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Verfasser: Gunar
Datum: Samstag, den 22. Januar 2005, um 18:51 Uhr
Betrifft: Krankensegen ist tatsächliche Seelsorge

In meiner Missionarszeit wurden wir einmal spät abends zu Mitgliedern gerufen, weil die Ehefrau schwer erkrankt war. Sie sah wirklich furchtbar und gequält aus, so dass mir das Herz in die Hose rutschte. Ich gab ihr einen Krankensegen, richtliniengemäß, so wie sie im weißen Handbuch für Missionare abgedruckt sind, dann sind wir wieder gegangen. Am nächsten Tag bekamen wir einen Anruf, der uns mitteilte, dass die vollständige Heilung eingetreten sei, keine fünf Minuten nachdem wir das Haus verlassen hatten. Natürlich weiß ich nicht, was sie eigentlich hatte und ob die Genesung tatsächlich so wie geschildert eintrat. Dennoch ist guter seelsorgerischer Beistand eine wichtige Quelle des Trostes und der Kraft, der insbesondere bei psychisch bedingten bzw. ausgelösten Krankheiten eine außerordentliche und mitunter schnelle Wirkung zeigen kann. Zumindest diese Dinge ins Reich der Märchen zu verbannen halte ich für nicht gerechtfertigt. Nicht grundlos beschäftigt sich die Medizin ja so intensiv mit der Wirkung von Placebos.

Meinen letzten Krankensegen habe ich gegeben, als ich bereits wusste, dass das Priestertum Bogus ist. Nur was sollte ich diese arme Frau, die es im Leben ohnehin schon schwer genug hat, auch noch mit solchen Betrachtungen belasten. Ich kam ihrer Bitte nach, gab ihr den Segen, spendete ihr Trost und Kraft. Hier hatte mit Sicherheit kein Priestertum gewirkt, sondern die Kraft, die durch seelsorgerische Zuwendung aktiviert wird.

Ich denke, der Krankensegen ist immer noch der Teil des HLT-Priestertums, der seelsorgerischer Tätigkeit am Nächsten kommt. Ansonsten ist es ja derart institutionalisiert, dass vom Spenden von Trost und Hoffnung nun wahrlich keine Rede mehr sein kann. Insofern sollte man den Krankensegen an sich nicht schlechtreden.

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