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Verfasser: Elvira
Datum: Freitag, den 5. Dezember 2003, um 19:22 Uhr
Betrifft: Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich

Hallo Dominique,

>, die Verwandten scheinen einen immer wieder an die Kirche zu erinnern, sodass man sie nicht einfach so hinter sich lassen kann, wie man es sich wuenscht, weil man der Konfrontation mit HTL’s "die man aber liebt!" nicht aus dem Wege gehen kann.

Ich denke, der Umgang mit der mormonischen Verwandtschaft, wenn man geht ist deshalb so schwierig, weil man mit seinem Weggang ja deren zukünftiges Leben in der Cel. Herrlichkeit gefährdet. Es ist nicht einfach eine Privatangelegenheit, weil die Kirche ja buchstäblich die Tage für einem vororganisiert und den Himmel für einem geplant hat. Jeder in einer Familie/Verwandtschaft ist jedem in dieser Hinsicht verantwortlich. Eine größere Bürde, als für das ewige Leben eines anderen mitverantwortlich zu sein, kann ich mir kaum vorstellen.

Im Übrigen hat auch mir mein erstes Kind als es ein Jahr alt war, die Kraft gegeben endgültig die Kirche zu verlassen, weil auch ich mir nicht mal vorstellen wollte ihn so erziehen zu müssen. In der nächsten Woche wird er 18 (wo nur die Jahre geblieben sind) und er ist ein verantwortungsbewusster, sozial engagierter, humorvoller und unabhängiger Mensch geworden und ich bin so was von froh, dass ich ihn nicht einer Minute dem Mormonismus ausgesetzt habe und demnächst auf Mission schicken müsste.

>Mein Mann will jetzt ploetzlich unbedingt mit dem Bischof reden und er hat mir gesagt, dass er die Kirche jetzt doch noch nicht verlassen habe und dies vielleicht auch nicht tun wird, worueber ich natuerlich total geschockt bin!!!
     
Das ist ein bittere Nachricht für Dich. Es hatte mich schon gewundert, dass er Dich zu den Gesprächen mit der Bischofschaft nicht begleitet hat.  Ich hatte das große Glück zusammen mit meinem Mann die Kirche zu verlassen. Wir waren uns absolut einig, auch wenn ich dann diejenige war, die den endgültigen Schritt vollziehen wollte (Austrittsgesuch). Und wir haben es beide nie bereut.
Aber ich denke der große Unterschied zu Deiner Situation ist, dass wir insgesamt sechs Jahre benötigt haben von den ersten Zweifeln bis zum Austrittsgesuch. Also ein Abschied der sich kontinuierlich vollzogen hat. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann ist das bei Euch alles noch ganz neu und etwas, dass einem so sehr in der Zange hat, wie die Kirche kann man wohl nicht so schnell abschütteln. Vielleicht braucht Dein Mann einfach mehr Zeit.

Wenn ich der Kirche etwas nicht gönne, dann ist es der Triumph ein Paar auseinander gebracht zu haben und ein Liebe zerstört zu haben, für ein ungewisses Jenseits. Betont das in Euerer Beziehung, was Euch verbindet, wofür Ihr einander liebt, was Ihr gemeinsam erlebt habt und lasst Euch das von niemandem zerreden.

>Ich habe einfach ploetzlich begriffen, dass ich mit dem Mormonentum "verheiratet" bin..., weil ich mir meine Familie aus dem Mormonentum ausgewaehlt habe. Ich werde mich nie gegen die Leute stellen koennen, weil ich sie ja liebe...auch wenn ich das Mormonentum jetzt so verabscheue. Wie geht ihr damit um?

Da wir keine mormonische Verwandtschaft haben, sind uns derartige Auseinandersetzungen erspart blieben. Aber auch die nichtmormonische Verwandtschaft wollte wissen, warum wir einstmals 150%igen den Abschied genommen haben. Sie konnten mit den Erklärungen recht wenig anfangen, weil sie nicht wussten was Mormonismus ist und was für ein Leben wir dadurch gelebt hatten.

Ich kann mir vorstellen, dass es extrem belastend ist, wenn man von Verwandten/Freunden befragt wird und man sich erklären muss. Ich würde das aber dem vorziehen, was ich erlebt habe, wo alle die wir bis dahin als Freunde und Geschwister angesehen hatten, geschwiegen und uns gemieden haben, wo niemand zu einer Diskussion bereit war und niemand etwas davon wissen wollte. Und wo ein Bruder den ich nach Jahren zufällig traf, worüber ich mich freute, mir zur Begrüßung nicht mal die Hand geben wollte aus.

Es ist nicht einfach, wo hindurch Du da nun musst, aber es lohnt sich.

Liebe Grüße,
Elvira

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