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Verfasser: Ghost
Datum: Samstag, den 19. Januar 2013, um 9:51 Uhr
Betrifft: Ein Prediger

Journal of Discourses, Band 1, Seite 83, Brigham Young im Tabernacle:

Ich möchte euch einen Traum erzählen, den ich letzte Nacht hatte. Ich träumte, dass ich mich inmitten eines Volkes befand, das in Lumpen und Fetzen gekleidet war; sie hatten Turbane auf ihren Köpfen und diese hingen ebenfalls in Fetzen herunter. Die Lumpen waren in vielen Farben und, wenn sich die Leute bewegten, waren sie alle in Bewegung. Ihr Zweck schien zu sein, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie sagten zu mir: "Wir sind Mormonen, Bruder Brigham." "Nein, seid ihr nicht", antwortete ich. "Aber wir sind es gewesen." sagten sie und sie begannen zu springen, und Kapriolen zu schlagen, und zu tanzen und ihre Lumpen aus vielen Farben befanden sich alle in Bewegung, um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen. Ich sagte: "Ihr seid keine Heiligen, ihr seid ihnen eine Schande." Sie sagten: "Wir sind Mormonen gewesen." Nach und nach kamen einige Pöbelherrscher vorbei und sie grüßten sie mit: "Wie geht es Ihnen, Sir, ich freue mich, Sie zu sehen." Eine Stunde lang machten sie auf diese Weise weiter. Ich fühlte mich ihretwegen beschämt, denn sie waren in meinen Augen für den "Mormonismus" eine Schande. Dann sah ich zwei Raufbolde, von denen ich wusste, dass sie Pöbler und Mörder waren, und sie krochen in ein Bett, wo eine meiner Frauen und die Kinder waren. Ich sagte: "Ihr, die ihr euch Brüder nennt, sagt mir, ist dies unter euch Mode?" Sie sagten: "O, sie sind gute Menschen, sie sind Gentlemen." Daraufhin nahm ich mein großes Bowie-Messer, das ich in Nauvoo immer als Brustnadel benutzte, und schnitt einem von ihnen die Kehle von Ohr zu Ohr durch und sagte: "Gehe direkt zur Hölle!" Der andere sagte: "Du wagst es nicht, mich so zu behandeln." Ich sprang sofort auf ihn los, packte ihn an den Haupthaaren und riss ihn nieder, schnitt seine Kehle durch und schickte ihn seinem Kameraden hinterher. Dann sagte ich beiden, dass sie, wenn sie sich benehmen, noch am Leben bleiben sollten, aber wenn nicht, dann würde ich ihnen den Hals durchtrennen. An dieser Stelle erwachte ich.

Mir wird immer klarer, welches Gewaltpotential in Brigham Young gesteckt haben muss. Neben seiner offensichtlichen Fähigkeit, stundenlange "Predigten" förmlich aus dem Ärmel  schütteln zu können, beherrschte er die Kunst, diesen Predigten den Anschein göttlicher Inspiration zu verleihen, indem er aus seinem (wirklich geträumten oder zusammengedichteten?) Traum heraus berichtete. Er trug in Nauvoo ein "großes" Bowie-Messer als "Brustnadel"? Was soll man davon halten?

Abgesehen davon erscheint seine Traumschilderung irgendwie glaubhaft, weil sie so kurios erscheint und typische Merkmale eines wirklichen Traumes aufweist. Die Art und Weise seiner Schilderung spricht für eine sehr hohe sprachliche Intelligenz. Wie interpretierst du den letzten Passus, wo er, nachdem er beiden ja im Traume seiner Beschreibung nach bereits die Kehlen durchgeschnittten hatte, er hinzufügt, dass sie, wenn sie sich benähmen, sie noch am Leben bleiben sollten, und falls nicht, er ihnen den Hals durchtrennen würde (an dieser Stelle erwachte er). Mich irritiert diese Aussage etwas. Hat er es im Traume getan oder nicht? Warum dieser scheinbare Rückzieher? Wie soll man das verstehen? Wurde ihm schnell bewusst, dass er gerade zugestanden hatte, im Traume einen vorsätzlichen Totschlag begangen zu haben, und versuchte er geschickt, durch seine (improvisierte?) Ergänzung die ganze Sache vor der Gemeinde abzuschwächen?

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