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Verfasser: Gipfelstürmer Datum: Dienstag, den 14. Juli 2009, um 0:00 Uhr Betrifft: Das Leben als AuÃenseiter
Hallo Libelle,
Du hattest kürzlich Folgendes an skeani geschrieben:
> Meine Kinder waren AuÃenseiter, obwohl sie auch Freundschaften auÃerhalb der Kirche hatten. Es war ja auch vieles anders als in den meisten Familien. Ich hoffe, daà meine Kinder es mir eines Tages verzeihen werden, daà wir unseren Lebensmittelpunkt in der Kirche hatten.
Vorher erwähnst Du kurz, dass eines Deiner Kinder einräumt, es hätte auch viele Dinge in der Kirche gegeben, die gut waren. Diese hätten jedoch nichts mit dem Glauben zu tun gehabt. Ich weià nicht genau, worauf sich Dein Kind hier bezieht. Aber gerade im Zusammenhang mit der AuÃenseiterrolle, in der wir uns als Mitglieder der HLT-Kirche manchmal ein wenig befinden, fällt mir zumindest ein sehr positives "Ding" ein: Ich erachte es als hilfreich, eine Gemeinschaft an Freunden mit ähnlichen Werten hinter mir stehen zu haben, die es mir leichter macht, mich in bestimmten Situationen als AuÃenseiter verhalten zu können. Besonders für Kinder und Jugendliche ist es meines Erachtens nicht immer erstrebenswert, Teil einer Gruppe zu sein. Kürzlich bin ich im Zug zufällig neben ein paar Fünftklässlern gesessen, die einen Schulausflug unternahmen. Sie haben sich auf ihren Handys ein paar abscheuliche Videoclips gezeigt. Mir ist fast schlecht geworden und ich habe dann nicht mehr hingesehen. In einer Szene war ein nackter Mann stehend mit abgespreizten Armen und Beinen an Händen und FüÃen gefesselt worden. Ein zweiter Mann kam hinzu und trat ihm mehrfach mit voller Wucht mit dem Fuà in die Genitalien. Das Gejohle der Kinder war dabei riesengroÃ. Kurz darauf war ich auf einem Stadtfest und befand mich in der Nähe einer Jugendgruppe, deren Beschäftigung offenbar ausschlieÃlich darin bestand, alkoholische Getränke zu konsumieren. Nach zwei oder drei Stunden lagen die meisten der Jungs und Mädchen unter den Bänken, ein junger Mann sogar in seiner eigenen Kotze. Ich bin der Auffassung, dass man oft von viel Unheil bewahrt bleibt, wenn man sich unter bestimmten Umständen den Luxus erlauben kann, sich zum AuÃenseiter zu machen. Mir ist vermutlich dadurch Vieles erspart geblieben, dass ich Teil bestimmter Gruppen war, wenn ich es wollte, aber durch meine Freunde in der Kirche Alternativen hatte. Wenn ich mir die Fünftklässler mit ihren Handys oder die Jugendlichen auf dem Stadtfest vor Augen führe, dann möchte ich, dass meine Kinder oder Enkelkinder zu ihrem eigenen Wohl in diesen Gruppen AuÃenseiter sind. Ich möchte nicht, dass sie von der Brücke springen, nur weil alle es tun und sie dazugehören möchten. Sie sollen manchmal AuÃenseiter sein. Man weià nie genau, wie für uns die Gegenwart aussähe, wenn einige Dinge in der Vergangenheit anders gelaufen wären. Du schreibst von Deiner Hoffnung, dass Dir Deine Kinder irgendwann verzeihen, Deinen Lebensmittelpunkt in der Kirche gehabt zu haben. Ich halte es jedoch überhaupt nicht für abwägig, dass diese frühere Orientierung für Deine Kinder auch teilweise eine Hilfe war. Auch wenn sie jetzt ihren Weg auÃerhalb ihrer früheren Glaubensgemeinschaft weitergehen.
Viele GrüÃe
Gipfelstürmer