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Seite erstellt am 27.4.24 um 2:52 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Ex-Bischof
Datum: Sonntag, den 24. August 2014, um 11:11 Uhr
Betrifft: Aus der Zeitung ...Die Welt......

.....habe ich diesen interessanten Bericht zu Joseph Smith gefunden:

4. Aug. 2013, 14:48

Diesen Artikel finden Sie online unter :

http://www.welt.de/6069021

03.06.07

Betrügerisches Spiel mit der Offenbarung:
Joseph Smith und die Mormonen

Joseph Smith, der Gründervater der Mormonen, wollte "der Mohammed seiner Generation" werden. Tatsächlich gibt es zwischen den Entstehungsgeschichten des Koran und des Buches Mormon eine Reihe bemerkenswerter Parallelen. Von Christopher Hitchens

Sollten die Anhänger des Propheten Mohammed gehofft haben, mit der Jungfernzeugung ihres Koran allen künftigen "Offenbarungen" vorgebeugt zu haben, dann hatten sie die Rechnung ohne den Begründer einer Religion gemacht, die heute zu den weltweit am schnellsten wachsenden Glaubensgemeinschaften zählt.

Sie konnten auch nicht vorhersehen (schließlich waren auch sie nur gewöhnliche Säugetiere), dass sich der Prophet dieses lächerlichen Kults den ihren zum Vorbild nehmen würde. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, im folgenden Mormonen genannt, wurde von einem talentierten Opportunisten gegründet, der - obgleich sein Text ziemlich ungeniert christliche Begriffe plagiierte - verkündete, er werde "dieser Generation ein neuer Mohammed sein" und als Kampfruf folgende vermeintlich vom Islam gelernten Worte übernahm: "Entweder der Al-Koran oder das Schwert." In seiner Unwissenheit war ihm nicht klar, dass ein bestimmter Artikel vor dem "al" doppelt gemoppelt ist, während er immerhin Mohammed insofern ähnelte, als er sich alles aus fremden Bibeln entlehnte.

Verurteilung wegen Unruhestiftung und Hochstapelei

Im März 1826 verurteilte ein Gericht in Bainbridge, New York, einen einundzwanzigjährigen Mann wegen "Unruhestiftung und Hochstapelei". Danach hätten wir eigentlich nie wieder von Joseph Smith hören sollen, der während der Verhandlung gestand, seine Mitbürger arglistig getäuscht zu haben, als er abstruse Schatzsuchen organisiert und behauptet hatte, über dunkle beziehungsweise magische Kräfte zu verfügen. Stattdessen tauchte er vier Jahre später in den Lokalzeitungen (die man alle noch heute nachlesen kann) als Entdecker des "Buches Mormon" wieder auf.

Er besaß in zweifacher Hinsicht einen ungeheuren Heimvorteil, den die meisten Quacksalber und Scharlatane nicht haben. Erstens operierte er in derselben fieberhaft-frommen Gegend, die uns die Shaker und eine Reihe anderer selbsternannter amerikanischer Propheten beschert hat. Diese Region war für ihren Glaubenseifer so berüchtigt, dass man ihr den Spitznamen "Burned-Over Disctrict" (etwa: "missionarisch abgegrast") gab, in Anspielung darauf, wie hemmunglos ihre Bewohner einer religiösen Hysterie nach der anderen verfielen. Und außerdem betätigte er sich in einer Gegend, die im Gegensatz zu weiten Teilen des sich erschließenden Nordamerikas Spuren einer uralten Geschichte vorweisen konnte.

