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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Samstag, den 9. April 2005, um 11:26 Uhr
Betrifft: Derek Prince, die pfingstlichen Charismatiker u. das Missionieren

Hallo Chamael,

da sich sonst niemand weiters zu Deinem Beitrag zu Wort gemeldet hat, schreibe ich nochmal was:

In der Zwischenzeit habe ich etwas über Derek Prince nachgelesen. Nun zumindest eines kann man ohne Übertreibung sagen: der Mann war ungeheuer produktiv (siehe u.a. seine zahlreichen Veröffentlichungen) und hatte ein äusserst erfülltes Leben.
http://www.ibl-dpm.net/ Derek Prince Sein Leben und Werk

Ein bisschen Schmunzeln musste ich, als ich das mit der Pyramidenstruktur las - dachte dabei kurz an David Icke und seine Theorien über pyramidale Machtstrukturen;-) nicht ernst gemeint, war nur so eine unwillkürliche Assoziation.

<<<Als die Beziehung der fünf Bibellehrer untereinander wuchs, traten jüngere Männer an sie heran und baten sie um Aufsicht auf der Basis einer verbindlichen Beziehung zu ihnen. Diese jüngeren Männer wiederum hatten ihre eigenen Jünger unter sich, so dass sich daraus ein pyramidenähnliches Jüngerschaftssystem entwickelte.

Mitte der siebziger Jahre entstanden Gerüchte, dass man dadurch Menschen manipulieren und von anderen abhängig machen würde, wodurch die gesamte Bewegung zu einer enormen Kontroverse wurde.

1983 wurde es Derek schließlich klar, dass er diese Bewegung nicht länger unterstützen konnte, weshalb er sich davon zurückzog. Daraufhin gingen die übrigen Männer auseinander und die Pyramide fiel zusammen........<<<

siehehttp://www.ibl-dpm.net/ Derek Prince Sein Leben und Werk Die Ungelehrten lehren

Ansonsten liegen mir die charismatischen ’Pfingstler’ nicht so sehr, hat aber was mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich nehme an, die Menschen haben eben einfach unterschiedliche Bedürfnisse in bezug auf die Art der Religion und die Religionsausübung, praktischerweise ist die Auswahl ja gross genug auf diesem Gebiet.
Als ich mich etwas über die Pfingstbewegung informierte,   http://www.vigi-sectes.org/evangelisme/pfingstlich-charismatischen.html (Die hier biblisch begründeten Kritikpunkte sind in dem Sinne nicht meine, als ich die Bibel auf Grund ihrer Entstehungsgeschichte beim besten Willen nicht Wort-wörlich nehmen kann. Ich fand nur diese Ãœbersicht recht anschaulich. Hatte sich nicht neulich Ritter69 nach diesen Gruppierungen erkundigt?)  musste ich an ein Erlebnis aus meiner christlichen Sucher-Zeit denken.

Ich hatte mal an einer Bushaltestelle (ich las im Buch Mormon) einen jungen Mann kennengelernt, der dort in der Bibel las. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir begeistert von seiner ’Neu/Wieder-Geburt’ durch seine kürzlich erfolgte Taufe und über seine neue Gemeinde. Da ich mich damals intensiv in versch. christlichen Gemeinschaften umsah, verabredeten wir uns zum Bibelstudium etc. Kurze Zeit später stand er bei mir vor der Tür und mit ihm seine halbe Gemeinde:-) (na ja, so aus der Erinnerung heraus mind. 7 oder 8 Männlein und Weiblein mit Gitarren bewaffnet und voll des Geistes) Die sangen sich dann bei mir im Wohnzimmer dermassen laut in Rage (wir sind trunken von Jesus unserem Herrn....), dass ich jeden Moment mit dem Klingeln wütender Nachbarn u. od. der Polizei rechnete:-)
Ich sass ziemlich erstaunt/unangenehm berührt dazwischen und hoffte, dass die möglichst bald wieder von ihrem Jesus-Trip runterkommen würden. Da kam der Knaller des Abends. Die wollten mich doch tatsächlich auf der Stelle in meiner Badewanne taufen.... Und ich hatte gedacht, die HLT-Missionare, mit denen ich mich in dieser Zeit auch des öfteren traf, würden etwas zu sehr Druck machen von wegen Ziele setzen und Tauftermin festlegen etc.
Na ja, wie gesagt, ich bevorzugte und bevorzuge immer noch die etwas natürlichere Art des Glaubens. Gelebter Glaube muss für mich so natürlich wie das Atmen sein. Einfach und selbstverständlich.
Da ich damals noch nicht so viel/od. so gut wie nichts von den Mormonen wusste, dachte ich diese Natürlichkeit dort eher zu finden als bei diesen ’Trunken-von-Jesus-Leuten’, mit denen ich mich kein zweites Mal traf, nachdem ich sie Stunden später endlich glücklich hinauskomplimentiert hatte...

