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der Beitrag:
Verfasser: sjh
Datum: Sonntag, den 4. Januar 2004, um 13:09 Uhr
Betrifft: Wieder da

Liebe Dominique,

zunächst mal möchte ich Dir sagen, dass ich bestimmt nicht ausschließe, dass Dein Bischof Dir gegenüber dumme Sprüche gebracht hat. Und ich entschuldige mich für meine Anmaßung zu interpretieren. Das war nicht richtig! Es sollte ein Erklärungsversuch sein. Ich weiß selbst dass Leute in der Kirche bescheuerte Dinge sagen können. Als ich ein Kind war, sprachen wir in der PV über Taufe, und dass man nur ducrh Taufe errettet werden kann. Ich fing an zu grübeln, und fragte was dann mir Mutter Theresa sei, denn meine Eltern hatten mir von ihrer Güte erzählt. Die PV-Lehrerin antwortete, die könne leider nicht in den Himmel, weil sie nicht getauft sei. Das hat mich dermaßen gestört, und war bestimmt die Basis aller späteren Zweifel. Nur mal, damit Du siehst, ich habe auch schon Dumpfbacken in der Kirche sprechen gehört. Allerdings sind diese Dumpfbacken Beispiele für die Menschheit und nicht für die Kirchenlehre.
Was Elitedenken angeht, das wäre doch gegen die Lehre. Wir sind nichts Besseres, und würden wir es denken, dann wären wir Sünder. Ich schließe dennoch nicht aus, dass es genügend Sünder bei uns in diesem Sinne gibt. Ein angeheirateter Onkel von mir beispielsweise. Er ist Bischof und bestimmt auch ein guter, doch er bringt manchmal Sprüche die einen zum Erschaudern bringen. Weißt Du, ich kenne die Sprüche auch alle in und auswendig, und ich habe früher auch furchtbar darunter gelitten mich wie eine Ausgeburt der Hölle zu fühlen, nur weil ich laut dachte und rebellisch war. Ich schimpfte lauthals über die Heuchelei mich Sonntags lächelnd zu begrüssen, doch mich hinter meinem Rücken als furchtbare Person darzustellen. Ich sagte mir, wenn diese Leute im Himmel sind, dann will ich da nicht hin. Aber eines Tages verstand ich, dass die Leute wenn sie nicht von dieser elenden Heuchelei Abstand nehmen, gar nicht in das celestiale Reich kommen, denn Heuchelei ist eine der schlimmsten Sünden. Ein Grund für mich doch daran zu arbeiten die höchste Herrlichkeit zu erreichen.
Man muss das Ganze auch politisch und kulturell betrachten. Denn jeder bringt sein eigenes Wesen in eine Gemeinde ein. Ein Amerikaner der bei der Army ist, fühlt sich bestimmt einer christlichen Elite zugehörig, denn damit wird beim Militär ja schließlich angespornt. Für die einen ist die Lehre eine große Ordnung, für die anderen eine Philosophie etc.. Für mich persönlich ist es eine Philosophie. Rationale Theologie, um mal John A. Widtsoe zu zitieren. Viele sagen mir, wie könne eine Kirche, die so wiedernatürlich ist, mein Gefallen finden. Widernatürlich weil sie angeblich Sex verurteilt. Aber das ist ja auch ein großes Missverständnis, denn Sex wird nicht verurteilt sondern er ist heilig. Darum soll man nicht durch die Betten springen. Was Trinken angeht, es ist, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, auch wenn man es nur hin und wieder tut, nicht förderlich für die geistige Weiterentwicklung. Weil man dann nicht kontinuierlich denkt, sondern Auszeiten nimmt, und das macht auf Dauer geistig müde. Mal abgesehen davon dass es ja auch abhängig machen kann. Das Wort der Weisheit ist ein rundum guter Tipp für gesundes Leben. Ich finde es interessant, dass Joseph Smith die Erkenntnisse die wir heute haben, schon damals zu Papier gebracht hat. Schließlich wußte man da noch nicht allzuviel über Folgen täglichen Fleischkonsums etc..

Ganz wichtig, ich denke nicht nach dem Prinzip: "Was nicht sein darf, kann nicht
sein..."! Ich bin kein Mensch, der einfach annimmt, was man ihm sagt. Absolut nicht! Und ich zweifle auch manchmal an der Kirche. Dann bete ich darüber und unterhalte mich mit Leuten. Ohne mich schuldig zu fühlen, wohlgemerkt. Denn nur wer stetig sein Wissen überprüft, kann auch Zeugnis ablegen. In den Schriften gibt es viele Antworten, aber auch in nicht mormonischen Quellen.
Für mich ist die DNA-Anylyse der Indianer keine Katastrophe. Sie stammen von Israeliten ab und die DNA –Analyse ergab, dass sie aus Nordasien stammen. Da dass nicht weit voneinander entfernt ist, und die gleiche Richtung, ist es für mich vollkommen in Ordnung. Forscher finden ja oft etwas heraus, und nach ein paar Jahren präzisieren sie die Erkenntnisse nochmal und dann ändern sie sich ein wenig. Ich wäre etwas beunruhigt gewesen, wenn die DNA-Analyse ergeben hätte, sie stammten aus Grönland oder so etwas. Dann hätte ich mich unwohl gefühlt.

