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zum Thema Das Kolob-Mysterium und die Kosmologie
Seite erstellt am 26.4.24 um 13:45 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Thomas
Datum: Dienstag, den 13. November 2001, um 6:53 Uhr
Betrifft: Das Kolob-Mysterium und die Kosmologie

SPASS ON
Ich moechte an dieser Stelle schon jetzt die hochverehrte
StellA bitten nicht weiter zu lesen, auf dass sie sich nicht
gruen und blau darueber aergert, dass ich jetzt in ihren
Augen schon wieder auf dem ganz hohen Ross sitze und erst
noch die Nase an den oberen Rand der Stirne schiebe. Wie
nett ich heute doch wieder einmal bin. Ich weiss, - man
wirft mir dies immer wieder vor. Ein Kreuz ist das.
*seufz*;-)
SPASS OFF

Doch nun Spass beiseite. Ich denke, Dirona wird dieses
Posting interessieren. Doch nun zum eigentlichen Thema:

Bisher habe ich erfahren, dass die LDS (oder etwa LSD?)
behauptet, dieser ach so goettliche Planet mit den
hoechstentwickelten goettlichen Lebensformen existiere in
der Mitte der Galaxy. Oder vielleicht in der Mitte des
Kosmos?

Betrachten wir das doch einmal mit den heute gueltigen und
sicherlich schwer erarbeiteten kosmologischen Modelle der
modernen Astrophysik:

Fragen wir uns ob es in der Mitte der Galaxy eine Sonne mit
einem Planetensystem geben kann, der auch noch einen
Planeten in einer Oekosphaere enthaelt (Klasse-M-Planet),
also dieser hoeheres Leben entfalten kann. Je naeher am
Zentrum der Galaxy, um so aelter sind die Sterne und noch
naeher um so hoeher die Materiedichte. Es gibt sehr viele
sogenannt entarteter Sterne, wie Neutronensterne mit einer
unermesslich hohen Materiedichte. Es gibt sehr
wahrscheinlich auch viele "Schwarze Loecher". Die Staerke
der elektromagnetischen Strahlung bis hin zu den haertesten
Gammastrahlen ist unsagbar gross. Es ist extrem heiss und
die Bildung auch nur schon der einfachsten Molekuele, die
fuer den Aufbau des Lebens notwendig waeren, ist absolut
unmoeglich. Dazu kommt, dass die Materiedichte im Zentrum
der Galaxy extremst hoch ist. Ein Wuerfelzuecker dieser
Materie haette eine Masse, bzw. ein Gewicht von 1 Milliarde
Tonnen. Wuerde ein soolcher Wuerfelzucker auf die Erde
fallen, wuerde er sich sogleich bis zum Erdkern
hindurchbohren. Man stelle sich das einfach mal vor. Und
ueberhaupt, an ein Planetensystem ist in dieser
Extremstregion ueberhaupt nicht zu denken.

Bitte in diesem Abschnitt eine Frage beantworten!
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Es stellt sich nun die Frage, ob es denn legitim sei, sich
Kolob in einem bekannten biologisch-chemischen Umfeld sich
vorzustellen. Ich denke ja, denn die Theologie der Mormonen
ist in dieser Hinsicht eigenartig materialistisch und nicht
etwa geistig, denn heisst es nicht, dass Gott im Fleische
auf Kolob lebt? Wenn ich mich irre, moege man mich bitte
korrigieren.

Wenn ich Recht habe, dann muessen wir die Angelegenheit mit
Kolob in galaktischer Mitte rational als Ammenmaerchen
beerdigen. Aber wir wollen noch nicht gleich das Kinde mit
dem Bade azusschuetten?

Wie sieht es denn damit aus, dass man sagen koennte, dass
man in der Zeit der Romantik, also um 1830, noch nicht so
genau wusste, was der Unterschied zwischen galaktischer und
kosmischer Mitte sei und es deshalb ebenso gut moeglich sein
koennte, dass Kolob in der Mitte des Kosmos sei.

Leider auch hier Pech gehabt und der Status des
Ammenmaerchen bleibt erhalten, denn diese Mitte gibt es
defintiv nicht. Erstens weil die 2.7K-Hintergrundstrahlung
dafuer viel zu homogen ist. Dies ist mit sehr grosser
Wahrscheinlichkeit die Reststrahlung aus dem Urspruenglichen
Phasenuebergang, als aus Strahlung sich das materielle
Weltall zu entfalten begann, gewoehnlich als Urknall
benannt, wobei diese Bezeichnung eben schon irrefuehrend ist
und heute in dieser Form auch nicht mehr ganz zutrifft.

Nun wissen wir, dass der Kosmos mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit eine raumzeitlich gekruemmte Struktur
hat, dessen Raumkomponente sphaerisch gekruemmt ist.
Reduzieren wir zwecks leichterer Vorstellung den sphaerisch
gekruemmten Raum in drei Dimensionen, so waere die
Oberflaeche des Ballons, dem spaerisch gekruemmten Raum, -
der dreidimensionale Raum. Nun versuche man doch mal auf der
Oberflaeche eines Ballons ein Zentrum auszumachen. Ein
wirklich hoffnungsloses Unterfangen. Es gibt ganz einfach
kein Zentrum!