Vermengung von Habgier und verquaster Völkerkunde

Eine besiegte und verschwundene indianische Zivilisation hatte eine beträchtliche Anzahl von Grabhügeln hinterlassen, die, nachdem sie willkürlich und stümperhaft entweiht worden waren, nicht nur Knochen, sondern durchaus handwerklich hochentwickelte Gegenstände aus Stein, Kupfer und Silber ans Licht brachten. Acht dieser Fundstätten lagen innerhalb eines Umkreises von zwanzig Kilometern nahe der schlecht bewirtschafteten Farm, auf der die Familie Smith zuhause war. Es gab zwei gleichermaßen stupide Glaubensrichtungen oder Fraktionen, die ein gesteigertes Interesse an derlei Dingen bekundeten: zum einen Goldgräber und Schatzsucher, die ihre Zauberstäbe, Kristallkugeln und ausgestopften Kröten bei der Jagd nach Reichtümern einsetzten, zum anderen jene, die hofften, die Ruhestätte eines der verlorenen Stämme Israels zu finden. Smith war so schlau, beiden Gruppen anzugehören und Habgier mit verquaster Völkerkunde zu vereinen.

Die Geschichte dieser Hochstapelei ist fast peinlich zu lesen und fast lächerlich leicht zu entlarven. Am besten wurde sie von Fawn Brodie in ihrem 1945 erschienenen Buch "No Man Knows My History" erzählt, das den wohlwollenden Versuch einer akademischen Historikerin darstellt, die Ereignisse so freundlich wie irgend möglich zu interpretieren.

Auf goldene Platten beschriebenes Buch

Kurz gesagt: Joseph Smith verkündete, ihm sei – dreimal, wie es sich gehört – ein Engel namens Moroni erschienen. Besagter Engel habe ihn über ein Buch informiert, "das auf goldene Platten geschrieben" sei und das sowohl den Ursprung jener Menschen, die auf dem nordamerikanischen Kontinent lebten, als auch die Wahrheiten des Evangeliums erläutere. Ferner gebe es zwei Zaubersteine, eingelassen in die aus dem Alten Testament bekannten Brutschilde Urim und Thummim, die Smith befähigen würden, dieses Buch zu übersetzen. Nach vielen Mühen und Anstrengungen schaffte er diese vergrabenen Gerätschaften am 21. September 1827 zu sich nach Hause – ungefähr achtzehn Monate nach seiner Verurteilung wegen Betrugs. Alsdann machte er sich an seine Übersetzung.

Die "Bücher", die in der Folge entstanden, waren die Berichte alter Propheten, angefangen mit Nephi, dem Sohn des Lehi, der um das Jahr 600 v.Chr. aus Jerusalem geflüchtet und nach Amerika gekommen war. Viele Kämpfe, Gottesstrafen und Unglücke begleiteten ihre weiteren Wanderungen, wie auch die ihrer zahlreichen Nachkommenschaft.

Smith weigerte sich, irgend jemandem die goldenen Platten zu zeigen, und behauptete, ihr Anblick würde für andere den sicheren Tod bedeuten. Nur stieß er auf ein Problem, das Islamforschern bekannt vorkommen dürfte: Als Redner und Geschichtenerfinder war er ungemein wortgewandt und zungenfertig, wie viele Berichte bezeugen. Aber er war Analphabet, zumindest insofern, als er zwar ein wenig lesen, aber nicht schreiben konnte. Daher benötigte er einen Schreiber, der sein erleuchtetes Diktat zu Papier bringen konnte.

Smith psalmodierte durch den Stoff hindurch.

Das war zunächst seine Frau Emma und später, als mehr Helfer erforderlich wurden, ein glückloser Nachbar namens Martin Harris. Nachdem Harris gehört hatte, wie Smith Jesaja 29, 11-12 zitierte, worin die Aufforderung "Lies!" mehrfach wiederholt wird, verpfändete Harris seine Farm im Dienste der Sache und zog bei den Smiths ein. Smith spannte eine Decke quer durch die Küche. Auf der einen Seite saß Harris, auf der anderen saß Smith mit seinen Übersetzungssteinen und psalmodierte durch den Stoff. Als sollte ihm diese Szene noch glücklicher gestaltet werden, wurde Harris eingeschärft, dass er, falls er einen Blick auf die Platten oder den Propheten wagte, auf der Stelle tot umfallen werde.