Wenn ich sage, ich sei weiter, dann meine ich, ich war inaktiv und bin wieder zurück voller Überzeugung, und mit dem Willen dabei, nur die Beziehung zwischen mir und Gott eine Rolle spielen zu lassen. Ihr seid inaktiv und nicht zurückgekehrt, somit bin ich NUR in disem Sinne weiter. In philosophischer Hinsicht würde ich mir so ein Urteil nie erlauben!!!

Was Garments angeht, darüber kann ich nicht viel schreiben, nur dass ich es nie bereut habe und die Erfahrung im Tempel für mich sehr schön war. Ich fand da eine Antwort die ich lange gesucht habe, und die Garments erinnern mich daran. Sie gehören zur Symbolik. Religion ist ja voll von Symbolik, schon immer. Ich habe kein Problem damit, im Gegenteil. Der Mensch braucht meines Erachtens Sinnbildliches um sich im Leben geborgen zu fühlen.

Ich habe keine Vorurteile euch gegenüber. Das kann ich reinen Gewissens sagen. Ich erlebe hier ja auch, dass ihr nicht verbohrt oder allzu gehässig seid. Aber eines ist mir aufgefallen, dass ihr emotional seid und mit dem Thema nicht abgeschlossen habt. Sonst wärt ihr ja auch nicht hier. Darum frage ich auch Sachen wie: Wurdet ihr gepiesackt mit zu hohen Ansprüchen? Oder: Wurdet ihr geschlagen? Ich will es wirklich wissen, und verdränge nichts. Ich glaube an diese Kirche, und ich will alles dafür geben, dass ich meinen Teil zu einem besseren Verständnis für Nächstenliebe beitragen kann. Ich achte euch und hege gar keinen Groll gegen euch. Ich respektiere auch eure Gefühle. Mir ist es einfach ein Anliegen euch an meinem eigenen Beispiel zu zeigen, dass schlimme Erfahrungen oft nichts mit der Kirchenlehre zu tun haben. Mir war es wie eine neue Geburt, als ich das eingesehen habe. Vorher war ich oft depressiv, weil ich einfach nicht meinen Platz finden konnte auf dieser Welt. Ich fühlte mich nirgends zugehörig. Unter den „perfekten“ Mormonen sowieso nicht. Es war eine echte Erlösung endlich zu begreifen ,dass es vollkommen wurscht ist, was die von mir halten. Ich gehe Sonntags in die Kirche und nehme die Botschaft mit nachhause die für mich am wichtigsten ist. Mir wurde schonmal durch die Blume gesagt, ich sei nicht passend angezogen. Das hat mich geärgert, aber was soll es mich kümmern? Mich interessiert es nur was Gott von mir denkt. Die Schwester, die mir das sagte, war Amerikanerin und ihr gefällt es wohl nicht dass ich mal mit Jeansrock und roten Schlangenlederschuhen in die Kirche gehe. Tja, sie ist eben konservativer. Ich nicht. Schließlich muss ich mich für mein Handeln selbst verantworten. Und wenn ich mich so kirchengemäss fühle, dann sollen die Anderen ruhig heimlich die Augen verrollen. Mich interessiert es nicht. Und ich glaube auch nicht, dass ich kein gutes Beispiel für Untersucher und Jugens bin, im Gegenteil. Ich bin eine moderne Mormonin. Ich übertrage die alte Lehre auf das heutige Leben ohne Probleme.  Ich bin ein mieses Beispiel wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, aber doch nicht wegen Kleidung.

Vorordinierung heißt nicht, dass Mormonen schon im vorirdischen Dasein etwas Besseres waren und VIP´s sind was die Errettung angeht. Wir alle auf der Erde haben uns einst gegen den Teufel und für Gott entschieden. Allesamt! Dafür bekamen wir ja unsere Körper. Wir waren alle damit einverstanden hier auf der Erde geprüft zu werden.

Liebe Dominique, ich schreie nicht, ich höre zu. Ich will wissen was ihr fühlt und es stärkt meinen Glauben sehr, über eure Gedanken zu sinnieren. Ihr erkennt euch in mir, und ich erkenne mich in euch. Mein Fazit ist daher, dass gesunder Glauben ein ständiges Ãœberprüfen und Bestätigen der Ãœberzeugung ist, und nicht blindes Vertrauen oder Akzeptanz aus Angst zu hinterfragen. 

LG,
Sara

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