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Beitrag 8 von 10
zum Thema Sensationeller Fund
Seite erstellt am 19.3.24 um 7:07 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Donnerstag, den 28. Februar 2002, um 8:09 Uhr
Betrifft: Die Mark Hofmann Attentate

GeroDdorf schrieb:

>Was ist der Mark-Hoffmann-Skandal???

Der eigentliche Skandal ist der, daß er beweißt, daß der Anspruch der Kirche (eine ihrer Kernaussagen, wenn nicht die üebrhaupt), insb. der ihrer Führer, per Offenbarung und Inspiration die Kirche zu führen, durch den Mark Hofmann Fall ad absurdum geführt wir. Die sog. Erste Präsidentschaft und die Apostel des sog. Rates der Zwölf sind führen Propheten, Seher und Offenbarer zu sein. Der Präsident der Kirche hat noch "zusätzlich" den "Schlüssel" über die Kirche zu "präsidieren."

Der Hofmann Fall zeigt für den unvoreingenommenen Betrachter unzweifelhaft: Diese Führer hatten, haben und werden keine Führung "durch den Geist" haben. Sie, und dadurch die Kirche, unterscheiden sich durch nichts von allen anderen religiösen Gemeinschaften, Massenbewegungen oder Gruppierungen, außer ihrem Anspruch, in all ihrer Arroganz und Ignoranz, die "einzig wahre" Kirche zu sein, der Rest der Welt alle "verderbt" (sic) und "alle im Irrtum" (JSLG V. 19).

Übrigens: Genauso verhält es sich mit den vielen (zu vielen) Fällen vom sexuellem Mißbrauch in den Kirchenreihen: Über Jahre haben z.B. Mitglieder der Kirche sexuellen Mißbrauch betrieben, sogar Führungskräfte wie Bischöf, und über die Jahre hat niemand, absolut niemand, durch den "Geist des Herrn" gemerkt. Keine Eltern, keine anderen Mitglieder, keine Kirchenfunktionäre (trotz Würdigkeitsinterviews), die betreffenden kriminellen Täter führten sogar selbst weiterhin Interviews über die Würdigkeit ihrer Gemeindemitglieder, und besuchten de Tempel der Kirche. Unerkannt, weiter ihre Kreise ziehend. Deshalb kriege ich zangsläufig immer das große Grinsen, wenn Mormonen mir etwas von Inspiration und Offenbarung vorschwafeln. Sobald es konkret wird, fällt das Wunschgebäude in sich zusammen, das Thema gewechselt, sich auf die letzte Verteidigungsstellung der Mormone zurückgezogen: Dem Führerbunker "Zeugnis." (Doppeldeutigkeit beabsichtigt, da auch die HLT Führer ihren Mitgliedern stets eintrichtern: Egal was kommt, egal was die historischen Fakten sind etc., die Kirche ist wahr etc. Sich die Mitglieder daher in dieser Denk- bzw. Fühlfalle sich eingraben, einbunkern.

Bei den Verbrechen von Mark Hofmann verhält/verhielt es sich ebenso. Hofmann hat über Jahre die Kirche, deren Kirchenführer (inkl. Apostel und Präsidenten) an der Nase herumgeführt, gelogen, betrogen, verarscht und gemordert. Und niemand merkte etwas. Bis er sich zum Schluß selbst ans Messer lieferte, in dem er sich selbst in die Luft sprengte. Niemand ist nicth ganz richtig, die nachweislich ersten Zweifler an Hofmann waren ... Exmormonen! Sandra und Gerald Tanner, die Exmos per se in Salt Lake City. Welche herrlicher Witz der Zeitgeschichte.