Mrs. Harris hingegen ließ sich nicht ganz so leicht etwas vormachen, zumal sie über die Charakterschwäche ihres Gatten ohnehin erbost war. Sie stahl die ersten 116 Seiten und forderte Smith auf, seine Übersetzung zu rekonstruieren, was ihm schließlich – in Anbetracht seiner seherischen Kräfte – nicht schwerfallen dürfte. (Entschlossene Frauen wie Mrs. Harris tauchen in der Religionsgeschichte viel zu selten auf.) Nach einigen sehr unbehaglichen Wochen konterte Smith mit einer neuen Offenbarung. Er könne das Original nicht wiederherstellen, da es sich vielleicht schon in der Hand des Teufels befände und nun als "satanische Verse" interpertiert werden könnte.

Aber der alles vorherwissende Gott hatte in der Zwischenzeit einige kleinere Platten angeliefert, ja sogar genau die Platten Nephis, die eine ähnliche Geschichte erzählten. Mit unendlicher Mühe wurde die Übersetzungsarbeit wiederaufgenommen, mit neuen Schreibern hinter der Decke, wie die Umstände es verlangten, und als das Werk vollbracht war, wurden all die heiligen goldenen Platten in den Himmel entrückt, wo sie offenbar bis zum heutigen Tag lagern.

25 000 Worte aus dem Buch Mormon direkt aus dem Alten Testament

Genau wie Muslime erklären überzeugte Mormonen manchmal, das Ganze könne schon darum kein Schwindel gewesen sein, weil ein einziger, armer und schreibunkundiger Mann einen Betrug dieses Ausmaßes gar nicht bewerkstelligen könnte. Sie haben zwei nützliche Argumente auf ihrer Seite: Sollte Mohammed jemals öffentlich des Betrugs und der versuchten Nekromantie überführt worden sein, so gibt es dafür keine historischen Belege, und Arabisch ist eine Sprache, die selbst für jene, die sie einigermaßen flüssig beherrschen, recht undurchsichtig bleibt. Wir wissen jedoch, dass der Koran teilweise aus früheren Büchern und Legenden schöpft, und im Fall von Smith ist es eine gleichermaßen simple, wenn auch mühselige Aufgabe, sich zu vergewissern, dass 25 000 Worte im Buch Mormon direkt dem Alten Testament entnommen sind.

Diese Worte wiederum stehen hauptsächlich in den Kapiteln über Jesaja in dem Buch "View of the Hebrews: The Ten Tribes of Israel in America" von Ethan Smith, einem prominenten presbyterianischen Geistlichen. Das damals populäre Werk eines frommen Irren, der behauptete, die Indianer stammten aus dem Nahen Osten, scheint unseren Smith überhaupt erst auf seine Schatzsucherei gebracht zu haben.

"Bedrucktes Chloroform"

Zusätzliche 2 000 Worte im Buch Mormon entstammen dem Neuen Testament. Von den 350 "Namen" im Buch sind mehr als hundert der Bibel entnommen und weitere 100 so hautnah abgekupfert, dass man auch sie dazuzählen kann. Der große Mark Twain nannte das Buch in einem berühmten Zitat "gedrucktes Chloroform", aber er muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nur die Steilvorlage aufgegriffen zu haben, die das im Werk tatsächlich enthaltene "Book of Ether" bietet, was ja ausdrücklich auf Äther verweist. Die Wendung "Und es begab sich" taucht mindestens 2 000 mal auf; das hat freilich eine einschläfernde Wirkung. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei allen anderen Mormonen-"Dokumenten" im besten Fall um lausige Kompromisse, im schlimmsten um erbärmliche Fälschungsversuche handelte, wie Brodie anlässlich der aktualisierten Neuauflage ihres beachtlichen Buchs im Jahre 1973 zu bemerken nicht umhin konnte.

