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Seite erstellt am 29.4.24 um 16:20 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Misery
Datum: Samstag, den 30. Juni 2007, um 7:55 Uhr
Betrifft: Psyche

> wie war das damals bei dir, als du die kirche verlassen hast, wie bist du damit klargekommen?

hm.. um ehrlich zu sein, mir ging es sehr schlecht. ich hatte riesige angst vor der zukunft. ich hatte ja alle meine freunde in der kirche und stand zunächst völlig alleine da (erst später sind dann nach und nach auch andere mit ausgetreten). meine familie versuchte mich immer wieder "zurückzuholen". damals wohnte ich ja auch noch bei meinen eltern, was die situation nicht verbesserte. täglich ging die diskussion los von wegen "gib der kirche eine chance, der heilige geist wird dir zeigen was wahr ist"usw. somit zog ich erstmal aus, um ein anderes umfeld zu haben (ähnlich wie du). dann lernte ich auch recht schnell die "normale" gesellschaft kennen und fand wichtige freunde.
dann war da noch eine angst, die sich schwer beschreiben lässt. ich hatte plötzlich angst vor dem tod. angst davor, die mormonen könnten doch recht gehabt haben und ich hätte alles versiebt, und würde in die äußerste finsternis verstoßen werden usw. ich beschäftigte mich in dieser zeit auch viel mit dem thema tod. ich fühlte mich völlig leer und alleine.

> ich hab zu zeit leichte psychische probleme, so von wegen kein sinn mehr (der alte war zwar nur vorgegaukelt, aber er war da...).

hatte ich auch.. jede menge davon. und du hast recht, das lebensziel, was man bislang hatte (das erreichen des celestialen reiches, gott werden etc.) war plötzlich nicht mehr da. die ganzen menschen, die mit einem diesen weg gingen, waren weg. man fragte sich wo dann der sinn des ganzen ist. ich weiß es bis heute nicht, aber ich habe mir neue ziele gesetzt bzw. festgestellt, dass ich auch ohne die kirche sehr glücklich sein kann. meine freunde geben mir sehr viel kraft und auch ist es wichtig für mich diese kirche im nachhinein etwas "objektiver" zu betrachten. die falschheit, oder die widersprüche zu entdecken die einfach da sind.
ich habe angefangen meinen eigenen weg zu gehen, und menschen gefunden die mich dabei begleiten. meine eigenen grenzen festzusetzen, meine moralischen vorstellungen entwickeln usw. (im prinzip alles selbst entwickeln und individuell festzulegen, was man zuvor als vorgesetzten lebensweg hatte). das ist nicht leicht, aber es macht mir mittlerweile spass^^

> kannst du mir vielleicht nen tipp geben, wie ich jetzt mit allem umgehen kann?

schwierig.. ich will da auch nichts falsches sagen. das meistert jeder anders. mir haben damals viele viele gespräche geholfen, vor allem auch mit anderen ehemaligen mormonen. viele von ihnen hatten ähnliche gefühle wie ich gehabt, und somit hat das gegenseitig gestärkt (und ja, über die kirche lästern hat auch mal richtig gut getan).

musik hilft mir auch heute noch. ich habe damals, in dieser "depressionsphase", so mit 16 angefangen musik aus dem "gothic" bereich zu hören. die verbannten kinder evas, deine lakaien, lacrimosa, dead can dance usw. die musik hat mich nicht runtergezogen, sondern vielmehr gehalten, unterstützt. sie ist auch heute noch sehr wichtig für mich, auch der bezug zur schwarzen szene, in der ich viele "ähnlich gesinnte" und enge freunde gefunden habe. das soll um gottes willen kein tip an dich sein, es ist nur das, was mir damals geholfen hat, und auch heute noch hilft. ein teil meines weges.
du musst deinen finden, und ich drück dir die daumen dass du das auch schaffst^^

erstmal auch von mir viel glück bei deinen prüfungen:-)

^v^

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