Hofmann, Mormone, zurückgekehrter Missionar, ein "typischer Mormone" verdiente sich Ende der 70er sein Geld mit dem An- bzw. Verkauf von hauptsächlich mormonischen alten Dokumenten u.ä. Einem Geschäft womit man viel Geld verdienen konnte, heutzutage umso mehr. Und wenn nur als Geldanlage. Hofmann erkannte, daß die Nachfrage groß war. Um diese zu stillen, und sein Bankkonto zu füllen, begann er mit kleineren Fälschungen (alten Banknoten, Briefen etc.) um sich einen "Namen" zu machen. Er strickte ein geschicktes Netz von Beziehungen und Geschäftspartnern, ein zusammenhängendes, geschichtliches "Gesamtwerk." Seine Methode war einfach, und trotzdem geschickt initiert: Er studierte im Detail die HLT-Geschichte, mit all ihren Fakten, Mythen und Märchen. Dort wo es eine "Legende" gab, streute er, oh Wunder, dann seine gefälschten, in seiner eigenen Fälscherwerkstatt hergestellten, Dokumente etc. her. Diese "paßten" dann, in der Regel immer stets ein wenig bis sehr sensationell. Erfundenes wurde mit Fakten vermischt.

Beispiel: Er erfindet einen Brief und fälscht diesen in hervorragender Art und Weise, wo Joseph Smith an zwei seiner polygamen Ehefrauen schreibt (der "Maria & Sarah Lawrence" Brief), erwähnt darin historische Fakten, "würzt" diese mit einigen unhistorischen (also nicht belegbar) "Wahrheiten."

Der erste große "Knaller" war dann Ende 1980 das "Anthon Transkript." Sensationell, weil es angeblich in der Smith Familienbibel gefunden wurde, scheinbar "reformiertes Ägyptisch" enthielt! Gemeint ist natürlich das berühmte der Kirchengeschichte (stets natürlich in Kirchenkreisen, SoSchu, Seminar etc. in der HLT-glaubensfördernden Version erzählt und gelehrt), wo Martin Harris zu Professor Anthon marschiert mit seinem Schnipsel Papier, wo "Schriftzeichen" von den "goldenen Platten" kopiert sind. Die Story dürfte bekannt sein. Ob die bekannten Schriftzeichen tatsächlich die sind die Harris mitführte ist/ war nie 100% eindeutig. Hier führte nun Hofmann sein "echtes" Anthonmanuskript ein. Es wurde der Kirche übergeben. Alles "paßte." Die Kirchenorgane berichteten davon, publizierten es (z.B. im Ensign in Farbe). Davon gibt es das "berühmte" Photo, wo Hofmann mit Generaltolitäten (inkl. Präsident) über dem Dokument gebeugt, das Dokument betrachten. Der Kirchenpräsident mit Lupe!!! Nicht Seherstein oder dem Geist der Inspiration. Keiner merkte den Lug und Betrug. Sie haben dazu gelernt: Joseph Smith hätte gleich voller inspirierter Begeisterunf verkündet, er würde es "übersetzen" und erkenne so aus dem Stehgreif die Handschrift und Signatur von ... (je nach Belieben zu ergänzen!) ... erkennen.

Das (gefälschte) Anthontranskript von Hofmann hier:

http://www.utlm.org/images/tracking/trackingp72sup_ensignanthontranscript.jpg

Das Photo mit Hofmann und der versammelten, uninspirierten Mannschaft der Generaltolitäten hier (das Bild schreit förmlich danach ein "Mormontoon" zu werden!!!;-) )

http://www.connect-a.net/users/drshades/anthon.htm

Hier hatte Präsident Kimball und er Rest der Mannschaft die Chance per se:

a) mit der Macht Gottes zu übersetzen

b) mit der Gabe der Unterscheidung eine Fälschung, einen Betrug, einen Lügner zu entlarven etc., und ...

versagte kläglich. Manche völlig gehirntoten Mormonen meinen an dieser Stelle (z.B. im privatem Gespräch oder Mailaustausch ... i.a.R  Haßmails, oder bei der zweiten oder dritten Mail sich wieder in den "Führerbunker" zurückziehend), die "Brüder" wären in vertrauensseligen (etc.) Art "getäuscht" worden. Was natürlich das "Problem nur eine Ebene nach "oben" verlagert. Wäre dem so, dann ist somit auch der mormonische Gott getäuscht worden, denn reagiert hat er nicht. Dann wäre er verantwortlich für die spätere Entwicklung (Morde). Dringt er nicht zu seinen "besonderen Zeugen" durch, fragt man sich, aber nicht lange, die Antwort folgt auf dem Fuße: "Wozu braucht man dann noch Generalautoritäten, die dann wahrlich hochbezahlte Generaltolitäten sind.

