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Seite erstellt am 26.4.24 um 17:05 Uhr
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Verfasser: Renate
Datum: Dienstag, den 24. Mai 2005, um 14:58 Uhr
Betrifft: Was ist ein Zeugnis?

Dass Menschen irgendetwas bezeugen, sagt doch eigentlich nur aus, dass sie entweder a) selbst von etwas überzeugt sind, b) lügen, um damit einen bestimten Zweck zu verfolgen, c) dazu von jemanden gezwungen oder getäuscht worden sind. Nehmen wir mal diese Worte genauer unter die Lupe:

> "Wir, die Unterzeichnenden, bezeugen hiermit, dass wir den heiligen Engel gesehen haben, wie er auf dem Sims des Hauses gestanden hat und die Rolle und das Buch hielt, wie wir in vorangegangener Erklärung erwähnt haben "

Sie haben also einen "heiligen Engel" gesehen. Was ist ein heilger Engel? Woher wussten sie, dass es einer war? Woher beziehen sie ihr Wissen, dass es überhaupt heilige Engel gibt? Engel = Bote, also war es ihrer Meinung nach ein heiliger Bote. Nun, was bedeutet "heilig"? Und wer hat diesen Boten gesandt? Nur aus der nebulosen Aussage, dass er "heilig" war, zu schließen, dass dieser Bote (Engel) von Gott kam, ist etwas weit hergeholt.

Dann könnte man weiter fragen: Wer oder was ist Gott? Versteht nicht fast jeder Gläubige etwas ganz anderes unter dem Begriff Gott? Was bleibt uns also als Sicherheit von dem oben angeführten Zeugnis? Nichts! Wir können uns davon beeindrucken und beeinflussen lassen, dass acht Zeugen das Gleiche bezeugen und es ernsthaft vorbringen. Das ist aber auch schon alles. Wir wissen nicht, was sie dazu gebracht hat dies zu bezeugen, wir wissen aber, dass es verschiedenste Gründe dafür geben kann, weshalb Menschen etwas öffentlich bezeugen, außerdem, ein Zeugnis ist kein Beweis für die Wahrheit der bezeugten Sache.

Damit sind wir wieder an dem Punkt angelangt, dass die Annahme eines solchen Zeugnisses allein an unserer Entscheidung liegt, ob wir das glauben wollen oder nicht. Egal, wie wir uns auch entscheiden - unsere Entscheidung unterstreicht oder bestätigt ebenfalls nicht im Geringsten die Wahrheit dieses Zeugnisses. Menschen lassen sich gerne von der Masse mitreissen, schließen sich gerne Mehrheitsmeinungen an, denn wir sind Herdentiere und Gruppeneinigkeit löst in uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit aus. Wir fühlen uns stärker und auf dem "richtigen" Weg, aber das Gefühl von Stärke, Einigkeit und Sicherheit sagt nichts über die Qualität und Wahrheit der Meinung oder Behauptung aus, von der wir diese Sicherheit und unser Wohlbefinden ableiten. Gefühle können sehr trügerisch sein, besonders dann, wenn sie in der Masse auftreten. Es handelt sich also nur um eine vorgegaukelte Sicherheit, die in vielen Fällen auch Selbstbetrug sein kann. Wenn wir also etwas glauben wollen, weil es uns gefällt, dann sollten wir uns ehrlicherweise auch eingestehen, dass wir es eben nur glauben wollen und uns nicht einzureden versuchen, dass wir es wissen.

Etwas anzunehmen, das uns ein gutes Gefühl vermittelt und uns glücklich macht, ist reine Privatsache und nichts mit dem wir missionieren gehen sollten. Es ist keine allgemeingültige Wahrheit, die wir anderen Menschen aufzwingen müssen, nur damit wir nicht so alleine damit dastehen, oder weil wir überheblich denken, dass unser gutes Gefühl auch andere Menschen glücklich machen muss, ja zwingend notwendig zur Errettung anderer Menschen ist. Was dann so weit führen kann, dass wir denjenigen, die es nicht annehmen wollen, mit Verdammnis drohen und in ihnen Menschen zweiter Klasse, eben Verlorene sehen. Das ist Sektendenken.

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