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Seite erstellt am 25.4.24 um 0:06 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Freitag, den 1. August 2003, um 14:39 Uhr
Betrifft: Zur Sache "Kanzler"

Hallo Martin,

gut, dass mal wieder ein wenig Dampf in dieses Forum kommt. So kann ich jetzt nämlich Deinen Beitrag auseinandernehmen, obwohl mir meine Bekannten und Freunde immer wieder sagen, dass das gar nichts bringt und ich denen ja auch immer wieder zustimme. Eines sollte klar sein. Egal, was hier ich oder irgendjemand auf Deine Aussagen schreibt, überzeugen wird Dich niemand können.
Warum nicht?
Weil wir in unseren Auffassungen fest stehen und ja hier her kommen, weil wir wohl meinen, hierdurch irgendwie ein Gefühl von Wichtigkeit zu bekommen und vielleicht auch noch ein bischen was dabei lernen. Ausserdem macht dieses ganze Gequatsche vermischt mit kribbeln im Bauch doch Spass. Aber ändern wird sich in diesem Forum oder durch dieses Forum niemand, wenn nicht schon diese WEBSITE etwas dazu getan hat. So ist es doch.
  
Aber lass mich Dir in aller Bescheidenheit und vor allem in Vorbereitung auf das, was noch kommt, eines sagen:
Wenn es wirklich EINE "wahre" Religion gibt, dann kann es - so sagt schon der gesunde Menschenverstand - nur eine Religion sein, die jeder Mensch verstehen und gut heissen kann. Diese Religion kann keine Religion sein bei der es viel zu einfach ist, aufgrund der unglaublichen Fülle ihrer Dogmen, ANDERER MEINUNG zu sein und somit diese abzulehnen. Kann Gott jemand sein, mit dem man anderer Meinung ist? Der also seinen Zugang zu mir verliert, weil ich das eine oder andere Dogma für unvernünftig oder ethisch zweifelhaft halte?
Dann wäre es doch wohl viel zu einfach, in der Hölle zu enden. Denn das ist ja die logische Konsequenz. Ein Leben entfernt von Gott (in einer Existenz der unmittelbaren Wahrnehmung durch den Wegfall der Beschränkungen des irdischen Körpers im nächsten Leben) wäre eine Existenz ausserhalb des von ihm beanspruchten Herrschaftsbereiches - nämlich die Hölle. Wenn es eine Hölle gibt, dann gibt es sie nur, weil "Gott" einem "Teufel" diesen Herrschaftsbereich zugewiesen hat. Dies wäre also der einzige Bereich in den Leuten gehen könnten, wenn sie von Gott getrennt sind, da der Rest im Herrschaftsbereich Gottes liegt.
Mit anderen Worten: Komme ich in die Hölle, weil ich etwas anderes für richtig halte, selbst nachdem ich die vermeintliche "Wahrheit" (also die Mormonenkirche) kennengelernt habe? Wohl kaum.
Ist Gott wirklich so klein, dass Menschen grundsätzlich falsch liegen, weil sie an etwas glauben an dass ca. 5 Millionen aktive HLT nicht glauben?
Wenn das also nicht der Fall ist, dann muss die Wahrheit tiefer liegen. Tatsächlich glaube ich, dass die Wahrheit tiefer liegt als die ganzen Dogmen, die Du direkt oder indirekt in Deinem posting angesprochen hast.
Wäre es nicht ideal, wenn Gott so gross wäre, dass er es zulässt, dass sie die Wahrheit in allen von Menschen gemachten Religionen gleichermassen finden können?
Was kann dieser kleinste gemeinsame Nenner sein?
Ist es Christus? Wenn ja, was ist dann mit den Menschen, die nicht-christliche Dogmen für wahr halten?
Ist es der Fortschritt? Wenn dieser kleinste gemeinsame Nenner der Fortschritt ist, was ist dann mit Menschen, die daran glauben, dass der Mensch durch die Gnade eines liebenden Gottes errettet wird und nicht durch Werke, also Menschen, die vielleicht den Fortschritt (wohl aus Weisheit) ganz bewusst ablehnen wollen.

