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zum Thema Mikrofilme dank Mormonen - aber keine Rede von mormonischer Taufe
Seite erstellt am 26.4.24 um 5:05 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Sonntag, den 22. Juli 2001, um 7:09 Uhr
Betrifft: HLT war rassistischer Tradition verpflichtet – Neger und Juden inferior

Olaf schrieb u.a.:
> Die "Berufssippenforscher" des Deutschen Reiches in der Zeit des Nationalsozialismus haben zum Zwecke des Nachweises der sogenannten "Aarischen" Abstammung Personenstandsunterlagen und Kirchenbücher in Leipzig gesammelt und verfilmt.

Das bringt natürlich die Frage auf, ob es irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen der genealogischen Forschung im Dritten Reich und der von den Mormonen betriebenen gibt. Diese Frage muss ohne Umschweife bejaht werden. Diese Gemeinsamkeiten gibt es.

Das Problem ist die Rassenthematik, die sowohl im Nationalsozialismus als auch im HLT-Mormonismus eine entscheidende Rolle gespielt hat, die letztlich die Superiorität der arischen Rasse hervorheben und die abgestufte Inferiorität anderer Rassen belegen sollte. Unter Hitler konnte man mit der falschen Genealogie im Vernichtungslager enden. Bei den Mormonen konnte man mit der falschen Genealogie kein Priestertum bekommen und war somit von "Erhöhung" und "ewigem Leben" ausgeschlossen, nach mormonischer Lehre ist das mit dem "zweiten Tod" zu vergleichen, also ein theologischer Genozid.

Brigham Young machte keinen Hehl aus seinen Lehren, und wenn der "Prophet" z.B. im Tabernakel spricht, dann haben die "Heiligen" die Angewohnheit, dies als verbindliche Lehre hinzunehmen, und zwar bis zum heutigen Tag. Und was er da von sich gegeben hat, würde ihm heute in Deutschland sofort eine Anklage wegen Volksverhetzung einbringen.

Die mormonischen Geschichtsbücher sind voll damit, denn es wurden ja schon damals nicht wenige Ansprachen dieser "Generalautoritäten" aufgezeichnet. Kleines Beispiel gefällig?

„Can you make a Christian of a Jew? I tell you, nay. If a Jew comes into this Church, and honestly professes to be a Saint, a follower of Christ, and if the blood of Judah is in his veins, he will apostatize.“

Oh ja, besser kann man wohl niemanden wegen seiner Rasse als minderwertig abstempeln. Young koppelte das immer mit dem Blut, und so unterschied er wohl zwischen dem reinen Arierblut und z.B. dem Negerblut, Judenblut oder Indianerblut. Am schlimmsten waren laut Young die Schwarzen dran, die Nachkommen von Kain seien:

„ He killed his brother. The Lord put a mark on him; and there are some of his children in this room. When all the other children of Adam have had the privilege of receiving the Priesthood, and of coming into the kingdom of God, and of being redeemed from the four quarters of the earth, and have received their resurrection from the dead, then it will be time enough to remove the curse from Cain and his posterity.“

Dieser letzte Satz dürfte wohl ausreichen, um Young als falschen Propheten überführt zu haben. Die Mormonen müssen sich auch nicht einreden, dies sei nur eine private Äußerung Youngs gewesen, er hat diese Rede auf einer Konferenz am 3. Dezember 1854 im Tabernakel gehalten.

Young machte die für seine Anhänger sehr markanten Aussagen, dass selbst ein Tropfen Judenblut oder Negerblut ausreiche, um die gesamte Blutlinie zu verunreinigen. Über die Jahre prägte sich diese Lehre bei den HLT ein und blieb somit auch nach Youngs Tod bestehen. Allerdings kam es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zu massiven Problemen bei der Bestimmung der Würdigkeit für die erlösungsnotwendigen Sakramente der Mormonen. Man stritt darüber, ob nun vier oder acht Generationen ohne negroiden Einfluss notwendig seien. Und so musste eine Entscheidung her:

„President [Joseph F.] Smith … referred to the doctrine taught by President Brigham Young which he (the speaker) said he believed in himself, to the effect that the children of Gentile parents, in whose veins may exist a single drop of the blood of Ephraim, might extract all the blood of Ephraim from his parents’ veins, and be actually a full-blooded Ephraimite ... Assuming, therefore, this doctrine to be sound, while the children of a man in whose veins may exist a single drop of negro blood, might be entirely white, yet one of his descendants might turn out to be a pronounced negro. And the question in President Smith’s mind was, when shall we get light enough to determine each case on its merits? He gave it as his opinion that in all cases where the blood of Cain showed itself, however slight, the line should be drawn there; but where children of tainted people were found to be pure Ephraimites, they might be admitted to the temple.“

Man sieht, es war schon eine schwerwiegende Sache, über die man nicht leichtfertig entscheiden konnte. Also entschied Smith als Kirchenpräsident, dass man schon körperliche Anzeichen für den gewissen Tropfen unreinen Blutes sehen muss. Weiter sieht man, dass es bei der Zuordnung der Abstammung im "Patriarchalichen Segen" wesentlich mehr war als ein unnützes Anhängsel, ein Patriarch konnte nämlich somit entscheiden über zweiten Tod oder nicht.

Trotz der allgemeinen verwaltungstechnischen Schwierigkeiten wurde diese Regelung bis 1978 aufrecht erhalten. Doch inzwischen wusste die Fachwelt längst, dass die Begründung mit dem unreinen Blut völliger Schwachsinn ist, es war also ohenhin längst überfällig, dieses Relikt aus den frühen Tagen des Mormonismus abzuschaffen, und so war die Drohung der Finanzbehörde über den Entzug des steuerbefreiten Status der HLT-Organisation nur der Auslöser dafür, dass Spencer Kimball diese rassistische Regelung außer Kraft setzte.

Wie schön, dass auch eine Gemeinschaft mit einer 150-jährigen rassistischen Tradition umdenken kann, wie traurig jedoch, dass es dazu immer erst massiven Druckes von außen bedarf.

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