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zum Thema Beiträge zum Olympia-Korruptions-Skandal
Seite erstellt am 26.4.24 um 6:43 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Freitag, den 8. Februar 2002, um 0:15 Uhr
Betrifft: SN: Bizarre Ausgangslage, der Sport kann gewinnen

Schaffhauser Nachrichten
Donnerstag 7. Februar 2002
Sport

Bizarre Ausgangslage, der Sport kann gewinnen

Die XIX. Olympischen Winterspiele finden in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah unter bizarren Vorzeichen statt.

von Peter A. Frei

Allgemeines. Eine Stadt mit höchsten moralischen Ansprüchen holte die Spiele dank korrupten Methoden in ihre Mauern. Fünf Monate nach den Terroranschlägen von New York und Washington vom 11. September beherbergen die USA eine Grossveranstaltung, die für Terrorakte wie geschaffen scheint. Der olympische Gigantismus hat sich weiter gesteigert; noch nie gab es annähernd so teure Winterspiele. Und selbst die sportliche Ausgangslage veränderte sich: Mit zehn neuen Wettbewerben droht den Winterspielen eine Verwässerung. Hinter diesen Problemen verliert selbst die weiterhin ungelöste Dopingfrage an Bedeutung.

Terror verdrängte Skandal

Der Terror vom 11. September hat das Thema Korruption, worunter die Vorbereitung der Spiele am Rande der Salzwüste seit Dezember 1998 litt, in den Hintergrund gedrängt. Bis zu diesem 11. September stand Salt Lake City als Synonym für Bestechung im Sport. Seither jedoch spricht kaum jemand mehr davon, dass die Mormonen-Metropole am 16. Juni 1995 bei der IOC-Session in Budapest die Spiele mit 54 Stimmen (gegen je 14 von Sion-Wallis und Östersund/Sd) dank zugekauften Stimmen erhielt. Dass ausgerechnet eine Stadt und ein Staat wie Salt Lake City und Utah von Korruption betroffen wurden, blieb weitgehend ohne Verständnis. Der Mormonenstaat hat sich aufgrund seiner religiösen Vorschriften (Genussmittelverbot) selber strenge Gesetze gegeben.
Gesäubert durch Rauswürfe von fehlbaren Leuten wurden seit Anfang 1999 beide Seiten: das Organisationskomitee von Salt Lake City (SLOC) wie das Internationale Olympische Komitee (IOC). Gerettet wurden die Spiele durch die 108. Session des IOC in Lausanne, wo der abtretende IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch in einem Kraftakt unter der Marke «IOC 2000» die schwerste Krise der olympischen Regierung meisterte und die Weichen Richtung Zukunft stellte.
Auslöser der «Reinigung» war der Berner Anwalt Marc Hodler, Mitglied des IOC-Exekutivkomitees und Ehrenpräsident des Internationalen Skiverbandes (FIS). Hodler, der sich damit viele Feinde im IOC geschaffen hat, sagte vor der Zuteilung der Spiele an die Amerikaner auch dies: «Es gibt keinen Ort auf der Welt, der besser für die Olympischen Winterspiele geeignet ist, als Salt Lake City.» Weil er Sion-Wallis 2002 nicht bedingungslos unterstützte (wohl aber die Kandidatur Sion 2006), eckte er seinerzeit in der Schweiz an.
Von den Qualitäten Salt Lake Citys als Olympiastadt ist Hodler auch heute noch überzeugt. Als IOC-Chefkoordinator für die 17 Tage dauernden Spiele 2002 hat er einen Bruchteil der Probleme zu bewältigen, womit sich der Neuenburger Anwalt Denis Oswald als IOC-Chefkoordinator 2004 gegenüber den Verantwortlichen in Athen herumschlägt.
Die vierten Winterspiele auf amerikanischem Terrain nach Lake Placid (1932, 1980) und Squaw Valley (1960) finden in einer Region mit 1,2 Millionen Einwohnern und einer hervorragenden Infrastruktur für Unterbringung, Verkehr und die Hallensportarten Eishockey und Eislauf statt. Von der 1320 m ü. M. gelegenen Stadt führen breite Strassen in die Rocky Mountains, wo in fünf Orten im Skisport und im Eiskanal gekämpft wird.

Sicherheit vor allem

Die USA leben weiterhin in der Furcht vor neuen Anschlägen. Die Winterspiele sind das grösste internationale Ereignis in den USA seit dem 11. September, und entsprechend gross sind die Sorgen um die Sicherheit von Sportlern, Zuschauern und Einwohnern. Die Schutzvorkehrungen werden so strikt und rigoros sein wie nie zuvor an Olympischen Spielen. Diesen Schutz lassen sich die US-Behörden 300 Millionen Dollar kosten (500 Mio. Franken). 7000 Polizisten und 3100 Soldaten werden im Einsatz sein, um die 2500 Athletinnen und Athleten und gegen eine Million Besucher zu schützen. Sie sollen sich trotzdem nicht wie in einer Kaserne fühlen. Die Militärpräsenz werde im Hintergrund bleiben, sagte ein Armeesprecher.
Schon in der Vergangenheit mussten Olympische Spiele als Plattform für Verrückte und Terroristen herhalten - das Massaker von München 1972 und die Bombenexplosion 1996 in Atlanta bleiben in Erinnerung -, doch seit dem 11. September hat auch diese Gefahr eine neue Dimension erhalten. Der Schweizer FIS-Präsident (und IOC-Mitglied) Gian-Franco Kasper glaubt, dass «die Gefahr von echtem Terrorismus geringer sein wird als die Gefahr, die bei Grossveranstaltungen oft von Verrückten ausgeht». (si)

http://www.shn.ch/pages/artikel.cfm?id=53261

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