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zum Thema Beiträge zum Olympia-Korruptions-Skandal
Seite erstellt am 25.4.24 um 23:08 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Montag, den 4. Februar 2002, um 2:07 Uhr
Betrifft: Voller Einsatz für neue Glaubwürdigkeit

RON - RHEINPFALZ ONLINE
Sonntag, 3. Feb , 04:05 Uhr

Voller Einsatz für neue Glaubwürdigkeit
  
Nach dem Korruptionsskandal um Salt Lake City
  
Salt Lake City. Natürlich war Mitt Romney alles andere als begeistert. Als John Ashcroft, der Staatsanwalt des US-Bundesstaates Utah, am vergangenen Wochenende die Olympiastadt Salt Lake City besuchte, stellte dieser Mängel im Sicherheitssystem fest. Doch Romney, der Chef des Salt Lake Olympic Committee (SLOC), wäre nicht Romney, wenn er sich dadurch aus der Ruhe bringen ließe. Ashcrofts Kritik beinhalte "ein paar Verbesserungen, keine zusätzlichen Maßnahmen". Reagiert hat das SLOC allerdings umgehend. Weitere 90 Sicherheitskräfte wurden von der Einwanderungsbehörde angefordert, die Kosten trägt der Staat. Diese knappe Hundertschaft ergänzt das Heer von 10.000 Ordnungskräften, das die 1,3-Millionen-Stadt in den kommenden drei Wochen zur sichersten Region auf dieser Welt machen soll.

  
Für Mitt Romney sind dies kleine Kieselsteinchen auf dem Weg zur feierlichen Eröffnung der 19. Olympischen Winterspiele am kommenden Freitag. Richtige Felsbrocken hatten sich vor ihm aufgetürmt, als der Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Michigan am 11. Februar 1999 seinen neuen Job antrat. Ein Job, bei dem es kaum etwas zu verdienen gab. Ein Job, bei dem ein Verlierer bereits zu Beginn festzustehen schien: Mitt Romney. Denn am 24. November 1998 war nicht nur die Stadt in den Rocky Mountains heftig erschüttert worden, sondern der gesamte Sport mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) an der Spitze. Der lokale Fernsehsender KTVX zeigte einen Brief, aus dem hervorging, dass das Bewerbungskomitee vor der Nominierung - Salt Lake City hatte zuvor drei vergebliche Anläufe unternommen - 16 IOC-Mitglieder mit Präsenten und Vergünstigungen im Gesamtwert von etwa 1,2 Millionen Dollar (1,45 Millionen Euro) beeinflusst hat. Dabei reichte die Palette von großzügigen Gastgeschenken über Stipendien für Angehörige bis zur freien Verfügung von Kreditkarten.
In der Folge mussten nicht nur Romneys Vorgänger Tom Welch und Dave Johnson zurücktreten. Auch die Altherrentruppe des IOC entschied sich für einschneidende Beschränkungen. Zunächst schloss sie sechs seiner edlen Mitglieder aus, die zu sehr die Hand aufgehalten hatten. Vier Aufrichtige hatten zuvor freiwillig auf ihr Ehrenamt verzichtet, ein Beschuldigter starb. In einem zweiten Schritt wurde die Verweildauer in dem erwählten Zirkel beschränkt. Die Mitgliedschaft endet nach acht Jahren, wobei eine spätere Wiederwahl möglich ist. Die Amtszeit des Präsidenten darf maximal zwölf Jahre betragen. Die Altersgrenze wird um zehn auf 70 Jahre reduziert. Auch die Zahl der Vor-Ort-Besuche ist begrenzt.
Während im IOC kräftig eingeschränkt wurde, gab Mitt Romney vom ersten Tag an Vollgas. Einerseits setzte er den Sparstift an, andererseits rührte der Harvard-Absolvent unermüdlich die Werbetrommel, lobte unablässig die olympische Idee als "starkes Warenzeichen" mit zwei Kategorien: "Die erste ist Altruismus, Frieden und Brüderlichkeit. Die zweite ist der Sport- oder Actionwert. Die Olympischen Spiele geben Sponsoren die Glaubwürdigkeit, die mit beiden Kategorien verbunden ist."
Viele Firmen fürchteten derweil, dass ihr sauberes Image durch die Verbindung mit dem olympischen Organisationskomitee Schaden nehmen könnte. Einige Unternehmen hatten schon angekündigt, dass sie ihre Kontrakte auflösen würden, denn sie wollten das Geld ihrer Aktionäre nicht in eine Veranstaltung investieren, der das moralische Gütesiegel abhanden gekommen war. Doch Romneys starke Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Er erhielt auch Hilfe von Dick Ebersol, dem Sportchef des Fernsehsenders NBC. In Sorge, dass er seine Ausgaben für die Fernsehrechte nicht wieder refinanzieren könnte, raunzte er wankelmütige Sponsoren an: "Haltet endlich den Mund." Seine Rechnung ging auf. Mittlerweile hat NBC fast die komplette Sendezeit verkauft, die für Werbespots während der 17-tägigen Veranstaltung reserviert war.
SLOC-Präsident Mitt Romney kämpfte jedoch nicht nur mit Worten. Er scheute weder Risiko noch körperlichen Einsatz. Mutig schwang er sich etwa auf einen Skeletonschlitten und raste bäuchlings mit dem Kopf voraus den Eiskanal hinunter. So ein Einsatz gefällt nicht nur den Amerikanern. Und mit dieser Art von Sympathieschub verkraftet Romney auch das Murren einiger Bürger Salt Lakes, die dem Organisationschef vorwerfen, "die Olympia- Geschichte zu zensieren". Denn obwohl Tom Welch und Dave Johnson im November 2001 nach einem 17-monatigen Prozess aus formalrechtlichen Gründen vom Vorwurf krimineller Handlungen freigesprochen worden waren, ließ er die Tafeln mit ihren Namen von der Ehrenwand entfernen, mit der die Bürger geehrt werden sollen, durch deren Einsatz die Spiele nach Utah gebracht worden waren. Für den SLOC-Präsidenten, der über eine lupenreine Mormonen-Biografie verfügt, wäre dies ein falsches Zeichen gewesen. Für sich selbst erhebt Romney in diesem Punkt keineswegs den Anspruch der Unfehlbarkeit, blieb aber trotzdem standhaft: "Wir machen alle Fehler. Aber ich glaube, die Welt schaut mit großem Interesse auf den Skandal. Und Tom und Dave sind die Symbolfiguren dafür geworden."
Je näher die Spiele rücken, desto mehr versinken die Erinnerungen an den größten Korruptionsskandal in der Historie des IOC. Die sportlichen Wettkämpfe werden im Vordergrund stehen. Bis zum Freitag werden auch die letzten Lücken im Sicherheitssystem geschlossen sein. Für IOC-Vizepräsident Thomas Bach steht schon seit Wochen fest: "Salt Lake City wird während der Spiele einer der sichersten Orte der Welt sein." Klaus-Eckhard Jost/

http://www.ron.de/osform/cms_osmm?articleName=HERMES:20020203:2626745&template=templates/cms_osmm/recherche/sport/sonst/meldung.oft

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