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Beitrag 6 von 16
zum Thema Sekte - Ja oder Nein ?
Seite erstellt am 26.4.24 um 11:19 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 8. April 2001, um 8:23 Uhr
Betrifft: Man fühlt sich wohl

Olaf schrieb u.a.:

>Habe vor kurzem ein Schreiben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschuungsfragen aus Berlin erhalten. Von Sekte keine Rede. ... Hinweis: Entscheidend wäre nur die Frage, ob man sich in einer Gemeinschaft wohlfühlt ...

Starke Definition. Selbstverständlich findet der Regelmormone sich in (s)einer Gemeinschaft wohl. Logisch, deshalb ist ja in der Gemeinschaft, und andere in ihrer jeweiligen Gemeinschaft.

Das "sich wohlfühlen" ist für Mitglieder von Massenbewegungen von elementarer Wichtigkeit. Eric Hoffer beschreibt in seinem "Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers," Frankfurt a. M., 1999:

>"Wenn unsere individuellen Interessen und Aussichten unserem Leben keinen Sinn zu geben vermögen, dann suchen wir verzweifelt nach etwas anderem, wofür wir leben können. Und so sind alle Formen der Hingabe, Ergebenheit, Loyalität und des Selbstverzichts wesentlich der verzweifelte Versuch, sich an etwas zu klammern, was einem vergeblichen und verpfuschten Leben Wert und Bedeutung geben könnte. Daher wird Ersatz notwendigerweise mit leidenschaftlich übersteigerten Gefühlen entgegengenommen. Wir mögen ein eingeschränktes Selbstvertrauen haben, doch muß unser Vertrauen in unsere Nation, Religion, Rasse oder heilige Sache ungewöhnlich und kompromißlos sein, denn ein Ersatz, der mit lauen Gefühlen aufgenommen wird, ist nicht in der Lage, ein gehaßtes Ich zu verdrängen. Es besteht nämlich keine Gewißheit, daß eine Sache ein Leben wert sei, solange wir nicht bereit sind, dafür zu sterben. Unsere Bereitschaft, für eine Sache zu sterben, ist also der Qualitätsnachweis unseres Persönlichkeitsersatzes." (S.27f.)

Hier kann so manches Individuum (ist er/sie es dann noch?) sich "aufgeben" und in der Masse der sich wohlfühlenden, sich ständig per Zeugnis gebend, daran erinnernd wie wohl sie sich fühlen, auch aufgehen.

Über diese "breite Masse" und das dahinterliegende Prinzip hat schon der zweitgrößte Schlächter unserer Geschichte, geschrieben:

>"Die breite Masse ... Das geringe abstrakte Wissen, das sie besitzt, weist ihre Empfindungen mehr in die Welt des Gefühls. Dort ruht ihre entweder postive oder negative Einstellung. Sie ist nur empfänglich für eine Kraftäußerung in einer dieser beiden Richtungen und niemals für eine zwischen beiden schwebende Halbheit (würde so manch emotionsgeladenes "Zeugnis" oder "Jetzt-zeig-ich-es-aber", "Ihr seit alle gemeine Lügner, ich weiß, daß ich voll normal bin, denn meine Freunde sind genauso wie ich es bin" etc. etc. etc. Äußerungen von Mormonen hier erklären, mein Zusatz). Ihre gefühlsmäßige Einstellung aber bedingt zugleich ihre außerordentliche Stabilität. Der Glaube ist schwerer zu erschüttern als das Wissen. Liebe unterliegt weniger dem Wechsel als Achtung, Haß ist dauerhafter als Abneigung, und die Triebkraft zu den gewaltigsten Umwälzungen auf dieser Erde lag zu allen Zeiten weniger in einer die Masse beherrschenden wissenschaftlichen Erkenntnis als in einem sie beseelenden Fanatismus und manchmal in einer sie vorwärtsjagenden Hysterie.
>Wer die breite Masse gewinnen will, muß den Schlüssel kennen, der das Tor zu ihrem Herzen öffnet. Er heißt nicht Objektivität, also Schwäche, sondern Wille und Kraft. (Adolf Hitler, Mein Kampf, Wien, 641.-645 Auflage, 1941, S. 371)

Der "Schlüssel" an anderer Stelle genau definiert:

>Siehe, du hast es nicht verstanden; du hast gemeint, ich würde es dir geben, obschon du dir keine Gedanken gemacht hast, außer mich zu bitten.

