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Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 16. Oktober 2003, um 14:37 Uhr
Betrifft: Erbärmliches Christentum

>Ich persönlich halte Homosexualität für falsch, da sie dem Plan Gottes zuwiderläuft.

Wenn schon, dann müsste es korrekterweise heissen: "da sie dem Plan Gottes nach dem Verständnis der Christen zuwiderläuft".

>Aber die Homosexuellen sind nicht die Einzigen, die Schuld auf sich laden. Ich denke, daß Gott jegliche Lebensweise, die diesem Gesetz widerspricht, ad absurdum führt.

Ich denke, dass diejenigen Schuld auf sich laden, die Homosexuelle und andere Minderheiten, die ihnen nicht in den Kram passen, verurteilen und ausgrenzen und das auch noch mit dem Willen Gottes rechtfertigen, weil sie zu feige sind zu ihren eigenen, primitiven und menschenfeindlichen Ansichten zu stehen. Oder einfach zu dumm um ihren Verstand zu benutzen. Also schieben sie die Verantwortung auf einen imaginären Gott, den sie sich aus der Grundlage einer Jahrtausende alten Schriftensammlung erschaffen haben, damit sie ihre Erbärmlichkeit rechtfertigen können.

Falls sich jemand angesprochen fühlen sollte, ist das sein Problem, nicht meines. Ich zeige hier lediglich auf, was das Christentum aus Menschen machen kann. Selbstverständlich weiss ich auch, dass es sehr viele Christen gibt, die zumindest versuchen, soweit es ihre Religion zulässt, das richtige menschliche Miteinander zu finden.

Ich halte es lieber mit Voltaire, der gesagt hatte:

Alles um euch, alles in euch ist ein Rätsel, dessen Lösung zu erraten dem Menschen nicht gegeben ist ... wir schwimmen alle in einem Meer, dessen Gestade wir nie gesehen haben ... wir schwimmen im Meer der Ungewissheit und das muss so sein, da wir nur Tiere sind ...

Voltaire glaubte dennoch an einen Gott, aber das war nicht der Gott der Bibel, sondern dieser Gott entsprang dem Gottesgedanken, den, nach Voltaires Ansicht, jeder von uns in sich trägt und der aus der natürlichen Logik entsteht. Ich teile diese Meinung zwar nicht ganz, aber vielleicht hilft sie Jemandem hier:

Bedenke, dass die ewige Weisheit des Allerhöchsten mit eigener Hand deinem innersten Herzen die natürliche Religion eingeprägt hat.

Weiters sagte er:

Ich bin kein Christ, aber nur deswegen nicht, um ihn, den Gott, umso mehr zu lieben

Um es nochmals deutlich zu machen: Nächstenliebe ist kein Monopol der Christen, sie existiert unabhängig von jeder Religion und ist ein Produkt der menschlichen Intelligenz. Es gab sie schon lange vor dem Christentum. Christen haben die Nächstenliebe (die auch Toleranz mit einschließt) zwar auf ihre Fahne geschrieben und zum Gebot gemacht, aber genau aus diesem Grund ist sie meist nur geheuchelt. Welcher Christ kann schon, wenn er ganz ehrlich ist, von sich behaupten, dass er seine Nächsten tatsächlich um ihrer selbst willen liebt und nicht, weil er Angst davor hat, den Geboten seines Gottes nicht zu genügen? Was selbstverständlich Strafe nach sich ziehen würde, weil der Gott der Christen nun mal ein rachsüchtiger Egozentriker ist. Also wird "Nächstenliebe" oft bis zur Aufopferung aus Eigennutz und Angst vor dem strafenden Gott geübt. Was selbstverständlich trotzdem vielen Bedürftigen hilft, auch wenn aufgrund der falschen Basis, dies dem Gebenden letztendlich schadet. Doch auch hier gilt, dass Ausnahmen nur die Regel bestätigen.

Ansonsten fasse ich es einfach nicht, dass in unserer aufgeklärten Zeit, sich immer noch so viele gebildete Menschen an einem Uralt-Schinken hochziehen können, dessen Inhalt u.a. nur den Versuch einer Gotteserklärung enthält. Geschaffen von Menschen, deren damaliges beschränktes Wissen zu nicht mehr ausreichte und deshalb verständlich ist. Ich fasse es nicht, wie nach so langer Zeit und mit unserem heutigen Wissensstand, Menschen immer noch an diesem Jahrtausende altem Gottesbild festhalten und darauf ihr Menschenverständnis aufbauen. Und dadurch immer wieder so viel Leid in die Welt bringen. Ich behaupte, dass die Vorteile des Christentums bei weitem nicht die Nachteile aufwiegen, weshalb es für mich verabscheuungswürdig ist.

Daran ändern auch die vielen kleinen Versuche denkender Menschen nichts, die dabei sind aus dem Christentum eine lebbare Religion zu schaffen, indem sie sich die Rosinen heraussuchen und darauf ihre Glaubensgemeinschaft aufbauen, die dem menschlichen Grundprinzip der Nächstenliebe gerecht wird. Diese Menschen würden das locker auch ohne Religion schaffen und hätten so auch mehr Potenzial an Energie und Zeit zur Verfügung.

Und um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin weder homosexuell, noch böse, auch nicht verbittert oder sarkastisch. Mangels gesetzter Smilies natürlich auch nicht spöttisch oder ironisch, ebenso klage ich nicht an. Ich habe hier lediglich über Tatsachen geschrieben, die so gerne verdrängt oder einfach nicht erkannt werden.

Allerdings muss ich zugeben, dass mich die geheuchelte Nächstenliebe samt der arroganten Überzeugung, sein Handeln und Denken mit der Zugehörigkeit zur richtigen Religion rechtfertigen zu können und deshalb als richtig und edel anzusehen, manchmal gewaltig ankotzt. Besonders, wenn ich beobachten muss, wie sogenannte Minderheiten dadurch verletzt und gedemütigt werden.

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