Beitrag 74 von 100 Beiträgen. |
Seite erstellt am 26.4.24 um 5:53 Uhr |
Verfasser: Elvira Datum: Mittwoch, den 15. Oktober 2003, um 17:48 Uhr Betrifft: Ein biÃchen tiefer geblickt
Hallo Tobias,
ich bin mal Deinen Zitaten nachgegangen, das ist ziemlich umfangreich und ich werde daher nur auf Teile davon eingehen können.
http://www.geocities.com/Athens/Parthenon/2671/realgod.html
http://www.angelfire.com/ga/kevgram/Godlike.html
http://www.jefflindsay.com/LDSFAQ/FQ_Christian.shtml1.Ernst Benz wird immer wieder nur von den gleichen Leuten zitiert, nämlich von HLT Apologeten. Die bewusste von Dir vorgetragene Stelle wird von keinem anderen, also nichtmormonischen Religionswissenschaftler zitiert. Es ist ausschlieÃlich Benz auf den sich Barry Bickmore und FAIR.lds beziehen.
Ich werde immer stutzig wenn für eine These nur die Aussagen eines Wissenschaftlers benützt werden und nicht von mehreren zur gleichen Aussage gekommen wird. Ich werde auch dann stutzig, wenn Aussagen sehr alt sind und es keine neuere Forschungsergebnisse dazu gibt. Beides trifft bei Benz zu, weswegen ich auf seine Aussagen mit Vorsicht genieÃe.
2.Lassen wir uns auf Benz ein, dann fällt wiederum auf, dass er sich in erster Linie auf Irenäus von Lyon, den Du ja auch schon zitiert hast bezieht.
3.Wenn man sich die frühe Kirchengeschichte und die Schriften von Irenäus von Lyon anschaut, muss man folgendes feststellen:
a) Es gab neben Irenäus zu selben Zeit noch weitere sogenannte Kirchenväter (was in der kath. Theologie darunter verstanden wird, wäre alleine eine Ausführung wert). Sie waren in ihrem Rang gleich, also bewerten wir ihre Aussagen auch mal als gleichwertig. Wenn man sich dann die Lehren der anderen Kirchenväter zu Gemüte führt, dann merkt man, dass niemand von denen die Theosis vertritt.
b) Irenäus hat sich in seinen Schriften hauptsächlich der Bekämpfung der Gnosis gewidmet und er hat nach Wegen gesucht, gegen Häretiker mit dem âWort Gottesâ vorzugehen. Er war der Erste, der damit begonnen hat sich auf eine Art Kanon (umfasste die Evangelien, Apg. Und die meisten Briefe ) zu beziehen und daraus theologische Aussagen zu gewinnen. Er setzte auf Tradition und Sukzession (die Gemeindeältesten haben in direkter Nachfolge die christl. Lehre weitergegeben), was der HLT Vorstellung von der frühen Kirche entgegenkommt. Irenäus selbst hat aber auch erst so zw. 140 und 150 n.Chr. gelebt und war kein Zeitzeuge Jesu mehr.
c) Weil er sich gegen die Gnosis im Christentum wendet, muss er sich mit der Schöpfung und der Lehre der Erlösung auseinander setzen. Dazu bezieht er sich auf die vorhandenen Schriften und bekommt damit die ersten Probleme mit den verschiedenen Stellen die Jesus einmal als Mensch, ein anderes Mal als Gottessohn bezeichnen und auÃerdem muss der Monotheismus aufrecht erhalten werden.
Irenäus schafft das indem er (von mir zusammengefasst ) sagt:
âWenn in Adam alle Menschen etwas verloren haben, dann muss der der alle Menschen umschlieÃt, nämlich Christus als zweiter Adam ein wahrer Mensch sein. Anderseits muss Christus wahrer Gott sein, denn die zur Erlösung gehörende volle Gotteserkenntnis, kann nur von dem gebracht werden, der selbst Gott ist.â
Irenäus hat dieses Erlösungsgeschehen verkürzt folgernder maÃen ausgedrückt:
âChristus ist zu dem geworden, was wir sind, damit er uns zu dem machen kann, was er war.âDiese Aussage kann fälschlich dahingehend gedeutet werden, dass es Irenäus darum gegangen wäre, zu sagen, dass der Mensch sich zum Gott entwickeln wird. Tatsächlich bezieht sich diese Aussage aber ausschlieÃlich auf das Erlösungsgeschehen und nicht auf den Status als Gott.