>Aber siehe, ich sage dir: Du mußt es mit dem Verstand durcharbeiten; dann mußt du mich fragen, ob es recht ist, und wenn es recht ist, dann werde ich machen, daß dein Herz in dir brennt; darum wirst du fühlen, daß es recht ist.

>Wenn es aber nicht recht ist, wirst du kein solches Gefühl, sondern du wirst eine Gedankenstarre haben, die dich das vergessen lassen wird, was falsch ist; darum kannst du das, was heilig ist, nicht schreiben, außer es werde dir von mit gegeben." (Lehre und Bündnisse 9:7-9)

Bereits in jungen Jahren wir die Jugend "Zions" auf den Weg der Wahrheit geimpft und getrimmt. Sie wird bereits in jungen Jahren auf diese Sichtweise, besser "Fühlweise", vorbereitet und indoktriniert. Es wird ihnen erklärt, wie sie um die Wahrheit wissen und richtige "Entscheidungen" treffen sollen.  Beispielhaft hierzu ein Auszug aus einem Bildband der Kirche (Geschichten aus dem Buch ’Lehre und Bündnisse’, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Frankfurt a. M., 1985, S.24f.). Dieser zeigt den jungen Menschen in comichafter Manier wie sie "eine Entscheidung treffen" sollen. Dort ist der folgende Text (inkl. Bilder) zu finden:

>"Jesus sagte Oliver Cowdery, es sollte immer Joseph Smiths Freund bleiben. Er sollte ihm immer helfen. Jesus sagte , Oliver Cowdery könne auch so übersetzen lernen wie Joseph Smith. Der Heilige Geist werde ihm helfen, die Worte des Buches Mormon zu lesen. Aber er brauchte Glauben dazu. Und er mußte gründlich über die Worte nachdenken. (Lub 6:18, 25; 8:1,2.)" [Bild mit Smith und Cowdery]

>"Oliver Cowdery versuchte zu übersetzen. Er meinte, es wäre ganz einfach und er dachte nicht viel darüber nach. Er wollte, daß Gott ihm alles eingab. Er konnte nicht übersetzen. (LuB 9:1,5,7.)" [Bild mit Cowdery beim Übersetzungsversuch]

>"Oliver Cowdery versuchte nicht noch einmal, das Buch Mormon zu übersetzen. Joseph Smith übersetze die Platten. Oliver Cowdery schrieb die Worte auf. Jesus sagte ihm, er solle angestrengt arbeiten, wenn er Joseph Smith half. Dann würde er ihn segnen. (LuB 9:14)" [Bild mit Smith über den Platten sitzend]

>"Jesus sagte, Oliver Cowdery hätte nicht auf die richtige Weise um Hilfe gebetet. Er erklärte Joseph Smith, wie Oliver Cowdery und andere Hilfe von Gott bekommen können. (LuB 9:7)" [Bild mit Smith, der mit geschlossenen Augen auf einen Stuhl sitzt]

>"Wenn Leute Hilfe brauchen, dann sollen sie darüber nachdenken, was sie tun können. Sie sollen eine Entscheidung treffen. (LuB 9:8)" [Bild mit jungem Mädchen in einem Buch (Heilige Schrift?) lesend]

>"Dann sollen sie Gott fragen, ob die Entscheidung richtig ist. Wenn sie richtig ist, haben sie ein gutes Gefühl. Sie wissen dann, daß die Entscheidung richtig ist (meine Herv.). (LuB 9:8)  Wenn die Entscheidung falsch ist, haben sie kein gutes Gefühl (meine Herv.). (LuB 9:9)" (Man beachte jeweils Hintergrund und Gesichtsausdruck! Linkes Bild, weißer Hintergrund, sie lacht; rechtes, wohl besser, unrechtes Bild, schwarzer Hintergrund, sie schau mißmutig, grimmig).

So isses ... und nicht anders. Oder doch nicht? (Also bitte, keinen "schwebenden Halbheiten" hier, ja! A.H.)

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