Dieser kleinste gemeinsame Nenner zwischen den meisten Religionen ist die Liebe und die Weisheit. Diese beiden Dinge können DURCH und TROTZ der verschiedenen Religionen erlangt werden, selbst wenn ich Atheist bin, so wie Gunar.
Mehr als diese beiden Dinge dürfen von uns Menschen in diesem Leben nicht erwartet werden von einem Gott, der uns liebt und der uns ganz bewusst in eine Existenz gesteckt hat, in der wir nur unseren Instinkten und unserer anerzogenen Kultur folgen können.
Und weisst Du was? Das tut er auch nicht, denn er sagt ganz bewusst (und zwar in der Bibel) dass die beiden allerallergrössten Gebote auf Gottes weiter Erde die sind: Liebe Gott den Vater und liebe deinen nächsten wie dich selbst.
Und nicht: lasse Dich taufen - aber nur von den Mormonen.
Wenn Jesus heute geboren würde, dann wäre er Universalist auf Basis seiner kulturellen Prägung mit einer starken innerlichen Beziehung zu Gott, seinem Vater. Und er würde Wunder wirken bei allen Menschen und nicht sagen, dass er nur zu den Mormonen gekommen ist und nicht zu den Heiden.

So! Und nun zu Deinen Aussagen:
Du schreibst.

> Also ist für dich die Ökumene die selig machende Kirche. Schön dann, daß der ökumensche Kirchentag so in die Hose ging. Endlich wird klar, daß die Protestanten nicht mit den Katholiken Abendmahl nehmen können, selbst wenn es nach katholischem Ritus vollzogen wird. Nicht einmal Unterwerfung reicht den Katholiken. Wenn ihr Ökumene mit den Katholiken wollt, müßt ihr Selbstaufgabe machen. Und daß soll die Wahrheit sein, das ist Verrat an sich selbst.

Die Ökumene entsteht und entwickelt sich aus einem anderen Selbstverständnis heraus als Du als gläubiger Heiliger der Letzten Tage Deine Welt siehst. Für Dich steht die Institution "Kirche" im Vordergrund. Du siehst hier zwei Blöcke an Kirchen, die unterschiedliche Interessen haben, die miteinander unvereinbar sind bis hin zur Selbstaufgabe einer der Parteien bei Zugeständnis.
Die Ökumene hat aber eher das Ziel, die Menschen zusammenzuführen TROTZ der Dogmen aus einem Selbstverständnis als Christen heraus.
Das dieses ein Prozess ist, wird daraus deutlich, welche Positionen Johannes Paul II oder Kardinal Ratzinger immer wieder einnehmen, was dann zum Entzug des Priesteramts z.B. von Leuten wie Gotthold Hasenhüttl führt. Der ewige Streit des Dogmas gegen den Geist der Botschaft.

Du schreibst weiter, dass die Bibel gar nicht durch mormonische Schriften untergraben werden kann, weil die Bibel gar kein einheitliches Werk ist und es bis Mitte des 2. Jahrtausends erst recht nicht wahr.
Ich beglückwünsche Dich zu Deiner offensichtlich erfolgreichen Recherche der Geschichte dieser heiligen Schrift. Ich bin auch fasziniert und das sage ich ohne Zynismus.
Unter Bezugnahme der obig bereits festgestellten wirklichen "Wahrheiten" sehe ich aber schon, dass der Geist der Bibel seine Gültigkeit für (ohne Übertreibung) Milliarden von Menschen hat. Muss die Bibel denn vollkommen sein, wenn ihre Wahrheiten dennoch ausreichen, den einfachen Menschen in Ungarn oder Nicaragua oder den Niederlanden zu einem liebenden und gerechten Gott zu führen? Einem Gott, der keinen Unterschied zwischen Menschen aufgrund ihrer Rasse, Herkunft, Aussehen, Stand und Kultur macht, sondern letztlich erst aufgrund ihrer Entscheidungen?
Ich würde doch gar nicht erwarten, dass die Bibel ein perfektes Wort Gottes ist. Wenn sie perfekt wäre, warum gibt es dann tausende Kirchen, die die Bibel unterschiedlich auslegen.
Aber immer wenn jemand daher kommt und sagt, dass ein bestimmtes von Menschen geschriebenes oder gestaltetes Werk vollkommen ist, weil authentisch und von Gott inspiriert, dann ist die Chance ungleich grösser, dass aus diesem Menschen ein intoleranter Fundamentalist wird, weil der dann nämlich unterscheiden wird zwischen Menschen, die daran glauben und solche, die es nicht tun.
Ihr Mormonen (dem Namen nach bin ich ja auch selber einer) habt besonders damit ein Problem. Und interessanterweise erkennen die Mitglieder das erst, wenn sie mal einen Blick aus der Nussschale riskieren. Diesen Blick habe ich in der Tat riskiert und er hat mich befreit.

