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Verfasser: Renate
Datum: Montag, den 18. August 2003, um 21:19 Uhr
Betrifft: Bibelverständnis

Hallo Henning,

deinen Ausführungen kann ich prinzipiell zustimmen. Aber vielleicht noch die Bemerkung, dass ich mit meiner "bibelkritischen Sicht" eigentlich gemeint hatte, dass man die Bibel weder wörtlich noch pauschal als Wort Gottes nehmen sollte.

Für mich sind die Schriften der Bibel - von denen wir ja wissen, dass sie eben wirklich nur eine willkürliche Auswahl aus gesammelten alten Schriftstücken sind - einfach zeit- und ortbegrenzte und von verschiedenen Menschen aufgezeichnete Begebenheiten und Geschichten. Ich betrachte diese Infos also unter den Aspekt, dass man nichts von diesen Autoren weiss, ja nicht mal ihre Namen kennt. So kann man annehmen, dass diese Niederschriften eben auch eine sehr persönliche subjektive Sichtweise wiederspiegeln, die
wir ohne genaues Wissen über die Hintergründe, nicht wirklich einschätzen können. Sicher enthielt die Motivation, dies für die Nachwelt festzuhalten, auch den Wunsch einzelne Menschengruppen (aus den verschiedensten Gründen) in eine gewisse Richtung zu manipulieren. Außerdem - ganz nach orientalischer Sitte - sind die Geschichten auch ausgeschmückt und übertrieben dargestelt, also zum großen Teil erfunden. Orientalische
Märchenerzähler beherrschen ja perfekt die Kunst, um ein winziges - in seinem Ursprung meist nebensächliches - Ereignis, eine spannende, lange und emotionale Geschichte aufzubauen. Unter diesen Aspekt sollte man die Bibel eben auch betrachten. Also unter Einbeziehung des historischen Hintergrundes, wie der damaligen Politik, Religiosität und der allgemeinen Lebensweise.

Was ich meinte ist daher: Wenn man die Bibel nicht automatisch als Wort Gottes betrachtet, sondern kritisch alle Komponenten, die sie hervorgebracht haben, mit einbezieht, ist man weniger anfällig, einer Sekte zu verfallen, die mit der Bibel argumentiert, auch wenn sie es nur scheinbar tut, wie die HLT, um erstmal beim Seelenfang Erfolg zu haben, bevor sie einen das BM und ihr abstraktes Gottesbild unterjubelt. Wer die Bibel kritisch betrachtet
wird auch das Buch Mormon und alle anderen Schriften ähnlicher Herkunft kritisch betrachten.

>Aber ich werde sarkastisch. Sorry.

"Sorry" ist nicht nötig. Mir gefällt dein Sarkasmus in dieser Beziehung weil ich ihn sehr gut nachvollziehen kann.

>Nur verrückte Apologeten und besessene Exmos ziehen sich Journal of Discourses UND Lehren der Erlösung UND Millenial/Mortal Messiah wirklich rein.

Richtig. Es sollte einem um die Zeitverschwendung leid tun. Es ist nicht notwendig diesen Schwachsinn zu lesen, um für sich zu erkennen, wie der Hase läuft. Anders sieht es aus, wenn man Zweifler überzeugen möchte, Fakten bringen will, dann muss man ran, ob man will oder nicht.;-) Deshalb bin ich Gunar und Co sehr dankbar, dass sie das getan haben, denn darauf kann ich zurückgreifen ohne mir das selbst antun zu müssen. Vor allem, weil ich
mittlerweile weiss, dass ich ihnen voll vertrauen kann. So etwas ist nicht selbstverständlich, besonders wenn man den Autor einer Webseite nicht kennt, sollte man erstmal selbst nachforschen. Dieser Weg ist jedem zu empfehlen, denn mit dem Glauben ist es nicht getan, wie wir ja alle gelernt haben. Es zählen Fakten, nicht der Glaube, nicht das Wunschdenken und auch nicht Sympathie oder Antipathie für eine Person.

>Aber letztlich muss man eines  unbesehen anerkennen - die HLT-Kirche ist eine fundamentalistische Organisation.

