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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Dienstag, den 29. Juli 2003, um 0:52 Uhr
Betrifft: Danke für den Beitrag

Das ist Universalismus nach meinem Geschmack.
Es zeigt und argumentiert einfach aber treffend, dass diese heiligsten mormonischen Gebäude nur für die gläubigen Mormonen heilig und bedeutsam sein können.
Ich denke, dass eine lebendige Religion die Möglichkeiten bieten sollte, tatsächlich "im Haus des Herrn zu dienen" - sei es ein Tempel oder ein Kloster oder ein anderer für diese betreffende Religion oder Person heiliger Ort.
Meine Heimlehrer (ich habe tatsächlich noch welche;-), die ich regelmässig schocken kann) fragten mich gestern, ob ich nicht den Tempel vermissen würde. Ich sagte: "Doch" aber nicht etwa, weil der Tempel der Mormonen vor Gott eine höhere Wertigkeit haben kann als die Pilgerfahrt des Katholiken nach Lourdes, sondern weil der meditative und arbeitende Dienst vor Gott einen Menschen, gleich welcher Religion oder Weltanschauung, auf eine höhere Bewusstseinsebene bringen kann. Auf dieser Bewusstseinsebene kann er geistige Erkenntnisse über sich selbst erlangen.
Diese spirituellen Zustände kennen wir aber in den meisten Religionen und machen die Religion eigentlich auch erst aus.  Tatsächlich machen sie den Kern der Religion aus. Die Mormonenkirche wäre ohne ihre Tempel tatsächlich nicht denkbar.
Die Menschen, die nur für eine Session alle paar Wochen oder Monate einmal in den Tempel gehen, und noch niemals eine ganze Tempelwoche mitgemacht haben, können gar nicht wissen, was ich meine. Ich weiss aber wovon ich spreche, da ich von 1994 bis 2003 Tempelarbeiter war und den ganzen Kram rauf und runter beten kann.
Es ist recht spannend zu beobachten. Man hat den Tempelfilm (oder besser die beiden Tempelfilme) schon 100.000 mal gesehen. D.h. er kann gar nicht mehr der Unterhaltung dienen oder ich kann gar nicht mehr versuchen hier oder dort wieder etwas Neues zu entdecken. Aber ich weiss noch, wie am zweiten Tag einer Tempelwoche, die Endowmentsession nur noch Arbeit war und nichts anderes mehr. In diesem Moment bekam der Tempel dann eine ganz andere Dimension. Die Vorverordnungen werden spätestens nach dem 6. oder 7. mal "Proxy"-sein totlangweilig. Aber irgendwann hörst Du nicht mehr so recht zu. Du beginnst, Dich in eine Wolke von "...ich salbe dir  die Stirn, damit sie reine und tugendhafte grundsätze in sich berge, die ohren damit du das wort des herrn hörest, die augen, damit du klar sehest und zwischen wahrheit und irrtum unterscheidest, die nase, damit du riechest, die lippen damit du nie arglistig redest, den Nacken ......" zu begeben. Spätestens am Donnerstag, also am dritten Tag, bist du voll auf einer anderen Ebene.
Versuche mal, eine Woche lang buddhistische Chantren aufzusagen. Eine Woche Räucherstäbchen. Eine Woche der Gong, Eine Woche lang "Nam Myoho Renge Kyo". Ich habe mal mit Buddhisten gesprochen. Nach einer Woche BIST du Buddha, BIST du das Räucherstäbchen und Du BIST dieses Chantra.
Genau wie nach einer Woche Tempel. Eine Woche Proxy und natürlich hast du "unglaublich den Geist verspührt". Klar. Aber ziehe Dich mal in Deine Ecke oder Dein Zelt im Wald zurück und faste und bete und lese nur deine persönliche Heilige Schrift für eine Woche. Zum Schluss bist Du natürlich im Nirvana oder sonstwo.
Ist dieses Zelt deswegen das "einzig wahre" Zelt und der Wald deshalb der "einzig wahre" Wald? Wohl eher nicht.
Aber durch die Jahrtausende haben die Menschen diese religiösen Erlebnisse gekannt und geschätzt und angewendet, um Dinge zu verstehen oder den Blick wieder in die richtige Richtung zu lenken.
Mir fehlt das. Aber ich habe schliesslich auch einen Job und eine Familie einschliesslich Hund, die mich brauchen. Aber da mir dieses "Tempelerlebnis" bekannt ist, werde ich sicherlich - vorausgesetzt, dass ich nicht vorher über die Klinge springe - einges Tages wieder nach aussermormonischen Alternativen zu diesem Erlebnis suchen. UND SIE AUCH FINDEN. Denn weder Wahrheit noch das "Tempelerlebnis" sind mormonische Patente.
Von daher, danke Chamael, dass Du das noch einmal ein bischen angesprochen hast.

Gruss,
Henning

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