Wie Mohammed war auch Smith in der Lage, aus dem Stand göttliche Offenbarungen zu erzeugen, oft nur, weil es ihm gerade in den Kram passte – besonders wenn er, wie Mohammed, ein neues Mädchen haben und sie zu einer weiteren Ehefrau machen wollte. Es führte dazu, dass er übers Ziel hinaus schoss und ein gewaltsames Ende fand, nachdem er inzwischen fast all die armen Männer exkommuniziert hatte, die seine ersten Jünger gewesen und von ihm dazu verdonnert worden waren, sein Diktat aufzunehmen. Dennoch wirft diese Geschichte einige äußerst faszinierende Fragen darüber auf, was geschieht, wenn sich blanker Schwindel vor unseren Augen in ernste Religion verwandelt.

Die größte Hürde von Offenbarungsreligionen genommen

Eins muss man ihnen lassen, den "Heiligen der Letzen Tage" (diese anmaßende Bezeichnung wurde Smiths ursprünglicher "Kirche Jesu Christi" 1833 hinzugefügt): Sie haben eine der größten Hürden von Offenbarungsreligionen beherzt genommen, und zwar das Problem, wie mit denen zu verfahren sei, die vor der exklusiven "Offenbarung" geboren wurden, oder mit jenen, die starben, bevor sie die Gelegenheit bekamen, an deren Wunder teilzuhaben.

Die Christen pflegten dieses Problem zu lösen, indem sie sagten, Jesus sei nach seiner Kreuzigung in die Hölle hinabgestiegen, wo er, wie sie glauben, die Toten rettete oder bekehrte. Es gibt in Dantes Inferno jene schöne Passage, in der Jesus kommt, um die Seelen großer Männer wie Aristoteles zu retten, die dort vermutlich schon jahrhundertelang schmorten, bevor er sich ihnen widmen konnte. (In einer anderen nicht ganz so ökumenischen Szene desselben Werks wird in allen grausigen Details geschildert, wie der Prophet Mohammed ausgeweidet wird.)

Gigantische genealogische Datenbank

Die Mormonen haben diese etwas veraltete Lösung auf ganz akribische Weise verbessert. In einer riesigen Halle in Utah richteten sie eine gigantische genealogische Datenbank ein und sind nun eifrig dabei, die Namen all jener einzutragen, deren Geburt, Heirat und Tod seit dem Anbeginn schriftlicher Aufzeichnungen notiert worden sind. Das ist sehr hilfreich, wenn man seinen Stammbaum einsehen möchte, solange man nichts dagegen hat, dass die eigenen Vorfahren Mormonen werden.

Jede Woche treffen sich die mormonischen Gemeinden zu besonderen Zeremonien in ihren Tempeln und erhalten dort ein bestimmtes Kontingent von Namen Hingeschiedener, die sie in ihre Kirche "hineinbeten" sollen. Diese restrospektive Taufe der Toten scheint mir relativ harmlos zu sein, aber das American Jewish Committee reagierte erbost, als bekannt wurde, dass sich die Mormonen Akten der "Endlösung" der Nationalsozialisten beschafft hatten und nun emsig tauften, was ausnahmsweise einmal zu Recht ein "verlorener Stamm Israels" genannt werden kann: die ermordeten Juden Europas.

Bei all ihrer rührenden Wirkungslosigkeit scheint diese Übung doch sehr geschmacklos zu sein. Ich fühle mit dem American Jewish Committte, glaube aber dennoch, dass Smiths Anhängern die Ehre gebührt, auf die denkbar einfachste technologische Weise ein Problem geknackt zu haben, das immer als unlösbar galt, seitdem die Menschen die Religion erfanden.

Ãœbersetzung: Ruth Keen

Weitere Beiträge von Christopher Hitchens auf WELT DEBATTE:

"Wie eigenständig ist der Islam als Religion?" (23. 5. 2007) (Link: http://www.debatte.welt.de/kommentare/22621/wie+eigenstaendig+ist+der+islam+als+religion) "Religion vergiftet die ganze Welt" (23. 5. 2007) (Link: http://www.debatte.welt.de/kommentare/23472/religion+vergiftet+die+ganze+welt)

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