Auch das ist absolut klar. Auch wenn es Vielen schwer fällt, das einzusehen. Ganz besonders, wenn man sich bewusst wird, was das bedeutet: Nämlich sich einem autoritären System ausgeliefert und untergeordnet zu haben, das durch wohl durchdachte Strategie das eigene Denken weitgehend ausgeschaltet und einen dadurch massivst manipuliert hat. Man hat es geschehen lassen, um diese Einsicht kommt man nicht herum.

>Grundsätzlich sind kritische Menschen weniger gefährdet, einer Sekte in die Falle zu gehen. Das liegt daran, dass sie nicht jeden Mist unbesehen annehmen und für sich alleine denken können.

Eben. Deshalb wollte ich ja anregen die Bibel mal kritisch zu betrachten, was Viele aus falsch verstandener Ehrfurcht ablehnen. Was aber wieder dazu führen kann, dass man sich von Sekten einlullen lässt, die mit der Bibel argumentieren.

>Sekten sollen den Menschen eine Richtung geben, die sie vorgeben können. In der Regel ist es eine Richtung, die für die Sekte lukrativ ist, also finanziell lohnend. Das trifft nicht auf die HLT-Kirche zu, eine solche Behauptung, die Kirche sei "in it for the money" und deshalb missionarisch aktiv, stimmt einfach so nicht. Man kann sich darüber streiten, ob das AUCH Grund dafür sein kann aber sicherlich ist das nicht Alleinstellungsmerkmal.

Also, ich würde den lukrativen finanziellen Anteil sehr wohl als zutreffend für die HLT bezeichnen und als Hauptmotivation für Missionierungen. Was wäre die HLT ohne ihren finanziellen Gewinn? Ohne den Zehnten der Mitglieder und diverser zusätzlicher Spenden? Denn daraus resultierenden doch all die lukrativen Geschäfte, denen sie jetzt nachgeht und vor allem ihre Macht, die zumindest in den USA nicht mehr zu unterschätzen ist. Immerhin haben sie durch ihre Macht - sprich finanzieller Möglichkeiten - immer wieder die Chance politische und andere Organsisationen zu manipulieren. So geschehen beim Olympiabestechungsskandal oder der Verhinderung eines neuen kalifornischen Gesetzes, dass es Homosexuellen erlaubt hätte zu heiraten, und vieles mehr. Nicht zu vergessen, dass die HLT-Organisation durch ihre Macht auch in ihren eignen Reihen die Mitglieder bzgl. ihres Wahlverhaltens immer wieder manipuliert. Von wegen, sie würden sich nicht politisch betätigen, wie hier neulich behauptet wurde.

>Als ich mich damals der Kirche anschloss, ging es mir mies und ich war 18 Jahre alt. Ich suchte die Orientierung, war also auch für diese Kirche anfällig. Ich wollte aber ja auch die Mitgliedschaft. Und keinesfalls bereue ich im Nachhinein diese Entscheidung, da sie mich in Vielem zum Positiven geprägt hat, wofür ich dankbar bin.

Das finde ich völlig okay. Für Viele ist die HLT eine Hilfe bei der Suche nach Orientierung - was aber auch viel über unsere Gesellschaft aussagt, dass es der Sekten bedarf, um dieses Defizit auszugleichen, aber das ist ein anderes Thema. Wichtig ist, dass man, so wie du, den Absprung schafft, wenn man erkennt, dass es über die normale Hilfestellung hinausgeht und lebensvereinnahmend wird.

>Die HLT-Kirche ist aber auch nicht so abgedreht, dass einem sofort klar wird, dass dieser Verein eine Sekte ist. Die Zeugen Jehovahs sind da natürlich noch viel offensichtlicher in ihrer fundamentalistischen und elitären Nonkonformität mit gesellschaftlichen Normen (der Beitrag dieses Journalisten und ehemaligen ZJ, den Gunar zitiert hat, ist ein trauriger Beleg dieser Tatsache).