4.Ich habe das zwar hier schon öfter gesagt, aber in diesem Zusammenhang muss ich noch mal daran erinnern. Es gibt keine Schriften die Jesus selbst verfasst hat. Es gibt diese authentische Gotteswort, wie es von der HLT Theologie verstanden wird nicht. Was wir haben sind die Aussagen der Evangelisten über Jesus und die Lehrbriefe von Paulus. Für mich ist Paulus aber bereits der erste Theologe, d.h. er interpretiert die Lehre von Jesus, und das vor seinem ganz ureigenen Hintergrund, als überzeugter Jude.
Es gab diese Einheit der frühen Kirche überhaupt nie, wie die HLT Theologie behauptet. Es gab keine Tradition der Ãmter. Im Gegenteil gab es zu Beginn eine groÃe Vielfalt an Ãberzeugungen und Vorstellungen im Christentum. Und sogleich ging auch der Streit um die richtige Lehre los. GroÃe Teile der Apg. und der Briefe im NT widmen sich genau dieser Thematik
Erst allmählich bildeten sich da MaÃstäbe heraus. Dazu beigetragen haben sicherlich die Kirchenväter und die diversen Konzilien auf denen beraten und gestritten wurde, um die rechte Lehre.
Es gab dagegen nie ein organisiertes Profetentum, das die Geschicke der Kirche für Gott lenkte. Insofern ist der Wiederherstellungsgedanke von J. Smith auch ziemlich unsinnig, weil es dieses Konstrukt, das er aufbaute nie in dieser Form gab. Aber das nur als Nebengedanke.5.Es ist doch ratsam sich auch auf sprachliche Unterschiede einzulassen, denn schon da kann man zeigen, dass es nur einer anderen Ãbersetzung bedarf und schon hat man eine vollkommen andere Aussage.
Auf http://www.angelfire.com/ga/kevgram/Godlike.html steht:Biblical references to the Mormon concept of Diefication
We are the offspring of God - Acts 17:29, Heb. 12:9
We are heirs of God - Gal. 4:7
We are joint heirs with Christ - Rom. 8:14-17
We shall inherit all things - Rev. 21:7
We shall receive a mansion - Jn. 14:2
We shall sit on Gods throne - Rev. 3:21
We will be given a crown of glory - 1 Pet. 5:4
We shall receive the same glory and image as the Lord - 2 Cor. 3:18
We will receive the same type of body as Christ - Phil. 3:21
We will be given power - Rev. 2:26
We will be made rulers - Matt. 25:21,23
We shall judge the world and angels - 1 Cor. 6:2,3
We shall judge the world and angels - 1 Cor. 6:2,3
We will bear the image of the heavenly - 1 Cor. 15:49
We will be like God - 1 Jn. 3:2
We will partake of Gods divine nature - 2 Pet. 1:4
"come to share in the very being of God." [2 Peter 1:4 NEB.]Hier wird eine Vielzahl von Schriftstellen zitiert, die die Gottwerdung des Menschen unterstreichen wollen. Während im englischen Text noch teilweise âGötterâ vorkommen benützt die deutsche Einheitsausgabe der Bibel nur die Begriffe. â Sohn/Söhne Gottes/ Erben/ am Erbe teilhaben.â
Gott sein und Sohn Gottes / am Erbe teilhaben/ Gemeinschaft haben mit dem Vater und dem Sohn ist aber etwas grundlegend anderes. Müsste man also erst mal die Begriffe klären. Auf keine Fall halte ich es für zulässig die genannten Schriftstellen für ein Stützung der HLT Lehre der Gottwerdung des Menschen heran zu ziehen.5. SchlieÃlich müsste man sich auch noch damit auseinander setzen, was der Begriff âGott seinâ , âGott werdenâ und vor allem "Götter" im AT bedeutet hat und was z.Z. von Jesus. Denn diese Begriffe dürften sich auch schon signifikant von der Meinung J. Smiths unterscheiden.
Meine Schlussfolgerung:
Für mich sind die Ausführung der HLT Apologeten, die sich auf Benz und Irenäus berufen nicht stichhaltig, weil wie dargelegt, Irenäus Aussagen ganz anders zu interpretieren sind. Selbst wenn man mal zugrunde legt, dass es diesen Gedanken der Gottwerdung des Menschen beim einen oder anderen Kirchenvater oder als Störmung im frühen Christentum tatsächlich gab, heiÃt das noch lange nicht, dass das so vom überwiegenden Teil der Gläubigen aufgefasst wurde und dies ein Glaubensgrundsatz der frühen Kirche war.Quelle: 2000 Jahre Christentum, Hrsg. Günter Stemberger,