Zurück zu Derek Prince.  Ich habe etwas Schwierigkeiten mit diesem exzessiven Missionieren. So wie ich es sehe, brauchen einfach verschiedene Menschen, die jeweils zu ihnen passenden Religionen/Konfessionen oder auch überhaupt keine.
Vielleicht brauchen auch verschiedene Zeiten/verschiedene Kulturen die dazu passenden Religionen.
Anderen Menschen die eigene Religion als mögliches besser geeignetes Glaubensmodell vorzustellen, mag ja in Ordnung sein. Aber dieses unbedingte Erretten-Wollen/Müssen der ganzen Welt, dabei habe ich überhaupt kein gutes Gefühl;-) - oder anders gesagt, damit habe ich extreme Schwierigkeiten.

Der Schriftsteller Theodor Weißendorn hat das in dem Interview ’Sinn ist Brot für die Seele’ , das der Religionspädagoge Wolfgang Thorns mit ihm geführt hat, ( leider nicht im Internet gefunden, deshalb nur ein kurzer Ausschnitt daraus) sehr treffend zum Ausdruck gebracht:

<<<Missionieren wäre fehl am Platz ...
Hier, heute, an diesem Punkt geistesgeschichtlicher Entwicklung, an dem wir stehen, erscheint mir jedweder missionarische Anspruch bereits im Ansatz als verfehlt. Nicht nur als tollkühn und verwegen, sondern als Anmassung, als Unverschämtheit. Der Einzelne darf nicht nur, sondern soll Kompetenz erlangen, in freier Wahl das für ihn Beste zu glauben und zu tun - wie Paulus das auch in einem Moment der Erleuchtung ausgedrückt hat:

"Prüfet alles, und was für euch gut ist, behaltet!" (Allerdings vergaß er hinzuzufügen: "Und was für euch schlecht ist, verwerfet!")

Nicht im Sinne einer katholischen Kirchenzeitung, in der ich vor einiger Zeit las: "Christliche Eltern erziehen ihre Kinder so, dass sie den Glauben in Freiheit annehmen", sondern gemäß der These: "Demokratische Eltern erziehen ihre Kinder so, dass sie den Glauben in Freiheit annehmen oder ablehnen." Dies eben deshalb, weil die Freiheit meines Nächsten den gleichen Respekt verdient, den ich für mich selbst beanspruche, weil Erfahrung sich weder verordnen noch uniformieren lässt und durch komplementäre Erfahrungen anderer weder verifiziert noch falsifiizert, sondern immer nur relativiert werden kann, ich also eine jede Erfahrung, die eigene wie die fremde, in gleicher Weise achten muss, so dass ich selbst mich achte in der Person eines jeden anderen, sei er mein Lehrer oder mein Schüler, mein Vater oder mein Sohn. - Das mindeste also , wenn Verkündigung dem dialogischen Prinzip nicht nur nicht widersprechen, sondern vielmehr dienen sollte, wäre die Erweiterung der jesuanischen Mission um die zweite Hälfte der Wahrheit, die da lauten könnte:

"Gehet hin in alle Welt und lernet von allen Völkern!"<<<

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