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zum Thema Mikrofilme dank Mormonen - aber keine Rede von mormonischer Taufe
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Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 18. Juli 2001, um 4:08 Uhr
Betrifft: Mikrofilme dank Mormonen - aber keine Rede von mormonischer Taufe

Neue Luzerner Zeitung
18.7.2001

Familienforschung international

Die Religionsgemeinschaft der Mormonen, «Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage», wurde 1830 in Amerika gegründet. Ihr Zentrum haben die Mormonen in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Ihre Lehre stützt sich unter anderem auf Botschaften der Bibel, weicht aber in wesentlichen Punkten von der christlichen Lehre ab. Der Gemeinschaft gehören weltweit mehrere Millionen Menschen an, in der Schweiz sind es etwa 6000.

Es gehört zur Glaubenstradition der Mormonen, dass die Beziehungen zwischen Mann und Frau und zwischen Eltern und Kindern so intensiv in der Familie verbunden werden können, dass sie auch über den Tod hinaus Bestand haben. Um ihren Vorfahren die besondere Weihe der Familienbande ebenfalls zugänglich zu machen, führen sie nachträglich Eheschliessungen und die «Siegelung» zwischen Kindern und Eltern durch.

Zu diesem Zweck betreiben die Mormonen genealogische Forschungen grossen Stils. Das Archiv der Genealogischen Gesellschaft von Salt Lake City verfügt über zwei Millionen Rollen Mikrofilm, auf denen Urkunden aus mehr als hundert Staaten und eben auch die Luzerner Pfarrbücher aufbewahrt werden.

http://www.neue-lz.ch/news/artikel.jsp?ref=30130968

Staatsarchiv

Mikrofilme dank Mormonen

Pfarrbücher auf Filmrollen: Im Luzerner Staatsarchiv gibt es davon Hunderte. Ein neues «Findbuch» erleichtert den Zugang - zum Beispiel für Familienforscher.

Mikrofilme dank Mormonen
Das Erstaunlichste vorweg: Dass Tauf-, Ehe-, Sterbe- und Jahrzeitbücher aus den Luzerner Pfarreien auf Zelluloid gebannt wurden, ist primär nicht einem rührigen Staatsarchivar zuzuschreiben, sondern den Mormonen. Die Genealogische Gesellschaft von Salt Lake City (USA) regte vor bald dreissig Jahren die Verfilmung an - und berappte sie auch (siehe Kasten nebenan). In den Jahren 1974/75 sowie 1984 wurden die Pfarrbücher aus Stadt und Land, so weit sie nicht bereits im Staatsarchiv lagen, zum Filmen nach Luzern geholt.

Einblick am Bildschirm

Seither können Interessierte mit Hilfe der Mikrofilme diese Pfarrbücher, die eine Fülle von Personendaten aus vergangenen Jahrhunderten enthalten, am Bildschirm einsehen und Kopien einzelner Seiten herstellen. Alle Personendaten, die älter sind als 100 Jahre, sind frei zugänglich. Wer neuere Quellen nutzen will, benötigt eine formelle Bewilligung, die in der Regel auch ohne Umstände erteilt wird.

Pfarrer waren Zivilstandsbeamte

Das Zivilstandswesen lag im Kanton Luzern bis 1833 ausnahmslos in den Händen der Kirche. Auf Geheiss des Konzils von Trient und der römischen Kurie führten die Pfarrer vom späten 16. Jahrhundert an Buch über Geburten, Eheschliessungen und Todesfälle in ihrer Pfarrei. Weiter zurück gehen die Jahrzeitbücher mit ihren Angaben über die gestifteten Sterbegedächtnisse. Als demografische Quelle dienen zudem die sogenannten Bruderschaftsrödel. Sie halten die Namen der Mitglieder und die finanziellen Verhältnisse geistlicher oder zunftähnlicher Bruderschaften fest, die im Leben der katholischen Pfarreien vor allem im 18. und 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielten.

Teilweise liederliche Buchführer

Generell waren die Qualität der Buchführung und der Umfang der erfassten Daten höchst unterschiedlich. Zwar findet man in den Pfarrbüchern lange Reihen von Namen, Angaben über verwandtschaftliche Zusammenhänge hingegen fehlen meistens. Da sind bei den Forschern Kombinationsgabe und Spürsinn gefordert. «Viele Pfarrbücher weisen auch zeitliche Lücken auf, was auf die Nachlässigkeit der betreffenden Pfarrer zurückzuführen ist», weiss Staatsarchivar Anton Gössi, der sich seit Jahren mit den demografischen und genealogischen Quellen und deren Inventarisierung befasst.

Kirche und Staat gemeinsam

Im Gefolge der liberalen Verfassung von 1831 ordnete der Staat Luzern ab 1834 die Führung von bürgerlichen Geburts-, Ehe- und Sterberegistern an. Allerdings waren weiterhin die Pfarrer für diese Register verantwortlich - auch für die Erfassung von Einwohnern anderer Konfessionen. Die neuen Formulare zeigten deutlich, «dass jetzt ganz andere Interessen hinter der Pfarrbuchführung standen», stellt Anton Gössi fest. Es ging jetzt nicht mehr um Seelsorge und kirchenrechtliche Aspekte wie etwa Ehehindernisse, «jetzt trat der moderne Staat auf, der seine Bürger datenmässig erfassen wollte». Übrigens mussten erst von der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches an die Frauen ihren ursprünglichen Familiennamen aufgeben.

Unterwegs zur Bundes-Datenbank

Das gemischte kirchlich-staatliche System galt bis zur Einführung des eidgenössischen Zivilstandsregisters 1875/76. Der Bund verpflichtete nun die Kantone, ihr Territorium in Zivilstandskreise einzuteilen. Diese sind im Kanton Luzern mit den Einwohnergemeinden identisch, die Verantwortung für die Registerführung liegt bei den amtierenden Gemeindeschreibern. Zurzeit ist mit dem Projekt «Infostar» eine umfassende Neugestaltung des Zivilstandswesens im Gange. Schon bald sollen sämtliche Register zur Beurkundung des Personenstandes zentral auf einer Datenbank des Bundes in Bern geführt werden.

Wichtige Geschichtsquellen

Allen Einschränkungen zum Trotz sind die Pfarrbücher für die Geschichts- und Familienforschung einzigartige und unverzichtbare Quellen. Sie werden meistens in den Pfarreiarchiven verwahrt, nur ein kleiner Teil von ihnen befindet sich im Staatsarchiv. Dank der Verfilmung können sie aber dort genutzt werden. Das Staatsarchiv verfügt seinerseits über Abschriften sämtlicher vom Staat angeordneten Register seit 1834 bis in die neueste Zeit. Bis 1875 sind diese indessen, wie erwähnt, nach Pfarreien erstellt worden und erst später gemeindeweise. Das von Anton Gössi und Max Huber bearbeitete neue «Findbuch» weist den Weg zu den Abschriften, Mikrofilmen und Originalbänden mit Hilfe von pfarrei- und gemeindeweise geordneten Verzeichnissen. In einem informativen einführenden Text skizziert Anton Gössi Geschichte und Wandel des Zivilstandswesens im Kanton Luzern.

VON HANS MOOS

http://www.neue-lz.ch/news/artikel.jsp?ref=30130867

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