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Verfasser: Gunar
Datum: Montag, den 3. Mai 2004, um 2:56 Uhr
Betrifft: ein mutiger Entschluss

Zuerst mal Gratulation, dass du den Absprung geschafft hast. Ist ja gar nicht einfach, dieses Geflecht aus Unwahrheiten und menschlichen Schwächen zu durchschauen, wenn einem das von klein auf eingehämmert wurde. Ich kann davon ja selbst ein Lied singen (was ich allerdings nicht - so wie du - gemacht habe;-)).

Ich gebe zu, dass ich mich im ersten Moment gefragt habe, ob "der" mit 18 denn wirklich eine solide Entscheidung getroffen haben kann. Ich meine, ein großer Teil der Mormonenkinder driftet im Jugendlichenalter ja einfach so von dieser Religion weg, weil sie einfach merken, dass sie irgendwie nicht dazu passen, dass das einfach nicht ihr Ding ist. Unglücklicher Weise gelingt es einer ganzen Anzahl davon nicht, sich von dem gedanken zu lösen, es könnte ja evtl. doch was dran sein an diesem Glauben - die Indoktrination sitzt eben sehr tief.

Obwohl wir von deinem Ausstieg noch sehr wenig wissen, bin ich durch deinen Rap und deine Erklärungen dazu aber zu der Ansicht gekommen, dass du dir deinen Schritt sehr wohl überlegt hast. Ich finde es beeindruckend, wenn sich jemand über den Schaden Gedanken macht, den er/sie angestellt hat oder auch nur haben könnte. Dies zeigt doch die Aufrichtigkeit, mit der du dich deinem Ausstieg stellst. Ich finde das toll, denn viele Menschen gehen lieber nicht hart mit sich selbst ins Gericht. Andererseits denke ich, dass auch das Grenzen haben muss, mindestens jedoch die, wo man selbst die Grenzen vom Opfer zum Täter nicht überschritten hat.

Mich würde es sehr interessieren, was genau du nicht mehr akzeptieren konntest. Die Lehre, die Praxis oder was? Wie kommt es, dass du den Tempel nicht akzeptieren kannst (was genau?), obwohl du das Endowment wahrscheinlich noch gar nicht kennst? Und um deine Frage zu beantworten, wäre es wichtig zu wissen, wie genau dein Austritt von statten gegangen ist: Wollten sie dich ausschließen, bist du ihnen mit Austritt zuvor gekommen, haben sie dich trotzdem ausgeschlossen?

Da deine Familie offenbar Mormonen sind, hast du es natürlich besonders schwer. Mormonen nehmen ihre Religion ja immer besonders tragisch, daher verbaut ihnen ihre Jagd nach dem Glück den Weg zum Glück. Eine Kritik an ihrer Religion nehmen sie gleich als Kritik an ihrer Person - die sektentypische Schwarz/Weiß-Malerei ist die Folge. Nun hast du dich trotzdem entschieden, ihrer Religion den Rücken zu kehren - ein mutiger Entschluss. Du hast gezeigt, dass Aufrichtigkeit und persönliche Integrität wichtiger sind als Familienfrieden. Wenn du Teile deiner Familie als besonders fromm bezeichnest, dann heißt das wohl, dass sie damit ein erhebliches Problem haben. Die Frage ist nun: Kann man sich zusammen raufen oder bricht die Familie wegen der Sekte auseinander? Aus eigener Erfahrung möchte ich sagen, dass sich die erhitzten Gemüter mit der Zeit abkühlen, alle werden sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnen, auch du selbst. Bis es soweit ist, kann man daheim ja das Thema Religion ausklammern, auch wenns schwer fällt. Keine Sekte ist es wert, dass man dafür seine Familie aufgibt. Und das sollte im Vordergrund stehen. Sollte es daher dem Familienfrieden gut tun, dann lass die Mormonen dich doch einfach kontaktieren, mit denen kannst du dann wenigstens über Religion diskutieren;-). Ansonsten gäbs da sicher Möglichkeiten, dem einen Riegel vorzuschieben, aber das kommt immer auf die genauen Gegebenheiten an, und die kannst du uns hier ja noch kund tun.

Ansonsten erstmal herzlich willkommen bei dem Ex-Religionsabhängigen;-).

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