Ja, das sehe ich genau so. Gerade deshalb finde ich die HLT so gefährlich, weil sie so subtil arbeitet. Nach außen hin und oberflächlich betrachtet, demonstrieren sie eine offene, moderne Glaubensgemeinschaft, die zukunftsorientiert wirkt. Bis man (vielleicht) bemerkt, was wirklich dahintersteckt, ist man längst getauft und hat Jahre seines Lebens in diese
Organisation investiert.  Die ZJ verschleiern wenigstens ihre Strategie und ihre Ziele nicht, also könnte man eigentlich sagen, sie sind ehrlicher als die HLTs. Die HLT-Kirche bewegt sich im Randgebiet, im Graubereich, der schwer zu erfassen ist. Nur Insider (also Informierte) erkennen, dass es sich um eine echte Sekte handelt.

>Abschliessend muss ich also sagen: nicht die Bibelkritik (ob richtig oder falsch) ist die Wurzel allen Ãœbels, sondern das "mindset" des Kritikers. Was bezweckt denn jemand damit, dass er die Bibel kritisiert?

Maßgebend sollte nur die wissenschaftliche objektive Sichtweise sein. Alles andere wäre wieder nur subjektive Auslegung, die natürlich nur Sinn macht, wenn man damit bezweckt Menschen in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Jeder sollte einfach misstrauisch sein, wenn er aufgefordert wird nur zu glauben.

>Wenn ich persönlich die Bibel kritisiere, dann tue ich es weil ich hoffe, dass dieser Vollstrecker-Gott, welcher dort oft erscheint, nicht wirklich richtig dargestellt wurde. Oder weil ich glaube, dass Jesu Gang auf dem Wasser metaphorisch gemeint ist, damit wir etwas daraus lernen können und nicht etwa weil mir das sagen soll, dass ich mit Glauben auch die Abkürzung über den Fluss nehmen kann.

Ganz genau meine Meinung. Das war einer meiner Ausgangspunkte, die Bibel unter die Lupe zu nehmen.

In einem früheren Beitrag  "Zur Sache "Kanzler" schriebst du u. a.:

Dieser kleinste gemeinsame Nenner zwischen den meisten Religionen ist die Liebe und die Weisheit. Diese beiden Dinge können DURCH und TROTZ der verschiedenen Religionen erlangt werden, selbst wenn ich Atheist bin, so wie Gunar.

Mehr als diese beiden Dinge dürfen von uns Menschen in diesem Leben nicht erwartet werden von einem Gott, der uns liebt und der uns ganz bewusst in eine Existenz gesteckt hat, in der wir nur unseren Instinkten und unserer anerzogenen Kultur folgen können.

Das hat mich wirklich berührt, weil ich es für mich persönlich ganz genau so erkannt habe. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Liebe. Sie birgt eigentlich die Weisheit schon in sich. Denn nur ein Mensch, der fähig ist zu lieben, kann auch weise sein. Die Weisheit bemächtigt uns unseren Verstand einzusetzen und dadurch zu lernen, unser Wissen zu vergrößern, was wieder mehr Verständnis (nicht nur für unsere Mitmenschen, sondern auch für alles was unser Leben betrifft) bewirkt.

Die Liebe ist das Wichtigste, denn sie gibt uns neben dem besseren Verständnis auch die Möglichkeit über uns selbst hinauszuwachsen. Andere genau so wichtig zu nehmen wie uns selbst, uns in sie hinein zu versetzen und sie zu verstehen und anzunehmen, wie sie sind. Sie ermöglicht uns den Mitmenschen immer wieder eine Chance zu geben, ihre Fehler zu akzeptieren, miteinander zu sprechen bevor man zu Waffen jeglicher Art greift. Die Liebe
ist also ein Gegenpol zum Schwarzweissdenken. Sie ermöglicht es uns die vielen feinen Nuancen der zwischenmenschlichen Beziehungen zu verstehen und zu respektieren. Sie
ermöglicht es uns miteinander - statt gegeneinander - zu leben. Sie ist der einzige gemeinsame Nenner der Menschheit, also gílt es nur genau das zu erkennen.

1. Kor. 13:13, 2

Für jetzt bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte / wenn ich alle Glaubensklraft besäße / und Berge damit versetzen könnte / hätte aber die Liebe nicht / wäre ich nichts.

Dem gibt es nichts hinzu zu fügen. Weil es nichts gibt, das weiser wäre als diese Worte.

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