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Verfasser: Elvira Datum: Freitag, den 17. Oktober 2003, um 19:20 Uhr Betrifft: J. Smith und der Zeitgeist
Allzu oft musste ich feststellen, dass die so âeinmaligenâ Offenbarungen von Joseph Smith nichts anderes waren, als seine Verarbeitung des damaligen Zeitgeistes. So bei der Geschichte Amerikas, die er auf die Besiedelung durch Israeliten zurück führt, bei seinen Schatzsuchereien und dem magischen Verständnis, das Teil der Theologie wurde, ebenso bei den Tempelritualen die den Freimaurerzeremonien nachgebildet waren.
Dieser Tage stieà ich zufällig auf Beweise, dass das genauso mit dem WdW war. Es ist allgemein bekannt, dass das WdW auf Emma Smith zurück geht, die sich stets darüber geärgert hat, dass die den von Kautabak vollgespuckten Boden reinigen musste.
Zusätzlich war aber Anfang des 19. Jahrhunderts in den Nordamerikanischen Staaten und ich Europa eine Temperenzbewegung entstanden, die J. Smith wohl nicht unbeeindruckt gelassen hat und ihn dazu veranlasste dies in einer Offenbarung zu verarbeiten.
J.Smith hat das Ganze dann noch getoppt, in dem er nicht nur Tabak und alkoholische Getränke auf die Verbotliste stellte, sondern auch noch Tee und Kaffee verbot.Hier Ausschnitte aus einem Aufsatz von Prof. Elisabeth Meyer- Renschhausen âAlkoholfreie Speisehäuser, zünftige Zechgelage und moderner TrinkzwangâZur Sozialgeschichte des Gaststättenwesens, erschienen in "Der Streit um den heiÃen Brei", Herbolzheimerverlag 2002
> Die MäÃigkeitsbewegung war notwendige Reaktion auf die Tatsache fabrikmäÃiger Herstellung von Alkohol. Der Kartoffelschnaps war eines der ersten industriemäÃig hergestellten âLebensmittelâ. Bereits um 1917 war aufgrund des sich damals durchsetzenden feldmäÃigen Kartoffelanbaus und wachsender Kenntnisse von Gär- und Brennverfahren die Herstellung von Korn aus den weit billigeren Kartoffeln allgemein möglich geworden. Von Anfang an kam der Kartoffelschnaps in schlechter Qualität in den Handel und es wurden beträchtliche Mengen schädlicher Zusatzstoffe darin gefunden, wie Kupfer, Zink, Bleioxid. In Ostelbien gingen die Spritfabriken den GroÃagrariern der Industriealisierung voran.
> Bereits in den 1830er Jahren hatten zeitgenössische Beobachter den Eindruck, dass der Branntweinkonsum sich seit Einsetzen der Verarbeitung von Kartoffeln zu Schnaps verzehnfacht hätte. Eine Ursache war die Aufhebung aller Gewerbezwänge, die zu einer unbeschränkten Konkurrenz und zu immer billigeren Produktionsmethoden geführt hatten......Ãblich waren im 1830 etwas ein Viertelquart also ein Viertelliter Schnaps pro Mann und Tag, was einem Jahresverbrauch von 89 Litern Trinkbranntwein entspricht......
>Bereits im 18. Jahrhundert wurde eine Steigerung des Alkoholkonsums von Pietisten wie Aufklärern in ihrem Bemühen um eine vernünftige neue, bürgerliche Lebensweise kritisiert. In den 1830er Jahren entstand in deutschen Landen eine Gegenbewegung. Zunächst gründeten 1828 Hamburger Baptisten einen ersten MäÃigkeitsverein, 1832 entstand in Kursachsen ein Verein, nachdem der Erzherzog auf seiner Englandreise Entsprechendes gesehen hatte. 1834 gründeten die Katholiken MäÃigkeitsvereine und 1836 entstanden nach amerikanischen Vorbildern bürgerlich- protestantische Vereine in Hamburg, Bremen, Danzig und 1837 auch in Berlin, nachdem die American Temperance Union ihren Reverend Robert Briad eigens deshalb zum preuÃischen König geschickt hatte.......
>Die schnell wachsenden Mitgliederzahlen kamen vor allem im frühen 19. Jahrhundert dadurch zustande, dass die Temperenzbewegung deutlich den Charakter einer Heilsbewegung hatte, einer Säkularreligion......
>Innerhalb der Antibranntweinvereine wurde damals keineswegs völlige Abstinenz verlangt, die Unerbittlichkeit der Totalbstinenten, die es in den amerikanischen Nordstaaten unter den Namen Teetotaler bereits gab, wurde in Europa fast nirgends übernommen.â