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Verfasser: Gunar Datum: Donnerstag, den 15. Januar 2004, um 4:07 Uhr Betrifft: BYU retuschiert Tattoo von Basketball-Star
Die Salt Lake Tribune deckte in ihrer gestrigen Ausgabe auf, dass die Presseabteilung der BYU seit Jahren Fotos vor ihrer Veröffentlichung retuschiert, um sie mit den BYU-Kleidungs- und -Verhaltens-Vorschriften in Ãbereinklang zu bringen.
BYUs Korb-Star Rafael Araujo tätowiert auf SLT-Foto und ohne Tattoos auf verändertem BYU-Medien-Foto Der tätowierte BYU-Basketball-Spieler Rafael Araujo wurde im Medienführer der Universität völlig ohne Tattoos abgebildet.
BYU-Sprecher Tittle räumte in einem Interview sogar ein: âWir haben seit Jahren Fotos nachbearbeitet - soweit es das Entfernen von Tattoos, das Verbergen von Bauchnabeln und dergleichen anbelangt.â Er sagte, dass im Sport insbesondere bei hohen Sprüngen schon mal das Shirt verrutscht, dann sei es immer an der Tagesordnung gewesen, dieses Hemd durch Retusche zu verlängern. Er nennt das âHonor Code makeoversâ, sie haben dafür also einen eigenen Begriff kreiert.
Nun könnte man sich ja über den Kleingeist der BYU-Offiziellen und ihrer Chefs in den HLT-Führungsetagen auslassen. Besonders interessant wird es aber, wenn man die Begründung Tittles für solche Foto-Veränderungen hört: âEs ist einfacher, die Fotos abzuändern, als sich mit wütenden Anrufern abzugeben, die wissen wollen, warum Athleten unanständig sind oder Tattoos tragen, die viele Heilige der Letzten Tage als anstöÃig oder einen Verstoà gegen die Kirchenvorschriften ansehen.â
Mir kommt bei solchen Reden immer das Henne-Ei-Problem in den Sinn: Ist der Kleingeist der Kirchenbediensteten nun aus den Kirchenvorschriften hervor gegangen oder sind diese Kirchenvorschriften aus dem Kleingeist von Kirchenmitgliedern und -bediensteten entsprungen? Man weià es nicht, aber wahrscheinlich handelt es sich um das begünstigende Umfeld einer symbiotischen Wechselwirkung. Sprich: Der Kleingeist wird kultiviert.
Zwar meinen BYU-Offizielle, âauch andere Universitäten verfälschen gelegentlich Fotosâ, die Realität scheint jedoch eine andere zu sein. An der University of Utah ist das überhaupt kein Thema. Und Journalismusexperten nennen das Vorgehen unethisch und wirklichkeitsverzerrend. Tompkins von der Jornalismusschule in St. Petersburg, Florida, sagt zum Thema Wahrnehmung und Retusche: âMan darf für den Aussagegehalt retuschieren, aber nicht den Inhalt.â