Diese Kenntnis deckt sich in dem Sinne mit der kosmischen
Hintergrundstrahlung, dass es ein Zentrum des Kosmos nicht
geben kann, sehr gut. Kolob als kosmisches Zentrum ist also
ebenso ein Ammenmaerchen.

Die religioes gefaerbte Kosmologie des Abendlandes ist voll
mit goettlich dominanten Zentren, die allesamt aufgegeben
werden mussten. Zuerst war die Erde die Mitte des Alls, dann
die Sonne, dann die Galaxy, dann das Zentrum der Galaxy und
zu guter Letzt die Mitte des Alls. Seit dem ersten Drittel
des letzten Jahrhunderts gibt es all diese Zentren nicht
mehr. Sie wurden durch wisenschaftliche Beobachtung und
Messung hinweggefegt.

Aber es wird noch dicker. Wenn trotzdem im Sinne von
"Scheuklappen an und ab durch die Mitte" stur von der
LDS-Heiligkeit an Kolob festgehalten wird, so moege ihnen
bewusst werden, dass die goettlichen Kolobianer,
wohlverstanden entweder in der Mitte irgend einer Galaxy
oder in der Mitte des Kosmos sterben werden. Ja richtig
gelesen, ich habe sterben gesagt!

Warum dies? Es steht heute praktisch fest, dass sich der
Kosmos nicht nur ausdehnt. Er dehnt sich sogar beschleunigt
aus. Der Kosmos kuehlt sich also auch beschleunigt ab und
irgendwann erleiden auch die Kolobianer mit dem gesamten
Kosmos den Waermetod. Irgendwann wird es diesen Kosmos ganz
einfach nicht mehr geben. Aber die heutige Kosmologie
spricht von Multikosmen. Vereinfacht muss man sich das so
vorstellen, dass aus einem bereits bestehenden Kosmos, wie
eine kleine Seifenblase aus einer grossen, ein neuer junger
Kosmos hervorgeht. Dieses Thema hier weiter zu diskutieren,
wuerde den Rahmen sprengen.

Gehen wir noch einmal zurueck in die Epoche der Romantik,
als Hektor Berlioz in seiner unerfuellten Liebe zur
Taenzerin Hariette Smithon (!) in Italien die wunderschoene
Symphonie Fantastic schrieb und in Amerika die LDS
gegruendet wurde. Damals glaubten noch viele Physiker an den
Weltaether. Diese Idee befruchtete in
pseudowissenschaftlichen und religioesen Kreisen die Idee
einer feinstofflichen Welt, worin z.B. verstorbene Seelen
eingeordnet wurden und werden. Ich denke, dass auch der
Mormonismus diesem damaligen Zeitgeist verfiel und gerade
dies es macht(e) es moeglich eine fleischliche Auferstehung
in einem vollkommenen Koerper, was dies auch immer sein
moege, zu verkuenden. Einzug des Materialismus in die
Religion! Warum nicht, man konnte dem Glaeubigen das
Jenseits schmackhafter machen, weil eine solche Erklaerung
das Abstrakte reduziert.

Betrachten wir aber weiter die Wissenschaftsgeschichte.
Zurueck zum ersten Viertel des vorletzten Jahrhunderts.
Waehrend Faraday damals der grosse Experimentator war, war
Maxwell der grosse Theoretiker. Beide ergaenzten sich. James
Clark Maxwell entwickelte seine beruehmte elektromagnetische
Feldgleichung und je fortschrittlicher seine Literatur war,
um so mehr verschwand der Raumaether. Maxwell stellte damals
bereits fest, dass es ihn zur Erklaerung der Uebertragung
von elektromagnetischen Wellen, wie Radiowellen, Waerme,
Licht und Roentgenstrahlen nicht braucht. Dieses
feinstoffliche Gespinnst verschwand allmaehlich
vollstaendig, waehrend es sich in den Religionen und viel
spaeter in den sogenannten Esotheriks (Newage) festkrallte.

Heute entwickelt sich in der Kosmologie allerdings eine neue
Art von Raumaether, jedoch mit einem voellig andern
Hintergrund. Es geht um die Nullpunkt oder Vakuumenergie,
die heute bereits einen festen Platz in der serioesen Physik
hat. Es geht bei diesem Modell darum die einfachste
Erklaerung fuer die beschleunigte Ausdehnung des Kosmos zu
finden. Es gaebe Alternativen, wie das Modell der
Skalarwellen, aber dies ist den Kosmologen zur Zeit viel zu
schwer zu verstehen. Wie auch immer, auf diesem Gebiet wird
heutzutage intensiv geforscht.

Nun, warum schreibe ich davon. Ich wollte zeigen, wie
Modelle aus der Wissenschaft von Religionen aufgeschnappt
und voellig verdreht in ihr primitives
religioes-kosmologisches Konzept integriert werden.
Natuerlich soweit abgeaendert und pervertiert, dass es in
ihr Glaubenskonzept hineinpasst. Ich denke, es ist nur eine
Frage der Zeit und irgendwann werden irgendwelche Theologen
und Profeten irgend welcher Kirchen und Sekten das neuste
Modell der Vakuumenergie in ihr Konzept ebenso pervertiert
einbauen...

Gruss
       Thomas
--

  Wer ueber Quantenmechanik nachdenken
  kann, ohne wirr zu werden im Kopf,
  hat sie nie wirklich verstanden.
  (Physiker Niels Bohr 1885-1962)

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