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zum Thema Eine Meute von Heiligen
Seite erstellt am 26.4.24 um 8:56 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Samstag, den 1. Dezember 2001, um 5:59 Uhr
Betrifft: Eine Meute von Heiligen

Die Mormonen im wirkichen Rampenlicht, Neil Labute’s Theaterstück ist endlich auch im Nürnberger Raum angelangt. Gute Kritiken, Karten sind schon bestellt.

Aus http://www.nn-online.de/nn/f3.htm

"Zeit zum Beichten

Hinter den Fassaden der Normalität: „Bash“ in der Erlanger Garage

Die Banalität des Bösen lauert machmal im Foyer eines Hotels. Da sitzt ein angespannter Mann am Springbrunnen und trägt seine Geschichte vor, die relativ harmlos beginnt: Es geht um den Überlebenskampf im Business-Dschungel und um die scheinbar intakte Gegenwelt mit Eigenheim und blank geputztem Jeep. Doch der Schein trügt: Plötzlich berichtet er über sein Baby, das unter der Tagesdecke erstickt ist. In „Bash – Stücke der letzten Tage“ von Neil LaBute berichten vier Menschen von ihren Schicksalen. „Weil diese es wert sind.“ Schließlich mordet man nicht alle Tage.

Eigentlich sind der Geschäftsmann, das bibelfeste Pärchen und die junge Dame mit dem Tonbandgerät nicht unsympatisch, zudem religiös, auf keinen Fall Monster. Doch: „Passiert ist eben passiert!“ Zeit zum Beichten.

Von den Abgründen hinter den Fassaden der Normalität erzählt Neil LaBute. Und „Erzählen“ ist bei der gelungenen Inszenierung von Barbara Baumgärtel in der Erlanger Garage durchaus wörtlich gemeint. Ohne große Gesten wird hier agiert und das Publikum direkt angesprochen. Das Saallicht ist bis zur Pause nur leicht herab gedimmt, die Schauspieler suchen den Augenkontakt. Ein konzentriertes Kammerspiel, vor dem es kein Entrinnen gibt.

Die drei kurzen Stücke über das Töten entfalten ihre Wirkung wie erbarmungslose Schläge mitten in einer heile Welt. US-Erfolgsautor LaBute, der auch als Kino-Regisseur („Nurse Betty“) von Publikum und Presse gefeiert wird, nutzt dabei regelmäßig Querverweise zur griechischen Mythologie, um die alte Frage nach der Schuld der „Sterblichen“ aufzuwerfen. Es ist schon fatal: Je mehr man sich gegen sein Schicksal streubt, desto gnadenloser holt es einen ein.

Wortgewaltige Ein-Akter

Baumgärtel bleibt bei der Wortgewalt der drei Ein-Akter nichts anderes übrig, als auf das Können ihrer Schauspieler zu vertrauen. In „Iphigenie in Orem“ spielt Stefan Drücke reichlich bemüht den verkrampften jungen Mann im korrekten Anzug, der für Karriere, soziale Sicherheit und Wohlstand zum Kindsmörder wird. Da wirken Claus Haumer und Inge Schilling als Mormonen-Pärchen in „Eine Meute von Heiligen“ schon fesselnder.

In zwei parallel laufenden Monologen erzählen die beiden vom Ausflug aus der behüteten Bibel-Gemeinschaft in die große Stadt. Während sich Sue mit ihren Freundinnen von den Strapazen einer Party erholt, zieht John mit seinen Kumpels in den Central Park und prügelt einen Homosexuellen tot.

Inge Schilling hat in „Medea redux“ nochmals einen überzeugenden Auftritt. Auch die Lebensbeichte dieser Frau endet mit der finalen Katastrophe und der großen Frage nach dem „Warum?“. Die Antwort muss sich das Publikum selbst suchen, wenn die Beklemmung verflogen ist. STEFAN MÖSSLER

Weitere Termine: 6. , 13., 19./20. 12., 16./17. und 20. 1.; Karten- und Info-Telefon 0 91 31/86 25 11."

Cheers, James

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