriften (Sutren) zu lesen, und ich war echt beeindruckt von dem, was ich gelesen habe.

Buddha war einfach ein genialer Mann. Er hat 500 v. Chr. Dinge geschrieben, die Europa erst hunderte von Jahren später hervorgebracht hat.

- Buddha analysierte den menschlichen Geist detailliert und präziser als Sigmund Freud.
- Buddha entwickelte die Pascalsche Wette vor der Entstehung des Christentums (allerdings angewandt auf die Widergeburt)
- Buddha lehrte Rationalität und Verlass auf den eigenen Verstand Jahrtausende vor Immanuel Kant.
- Im Gegensatz zum Theismus packt Buddha das Problem des Leidens an und löst es. (Theodizeeproblematik)

Ich möchte nur mal einen kleinen Paragraphen aus der berühmten Rede an die Kalamer zitieren. Sie zeigt, dass Buddha keinen blinden Glauben fordert, sondern zum Verlassen auf den eigenen Verstand und die eigenen Erfahrungen animiert. Buddhist ist nicht, wer an irgendwelche indischen Götter glaubt, sondern Buddhist ist, wer
- die Tatsache akzeptiert, dass es Leiden im Leben gibt.
- sieht, dass wir oft durch unsere Begierden uns selbst Leiden zufügen,
(z.B. wenn wir zu hohe Ansprüche stellen, die sich nie realisieren lassen)
- den Umkehrschluss zieht, dass, wenn wir die Welt so sehen wie sie ist und KEINE FALSCHEN ANSPRÃœCHE stellen, damit auch unser Leiden erlischt
- Ein moralisches und bewusstes Leben führen und so nach und nach falsche Vorstellungen und jegliche Unmoral ablegen.

All dies geschieht in einem individuellen Prozess, nicht durch Gruppendruck oder Konformität zu einem Guru.

Hier Auszüge aus der Kalamer Sutra:
Die Kalamer waren Einwohner eines Ortes, an dem viele Prediger, Gurus und Philosophen vorbeikamen und ihre Lehren darlegten.
Da sie sich gegenseitig widersprachen und der eine den anderen verteufelte, wussten die Kalamer nicht, wem sie glauben sollten, was sie denken sollten.

(Allen Mormonen müssten bei dieser Beschreibung die Glocken klingeln, die Geschichte startet genau wie die erste Vision von Joseph Smith!)

Dazu sagte Buddha nun:
"Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters !

Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt : " Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden " , dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben.

Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters !

Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt : " Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl " , dann o Kálámer, möget ihr sie zu eigen machen. Was glaubt ihr, Kálámer : gereicht die Gierlosigkeit, die im Menschen aufsteigt, ihm zum Heil oder Unheil ? »"

Grundlage ist also die persönliche Erkenntnis, dass etwas heilsam oder unheilsam ist. Grundlagen sind nicht Gurus, Schriften, Tradition, Mode, etc.

Weil mir dieser rationale Grundsatz des Buddhismus gefallen hat,
bin ich Buddhist geworden. Buddhismus verbindet Rationalität mit Spiritualität,
Moral mit Pragmatismus.

Peter

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