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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 13. September 2003, um 20:57 Uhr
Betrifft: der Ort an dem wir

Hi Moleskinee,

Angst: ich weiss nicht, ob man das Angst nennen könnte. Vielleicht schon. Wenn Paulus sich davor hütet, sich nicht von seinem "Stachel im Fleisch" übermannen zu lassen, ist das dann auch Angst? Vielleicht auch das.
Ich sehe mich schon immernoch als Christ. Trotz aller Unvollkommenheiten oder vielleicht gerade deswegen liegt Gott meinem Herzen nahe. Ich hoffe auf die Gnade, die auch dem Zöllner zuteil wurde.
Du hast ja recht viele Fragen gestellt. Ich weiss jetzt nicht so recht, ob Du tatsächlich Interesse an einem aufrichtigen Diskurs hast. Deswegen halte ich mich besser etwas zurück.

Wenn Du Dich einfach so taufen lässt:
> eine mischung aus dummheit und der reiz eines versuches.

dann verstehe ich das nicht so ganz. Ich denke, man kann immer einfach so in eine Sache reinstolpern. Ich kenne Leute, die stolpern einfach so in einen Job beim AWD oder der Deutschen Vermögensberatung rein und begreifen dann nach ein paar Monaten, dass sie da "irgendwie reingestolpert" sind.
Bei mir war das nicht so. Ich habe damals alles gegeben und keine Gefangenen gemacht. Bis dann auf Mission die Ernüchterung kam, die sich über 10 Jahre fortsetzte.

Ich habe lange Zeit Erlösung in einem Weg gesucht. Jetzt versuche ich Erlösung in einem Ziel zu finden.
Wenn ich mich mit solchen Dingen wie der obigen Geschichte von dem Mann und seinem sterbenden Vater befasse, dann meine ich das damit. Der Unterschied zwischen "Weg" und "Ziel" findet sich im Unterschied zwischen den Einstellungen z.B. dieses Mannes und der seines Vaters.
Hier finde ich viel mehr als in allen Tempeln.
Schau´ Dir den Burkard an. Er hat uns in seinem Beitrag aufgezeigt, wie schlimm es sein kann, wenn man sich an einer Religion orientiert aber nicht am Kern der Botschaft des Geistes, der einem klar macht, dass man von Gott geliebt wird und dann einfach weiterliebt.

Im Ãœbrigen hast Du noch etwas gesagt, was ich so nicht teilen kann:
Du schreibst in dem anderen Beitrag sinngemäss, dass man das Problem mit den Mormonen verlieren würde, wenn man nicht mehr weiss, was das Problem eigentlich war. Das soll bei Dir meinen, dass man irgendwann das Interesse an dem ganzen Thema verliert und daran erkennen kann, dass man wirklich weg ist von der Sache.
Ich würde meinen, dass das bei Dir und sicher auch bei anderen so sein kann. Wenn ich das täte, dann würde ich den Kern der Erfahrungen der letzten 14 Jahre einfach an das Vergessen verschenken. Tatsächlich möchte ich mir diese Erfahrungen bewahren als Lernmomente. Jetzt habe ich aber Gründe, warum ich mir diesen ganzen Stress mache. Diese Gründe habe ich immer und immer wieder angesprochen. Gestern hatte ich die Gelegenheit, mich mit Rainer zu unterhalten. Wie Du vielleicht weisst, ist Rainer Bischof gewesen (laut Kirchenlehre ist er es ja immernoch und wird es immer sein). Wenn man als "Richter in Israel" feststellen muss, dass die Anordnungen der Kirche in Bezug auf diesen Bruder oder jene Schwester unmenschlich sind, dann führt man sich diesen Unterschied besser immer wieder vor Augen, um den Blick für den feinen aber gravierenden Unterschied nicht zu verlieren. Wenn man weiss, dass man dieser Schwester lieber helfen sollte, aber sie ausschliessen muss, dann passen gewisse Dinge da nicht zusammen. Wie kann ich jemandem nachhaltig helfen, wenn ich ihm den Zugang zum Gabentisch des Herrn verwehre, weil ich mir mehr Gedanken um das Gesetz mache als um den Geist des Gesetzes.

Ich habe auch bei mir festgestellt, dass ich mir überhaupt nicht immer im Klaren darüber bin, warum ich eigentlich solche Probleme mit der Mormonenreligion habe. Ich muss dann nachdenken und weiss es dann wieder.
Um es aber ja nicht zu vergessen, habe ich eine Biographie geschrieben und zwar auf Englisch UND auf Deutsch. Ist halt mein Ding. Viele verstehen das nicht. Manche halten das sogar für Seelenstriptease. Und genau das ist auch der Grund, warum ich jetzt Ärger bekomme.

Um Deine Fragen irgendwie zu beantworten. Ich bin halt nicht der lauwarme Typ.

liebe Grüsse,
Henning
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