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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Sonntag, den 7. Dezember 2003, um 16:27 Uhr
Betrifft: mein Kopf dreht sich um 360°

und ich spucke grünen Schleim. Meine Stimme beginnt, wie aus dem elektronischen Verzerrer zu klingen und setzt 1 1/2 Oktaven tiefer an. Meine rot leuchtenden Augen stehen aus den dunklen Augenhölen hervor. Ich stammele unverständliches Gemurmel.
Mark E. Petersen hat gerade den Exorzismus an mir betrieben, Mann.
Shit - stell´ Dir vor, Du wärest 1958 in American Fork, Utah geboren worden und Deine Eltern lesen Dir und Deinen beiden Älteren Brüdern sowas zum Familienheimabend vor, meinend, Sie würden Dir damit DEN Gefallen vor dem Herrn tun. Wenn Du dann Jahre später von den Mormonen abfällst und von Deiner Nachbarschaft und gesamten Bekannt- und Verwandtschaft geächtet bist, musst Du Dir doch vorkommen, als würdest Du bei den Taliban aufgewachsen sein.
 
Wie auch immer. Ich werde mich jetzt aber einmal unbeliebt machen:
Wenn man hier so unsere Beiträge liest, dann entsteht der Eindruck, wir würden Promiskuität und Zügellosigkeit gutheissen. Für mich gilt: nach wie vor betrachte ich das Schamgefühl als etwas Gottgegebenes. Ich halte FKK für unnötig und eigentlich ziemlich abtörnend. "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" ist ausgemachter Blödsinn.
Nach wie vor bin ich Christ und liebe den Herrn. Folglich glaube ich daran, dass ein Leben im Geist (nach der Definition von Paulus) einem Leben in Verantwortung und Würde entspricht. Ich halte es nicht für gut, sich hemmungslos zu besaufen oder halte die Neigung, allen sexuellen Impulsen (sofern das möglich ist) immer nachzugehen nicht für richtig. Wenn ich (allgemein gesprochen) Christ bin, dann habe ich auch ein Verhältnis zu Gott und er hoffentlich zu mir durch seinen Geist (unbenommen, welcher Religion ich angehöre). Wenn ich im Geiste auch dienen will oder arbeiten will, dann geht das meiner Meinung nach auch nur, wenn ich ein gesundes Verhältnis zu meiner Sexualität und mir selbst habe. Das bedeutet aber, dass ich weder in die eine oder die andere Art in Extreme verfalle und das dies auch freiwillig geschieht.
Ich verstehe aber auch, dass sich jemand dazu berufen fühlen kann, zölibatär zu leben und sich voll und ganz Gott weiht, sozusagen ein neu-testamentliches Nazoräergelübde eingeht. Jemand mag sich zu sowas für eine gewisse Zeit von jeglichem Konsum von Suchtmitteln oder seiner Sexualität trennen, wenn er oder sie davon überzeugt ist, dass das möglich ist.
An anderer Stelle hatte ich ja schon einmal gemeint, dass das sprichwörtliche "Besteigen des Berges des Herrn" wie die Mormonen ihren Tempelbesuch auch oft nennen, eine grundsätzlich spirituelles Bedürfnis ist, das viele Religionen kennen (Pilgerfahrten nach Lourdes, Mekka, Jakobsweg usw.).
Es erscheint mir widersinnig, wenn ich dann meinen eigenen "Berg des Herrn" bestiegen habe, dass ich mir dann erst einmal einen runter hole und ein Bier trinke und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Natürlicher finde ich es, wenn ich mir schon die Mühe mache, mich im Dienst des Herrn (oder dem grossen Geist oder der Natur oder Crsna oder Buddha) zu weihen und ihm für diese Zeit diene, dass ich das dann nicht zu einer äusseren Form verkommen lasse, sondern mich auf geistige Dinge besinne und vielleicht sogar faste und bete und andere eher geistige Dinge mache. Tatsächlich kann solch eine Erfahrung eine Zelebrierung meiner Beziehung zu Gott sein.
Nur weil ich jetzt nicht mehr an die alleinige Vollmacht der Mormonenkirche glaube, heisst das nicht, dass ich mir den Dienst am Herrn nehmen lasse. Ich habe mich ja nicht von der Kirche verabschiedet, weil ich es mir leichter machen wollte, sondern weil ich meinem Gewissen gefolgt bin. Der grosse Unterschied zwischen dem Mormonismus und dem von mir Angesprochnen liegt in der Freiwilligkeit und der Eigenverantwortlichkeit vor und vor allem MIT Gott.
Masturbation ist nicht böse. Wer aber dem Herrn dienen will und sich beherrschen kann, sollte dann auch versuchen, sich zu beherrschen und geistig dienen. Wenn er es nicht kann, obwohl er vielleicht auf Mission (egal für welche Kirche oder Religion) ist, darf sich aber nicht geisseln, sondern seine Neigung gesund annehmen und dennoch versuchen, das beste daraus zu machen. Paulus war auf Mission. Ich weiss nicht, ob er masturbiert hat oder nicht (er spricht von einem Stachel in seinem Fleisch, der ihn Demut lehren soll). Aber ich halte sein zölibatäres Leben in seiner Lage als, wie er sagt, der Geringste der Apostel (er meinte wohl Zeit seines Lebens, dass er besonders viel Verantwortung vor Gott habe) für nachvollziehbar.

Ich hoffe, dass ich hier nicht missverstanden werde und meine ansonsten recht anarchistischen Beiträge nicht in zu krassem Gegensatz zu dem jetzigen Beitrag erscheinen....;-)

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