Beim "Hervorbringen" dieses Dokumentes ging es bereits um $20.000!

Noch sensationeller wurde es, als Hofmann den "Joseph Smith III Segen" (er)fand: Den Segen, wo Smith seinen Sohn als seinen rechtmäßiegen Nachfolger einsetzt ($ 20.000). Dann folgt u.a. der "Lucy Mack Smith Brief" (der Mutter von Joseph, ca. $30.000). Übrigens Hauptverhandlungsführer auf Kirchenseite, Gordon B. Hinckley (old "Oh, I don’t know about that ...")! 1984 rückte Hofmann und die Kirche dann endgültig in Licht der Weltpresse (sogar in Deutschland ein Artikel im Spiegel), für $40.000 wechselt der "Salamander Brief" die Besitzer. In diesem berichtet Martin Harris, wie Smith die goldenen Platten fand: in der steinernen Kiste findet Smith einen Salamander, dieser verwandelt sich (altem magischem Glauben entsprechend, Fakt ist ja, daß die Smith Familie dem magischem Glauben anhing) in einen Geist, der Smith sogar dreimal schlägt! Dies bringt übrigens einige mormonische (! D. Michael Quinn z.B., der später jedoch aisgeschlossen wird) Forschung in Bewegung, die nun endlich dem Mut hat über Smiths Beziehungen zur Magie zu schreiben (Sehersteine, Schatzgrabungen, Wünschelruten, magischen Amuletten etc. Die Quelle per se dazu, "Early Mormonism and the Magic World View", von D. Michael Quinn, Salt Lake City, 1998:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0941214877/qid=1014886743/sr=8-1/ref=sr_aps_prod_1_1/028-0758146-0814910

Der Salamanderbrief hier:

http://www.connect-a.net/users/drshades/salamand.htm

Die Kirche gerät zunehmenr unter Druck wegen ihrer teilweisen Politik Dokumente (insb. natürlich die, die eben nicht so "Glaubensfördernd) nicht zu veröffentlichen. Es kommt zu Spannungen zwischen Kirche und einigen HLT-Wissenschaftlern, dei Veröffentlichung fordern. Später nehmen sie die Sache selbst in die Hand, und publizieren über andere Kanäle und Quellen (es gibt immer irgendwo mindestens eine Person, wo die wissenschaftliche und persönliche Integrität mehr wiegt, wie das "Zeugnis.").

Zwischendurch und anschließend wirft Hofmann immer wieder "kleinere! Fälschungen auf den Markt (Briefe, "Deseret" Banknoten ($2.000 - $12.000 pro Stück). Hofmann’s Geldgeschäfte und Transaktionen nehmen zu und werden langsam unübersichtlich, zudem er aich immer wieder tatsächlich echte Dokumente etc. kauft, verkauft, tauscht etc.

Dann holt Hofmann zum großen Coup aus (1985), er bietet der Kirche die "McLellin Sammlung" an. McLellin war ein Apostel z.Zt von Smith und kannte diesen sehr gut, "fiel von der Kirche ab." Laut Hofmann beeinhaltete diese Sammlung intime Kenntnisse und Aussagen zur frühen Kirchengeschichte und Smith selbst, eine Tagebuch von McLellin. Nur brauchte er eine große Summe an Geld um diese selbst kaufen zu können, um sie anschließend der Kirche weiterverkaufen zu können. Die Kirche verschafft Hofmann u.a. einen Kredit ($185.000, Generaltolität Hugh Pinnock zieht die Fäden und schafft die Kontakte). Die Sammlung selbst sollte Hofmann angeblich $195.000 kosten. Dies alles natürlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Diese Sammlung existierte jedoch nicht. Hofmann hatte sie noch nicht gefälscht. Hofmann brauchte das Geld dringend um Schulden (! man glaubt es kaum, enstanden durch andere Transaktionen) zu bezahlen. Gleichzeitig wurden erste Geschäftspartner stutzig, verlangten ihr Geld zurück etc., machten Druck, drohten mit Anzeige, ein tötlicher Fehler, Hofmann schickte sie mit Sprengsätzen in die Ewigkeit, wurde somit zum Doppelmörder. Währendessen verhandelte er mit der Kirche (Pinnock, Hinckley, Oaks). Hofmann will sich auch Zeit "kaufen" um schließlich seinen endgültig großen Coup landen zu können, den Verkauf eines gefäschten "The Oath of a Freeman," dem Eid eines "freien Mannes," gemeint ist der erste Druck aus der Zeit der alten amerikanisch/briitschen Kolonialzeit. Der erste Druck quasi auf "amerikanischen Boden." Hofmann war sich sicher dafür $1.5 Mio einfahren zu können.

