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Verfasser: Hexe
Datum: Samstag, den 19. Juli 2003, um 22:15 Uhr
Betrifft: Hoffnung auf Heilung von Homosexualität?

Als ich gestern Abend auf der Suche nach mormonischen Exmoseiten war, stieß ich bei Yahoo auf die Yahoogroup „Hoffnung auf Heilung“, einer Gruppe von Mormonen, die in ihrer Selbstbeschreibung folgendes schrieb:

„Diese Gruppe dient der Unterstützung von deutschsprachigen Mormonen mit ungewollten homosexuellen Neigungen, die aktive und gläubige Mitglieder der Kirche bleiben wollen und ehrlich und wahrhaftig ihre homosexuellen Neigungen ändern möchten. Dies Gruppe ist in erster Linie für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiigen der Letzten Tage gedacht, es können aber auch gerne Leute anderer Religionen beitreten, solange sie die Mitglieder der Kirche und ihren Glauben tolerieren. Vulgäre Sprache und ausführliche Beschreibung sexueller Handlungen sind verboten. Dies ist ein Ort der Hilfestellung und dient dem Austausch von Informationen. Es ist untersagt, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ihre Lehren und alles damit verbundene anzugreifen und/oder schlecht zu machen. Das gleiche gilt auch für Homosexualität oder Menschen mit solchen Neigungen. Übertretungen können zum Ausschluss aus der Gruppe führen.

Ich hoffe, dass diese Gruppe vielen von Euch helfen wird. Es gibt viele Onlinequellen auf Englisch. Diese Seite soll aber für diejenigen sein, die kein Englisch können.“

Na Klasse, dachte ich!
Die Gruppe „Evergreen“, die von mormonischen „Psychiatern“ gegründete Organisation, die aus lustvollen Homos verbiesterte Heteros machen will (diese Bemerkung ist nur spaßig gemeint, und bezieht sich ausschließlich auf die oben genannte Gruppe), versucht; hier in der BRD Fuß zu fassen!
Was würdet Ihr davon halten, wenn alle die in diesem Forum sind, sich da anmelden, und das Forum von innen aufmischen? Wäre das nicht ein toller Spaß, den Spieß einmal umzudrehen, und die Mormonen ein Forum kaputt zu machen, so wie sie es hier mit Gunars Forum versuchen?
Was mich hierbei vor allem reizt, ist die Aussage:

„... Dies ist ein Ort der Hilfestellung und dient dem Austausch von Informationen. Es ist untersagt, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ihre Lehren und alles damit verbundene anzugreifen und/oder schlecht zu machen. ....“

So wird der wirkliche Austausch von Informationen, wird Wahrheit blockiert und können Fakten über diese „Kirche“ (und ihre Einstellung zur Homosexualität) abgewiesen werden. Fakten wie etwa die folgende über lesbische Mormoninnen:

