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Verfasser: Renate
Datum: Freitag, den 23. Januar 2004, um 17:32 Uhr
Betrifft: die Sache mit dem Zeugnis

Ein HLT-Zeugnis ist für jeden Nicht-HLT deshalb völlig wertlos, weil es nichts weiter ist, als eine emotionale Behauptung, die nicht mal vom Zeugnisgebenden selbst stammt, sondern etwas, das ihm indoktriniert wurde, das er aufgrund der Erwartungshaltung der anderen Mitglieder immer wieder brav im fast gleichen Wortlaut von sich gibt. Also ein Ritual des Glaubens. Es ist auch gleichzeitig eine Autosuggestion, um sich selbst von der eigenen Aussage zu überzeugen, obwohl es rational dafür keine Erklärung gibt, aber das wird verdrängt.

Ich möchte dafür ein Beispiel bringen.

Wenn ein HLT sagt: "Ich weiss, dass die Kirche wahr ist und Joseph Smith ein Prophet Gottes war", ist diese Aussage schon mal eine Unwahrheit, denn "ich weiss" bedeutet allgemein, dass man das, was man zu wissen meint, auch beweisen oder zumindest schlüssig erklären kann. Da aber kein HLT beweisen oder erklären kann, dass die Kirche wahr ist und J.S. ein Prophet war, handelt es sich dabei nicht um Wissen, sondern um eine Annahme oder ein Gefühl. Gefühle und Annahmen können täuschen oder völlig aus der Luft gegriffen oder einem manipulativ eingeredet worden sein. Man kann und soll Gefühle zwar in Überlegungen mit einbeziehen, aber darf von ihnen keine Beurteilung abhängig machen, wenn man objektiv bleiben will und tatsächlich an der Wahrheit interessiert ist. Richtig wäre es deshalb zu sagen: "Ich nehme an, dass die Kirche wahr ist, weil ich ein gutes Gefühl habe, wenn ich mich mit ihr beschäftige und weil die Missionare und andere Mitglieder es behaupten." Das aber hat nichts mit Wissen zu tun, weil es nicht beweisbar ist.

Stell dir vor, du stehst unschuldig vor Gericht und bist eines Verbrechens angeklagt, das du nicht begangen hast und ein Zeuge sagt aus, er wisse, dass du dieses Verbrechen begangen hättest, weil er ein sicheres Gefühl der Wahrheit und ein Brennen in seinem Herzen verspürt und es deshalb gar nicht anders sein könne. Weitere Zeugen schließen sich ihm an. Wärest du damit einverstanden, dass die Geschworenen dich darauf hin für schuldig erklären? Oder würdest du nicht zu Recht empört fragen, wie sie solch unbewiesene Behauptungen einfach ernst nehmen und als Beweis für deine Schuld ansehen können?

Welchen Grund gibt es also, einer solch unbewiesenen Behauptung eines HLT zu glauben, der sein Zeugnis gibt? Jetzt könntest du noch mit dem Argument kommen, dass, wenn so viele Mitglieder so ein Zeugnis geben, es doch wahr sein müsse. Aber eine unbewiesene Behauptung beweist sich nicht dadurch, dass man sie beliebig oft wiederholt, sie wird durch das stetige Wiederholen höchstens Leichtgläubige beeinflussen, womit man sich, mit dem Zeugnis geben, auch der Manipulation schuldig macht. (Siehe Beispiel Gerichtsurteil)

Was für einen Wert hat dann also so ein HLT-Zeugnis? Keinen! Es dient ausschließlich dazu, sich selbst zu beruhigen und zu belügen, damit man das, was einen manchmal zweifeln lässt auch weiterhin glauben kann, ohne sich auf die Zweifel einlassen zu müssen. Wenn man dieses Zeugnis öffentlich gibt, dient es außerdem dazu, Andere zu manipulieren, sofern sie sich davon beeindrucken lassen. Die Ex-Mormonen hier haben solchen Selbstbetrug hinter sich, weil sie die Funktion solch eines Zeugnisses durchschaut haben. Deshalb ist es hier unerwünscht, denn es ist sinn- und wertlos.

Dazu noch einige Auszüge aus dem Buch "Wunder, Wahn und Wirklichkeit - Naturwissenschaft und Glaube" von dem deutschen Schriftsteller und Wissenschaftspublizisten Theo Löbsack:

Das Grundprinzip richtigen, das heisst folgerichtigen Denkens beruht auf dem gedanklichen Fortschreiten vom Einfachen zum Komplizierten. Wer ein Uhrwerk verstehen will, muss zunächst wissen was Zahnräder sind und wie sie arbeiten, wie eine Unruhe funktioniert, was ein Hebel ist und ähnliches mehr. Erst dann kann er das Zusammenwirken der Einzelteile einer Uhr verstehen. Erst dann kann er begreifen warum die Zeiger so schön gleichmäßig über das Zifferblatt wandern.

Um einen Sachverhalt kritisch beurteilen zu können, muss man aber nicht nur die gedanklichen Schritte nachvollziehen, die zu ihm geführt haben (was auch die Kenntnis der jeweiligen Forschungsmethode bedingt), sondern es erfordert auch die Bereitschaft zu einem unbelasteten und unvoreingenommen Denken.

Wenn jemand etwas erfahren möchte, so bedient er sich dazu bestimmter Verfahren. Dabei darf er sich den Weg zur Erkenntnis naturgemäß nicht dadurch verlegen, dass er eben diesen Verfahren die Möglichkeit beschneidet, ihre Resultate zu offenbaren, indem er über das mögliche Ergebnis von vornherein eine bestimmte Vorstellung mitbringt und an ihr festhält, mit anderen Worten: Wenn er die wie auch immer gearteteten Nachforschungen sozusagen nur pro forma betreibt. Er muss, mit einem Satz, "guten Willens sein und intellektuell redlich vorgehen". Er darf nicht das, was er zu suchen vorgibt, unter Umgehung vorgeschalteter Denkschritte schon als gefunden
beteuern. Denn dann hätte sich seine Suche ja erübrigt. Verhält er sich dennoch so, dann kann er für das, was er als gefunden ausgibt, nicht das Prädikat "wahr" in Anspruch nehmen. Das bloß Behauptete ist belanglos, weil es nicht nachprüfbar und nicht nachvollziehbar ist.

Wer in jungen Jahren von einflussreichen Autoritäten, von Eltern, Erziehern, Freunden oder Priestern, über Glaubensinhalte im Sinne eines unkritischen Fürwahrhaltens belehrt oder nach allen Regeln eines Rituals in eine Glaubensgemeinschaft eingegliedert worden ist, dem fällt es als Erwachsenem schwer, den Maßstab des Verstandes an die gleichen Gedankengänge anzulegen, die man ihm einst als wahr und richtig verkündet hat, ja, der kann sich unter Umständen aus der Verstrickung vorgefasster Überzeugungen gar nicht mehr befreien. Dieses letzten Endes psychologische Problem ist es auch, das den Dialog zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden so schwierig macht.

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