Hofmann fing dann sogar an das Gerücht zu streuen, die "verlorenen 116 Seiten" des ersten Buch Mormon Manuskriptes auffindig gemacht zu haben!

Eine Tag nach dem zweiten Bombenopfer jagte sich Hofmann aus Versehen selbst in die Luft und wurde dabei schwer verletzt. Er sprengte sich und seine Auto in die Luft. Hofmann kam gerade aus dem Kirchenverwaltungsgebäude, die Bombe ging los beim Einsteigen. Er verwickelte sich später in Widersprüche (obwohl er einen Lügendedektortest anfänglich bestand) und gestand später vor Gericht seine beiden Bombenattentate und Fälschungen. Als Tausch (plea bargain) gab er dies zu um nicht die Totesstrafe zu erhalten, ein typischer "Deal." Er hat nie erklärt, für wen die dritte Bombe gedacht war. Hofmann sitzt in Utah für lebenslänglich ein.

Während der Untersuchungen, inkl. FBI, mußte die Kirche es sich gefallen lassen, daß ihr Kirchenarchiv (the President’ Vault) durchsucht wurde. Hierbei mußte die Kirche schließlich zugeben, daß sie schon lange im Besitz einer (der?) McLellin Sammlung war! Aufgekauft im Jahre 1908! Nie bekanntgegeben und veröffentlicht! Die Kirche ließ ein Untersuchung der Sammlung nicht zu. Nun fragt man sich: Warum hielt sie die Transaktion geheim, wollte ein Sammlung kaufen die sie bereits hatte? Warum wurde diese nie veröffentlicht? War der Inhalt zu explosiv? Wollte man deshalb eine mögliche weitere, oder ergänzende McLellin Sammlung unbedingt ankaufen, um "glaubensschädigende Informationen" vom Markt zu haben? Ein Kirchenarchivar ging später mit dieser Information an die Öffentlichkeit.

Hofmann’s Deal führte auch dazu, daß Kirchentolitäten (inkl. Hinckley) nicht in ein mögliches Kreuverhör der Verteidigung genommen werden konnten (bzw. brauchten). Die erneute Unfähigkeit der "Inspiration und Offenbarung" der Kirchenfunktionäre wäre damit sogar Aktenkundig geworden.

Eine sehr gute Einführung (in Engl.) und Übersicht zu Hofmann hier:

http://www.connect-a.net/users/drshades/hofmann.htm

Eine weitere, gute Ausführung (in Engl.) zum ganzen Hintergrund hier:

http://www.utlm.org/onlinebooks/trackingcontents.htm

Die beste Dokumentation dazu, nach meiner Meinung "Salamander. The Story of the Mormon Forgery Murders",  Linda Sillitoe & Allen D. Roberts, Salt Lake City, 1990:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0941214877/qid=1014886743/sr=8-1/ref=sr_aps_prod_1_1/028-0758146-0814910

Cheers, James

PS: Mormonen seine daran erinnert, daß dies alles unrelevant ist, denn:

"Unsere individuellen, persönlichen Zeugnisse beruhen auf das Zeugnis des Geistes, nicht auf der Kombination oder Anhäufung historischer Fakten ... Wenn wir auf dieser Grundlage stehen, kann keine Veränderung der historischen Fakten unsere Zeugnisse erschüttern." (Dallin Oaks, Apostel der Kirche Jesu Christi dHLT, am  8.08.1985)

PPS: Wobei, was anderes als diese beispielhafte Verdrängung kann man von Oaks erwarten? Dem Oaks, den ja Mark Hofmann ja auch verarscht hat?

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