Du schreibst weiter:
> Ehrlich, ich weiß nicht was an LuB 132: 61,62 falsch sein kann, denn es sind Verfahrensvorschriften und keine Glaubenssätze in diesen Versen zu finden.

Nun mal ehrlich und "Budder bei de Fische":
Wir wissen doch wohl beide, dass wenig vorher in diesem Stück "Heilige Schrift" durchaus die Vielweiberei nicht nur von Gott sanktioniert, sondern sogar geboten wird, oder?
Warum waren Mormonen im 19. Jahrhundert polygam? Was galt jemand in der Kirche, wenn ER die Mehrehe bewusst ablehnte? Auf welche Probleme stiessen Missionare, wenn sie bei Rückkehr aus dem Missionsfeld nicht auch eine Frau im Gepäck hatten?
Hatte sich Joseph Smith alle Frauen mit denen er "verheiratet" war, von Emma sanktionieren lassen, wie es noch zu tun in LuB 132 geboten war?
Recherchiere mal die Antworten an anderer Stelle als bei Deinem Institutslehrer, bitte....;-)

> Auch das der Katholiken, der Orthodoxen ... - aber Protestanten haben ja kein Priestertum. Dann frage ich mich, warum ihr als Protestanten überhaupt Geitliche habt. Dann ist jeder genausogut Priester wie der andere, und ich brauche mein Geld nicht einem Nichtvollmacht habenden in den Rachen zu schmeißen.

Eben nicht. Der Geistliche in der evangelischen Kirche qualifiziert sich durch ein ev. Theologiestudium und seine "Weihe" sowie die Regularien der evangelischen Kirche. Der Geistliche in der katholischen Kirche qualifiziert sich ähnlich.
Der Geistliche in der HLT-Kirche qualifiziert sich durch "Händeauflegen" und Bestätigung sowie andere Regularien, die innerhalb DIESER Kirche ihre Geltung haben.
Glaubst Du wirklich, dass die Taufe des Protestanten vor Gott keine Gültigkeit hat? Ich weiss, dass Du es tust, denn ich habe das auch mal geglaubt. Ich glaube es jetzt aber nicht mehr.
Unter mir wohnt ein Mönch (also noch nicht im Kloster:-) ), der deshalb Mönch wurde, weil er eine Vision der Mutter Gottes Maria hatte und sich deshalb bekehrte und Gläubiger Katholik wurde. Hat die Tatsache, dass er Mönch ist vor Gott keine Gültigkeit?
 
Ich glaube, dass die Menschen Bündnisse und Dogmen und Kultur brauchen, gemäss ihrem Grad an Bedürfnissen und geistiger Ebene. Ist eine neue Ebene erreicht und hat der Mensch die Freiheit, das zu tun, dann zieht er weiter und verändert sich.
Hierbei sind zwei Arten von Menschen zu unterscheiden. Diese beiden Gruppen werden übrigens nicht nur von mir unterschieden, sondern von unterschiedlichsten Philosophen und Geistlichen.
Es gibt jene, die sich in ihrer Eigenidentifikation ihre Ethik einer Gruppe und Institution unterordnen und solche, die Gruppen und Institutionen ihrer Ethik unterordnen.
Da Menschen gemeinhin die Berufe wählen, die ihren Neigungen entsprechen, macht hier auch eine Einteilung in Berufe Sinn.
Menschen in Berufen, deren Sinn sich aus der Aufrechterhaltung einer Institution ergibt (z.B., Beamte, Soldaten, Priester, Fachkräfte, mittleres Management usw.) findet man häufiger in der ersten Gruppe.
Menschen in Rollen, deren Sinn sich eher aus der Person selbst erklären lassen (Künstler, Unternehmer, oberes Management, Vertriebler, Wissenschaftler und viele Politiker) sind demnach eher in der zweiten Gruppe zu finden.
Du musst Dir die Frage gefallen lassen:
Traust Du Dir auch zu selber zu denken, oder realisierst Du gar nicht mehr, dass die Kirche Dir schon lange das Denken abgenommen hat?
Nimm das mal mit "nach hause".

Alles Liebe....

Henning

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