Früher

Dank des umfassenden Buches von Dr. Michael Quinn „Same Sex Dynamics“ wissen wir, das ein lesbisches Leben, ebenso wie ein schwules, im 19. Jahrhundert ganz normal und akzeptiert in der Kirche war.
So berichtete beispielsweise am 8. Juli 1837 eine Mary Fielding Smith, das sie beobachtete, wie „ einige der Schwestern sich intensiv damit beschäftigten, ihre Zungen ineinander zu verschlingen, mit entzücktem Gesichtsausdruck, küssend und Händchen haltend, in liebevoller Zweisamkeit“.
Diese Handlungen sollen nicht sexuell gewesen sein (Kann sie ihrer Großmutter erzählen, oder noch besser den heutigen Mormonen, die glauben doch jeden Mist!), aber von solch einer Intimität, das auch Männer die sie heirateten, nicht das Geringste daran änderte.
Ebenfalls in den späten 1830ern, schrieb eine 27 jährige Frau an ihre Cousine zweiten Grades, die ihre Zimmergenossin am Amherst College war : „Wenn ich eine Nacht mit dir schlafen könnte, würden wir nicht lange schlafen...und als Letztes möchte ich dir noch sagen, das ich jede Nacht mit dir verbunden sein könnte, mit nichts als einem Komma zwischen den uns, damals wie heute“
Die erste verbürgte Quelle über weibliche Homosexualität stammt aus dem Jahre 1856, als ein Mann in Salt Lake City in sein Tagebuch schrieb, das eine Mormonin versucht hatte, : „ ... ein junges Mädchen zu verführen“.
Der Begriff „Lesbe“ zuerst 1870 benutzt, wurde in einem Tagebuch als Ersatz für den Begriff „Sodomie“ benutzt. Drei Jahre später druckte das „Women´s Exponent Magazine“, ein Essay mit dem Titel : „Frauen- Liebhaberinnen“, von einer Nichtmormonin geschrieben, ab, das wie folgt begann : „Vielleicht wissen sie es nicht, aber es gibt Frauen, die ineinander verliebt sind.“
Seit der Zeit, als Mormonen im Salt Lake Tal ankamen, verliebten sich Frauen in andere Frauen.
Im Jahre 1891, begrüßte der von Schwulen gegründete „Bohemian Club“ von Salt Lake City zum ersten Male Lesben in ihren Reihen, die Mitglieder wurden. Das war der Beginn einer „Queer community“ lesbischer und schwuler MormonInnen.
Leider war ein lesbisches Leben nicht frei von Eifersucht und Gewalt, wie ein Artikel aus dem Jahre 1882 bewies, als die Zeitschrift „Deseret News“ eine Geschichte veröffentlichte, über eine Begebenheit die sich in Memphis/Tennessee, wo eine Frau ihre Geliebte tötete, zutrug, womit lesbisches Leben einer breiten mormonischen Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
Die Frauenrechtlerin Emeline Wells, Mormonin und versteckte Lesbe, veröffentlichte und pries die lesbische Beziehung zwischen Francis Willard, Präsidentin der Christlichen Antialkoholbewegung (Temperenzler genannt), und ihrer Partnerin.
Im Jahre 1903 veröffentlichte das „Young Woman’s Journal“ , eine mormonische Zeitschrift für junge Frauen, ein Gedicht von Kate Thomas, das die gleichgeschlechtliche Liebe feierte.
Thomas, eine gläubige Mormonin, war nie verheiratet, schrieb über ihre Geliebte, : „... Das ihre Lippen mir Freude schenkte, die niemals aufhörte“.
Im Jahre 1912 veröffentlichte das gleiche Magazin als erste bei den Mormonen überhaupt, einen Artikel, der Lesben Tribut zollte „Sappho auf Lesbos“.
Als die Zeitschrift „Children´s Friend“, ebenfalls eine noch heute existierende mormonische Zeitschrift, im Jahre 1919 darüber berichtete, das zwei Präsidentinnen der Primarvereinigung, Louise B. Felt und ihre erste Ratgeberin May Anderson, eine lesbische Beziehung hatten, die so nah wie die zwischen „David und Jonathan“ war, war lesbisches Leben schon fast „normal geworden“.
Mildred J Berrymann ist die erste Studie über lesbisches Leben in der Kirche zu verdanken, Dank ihrer Studie aus dem Jahre1938, für die sie 24 in Salt Lake City lebende Lesben interviewte, wissen wir heute mehr über früheres lesbisches Leben.
Eine dieser Frauen, Cora Kasius, ein Mitgliedes des Stabes der Frauenhilfsvereinigung, die sich darauf vorbereitete, ein Mitglied des Lehrkörpers des Barnard College zu werden, wurde später Verbindungsoffizier der Vereinten Nationen.
Aber alles änderte sich im Jahre 1952, als sich das Verhältnis zu gleichgeschlechtlichen Paaren von Akzeptanz veränderte.
„Schuld“ daran war J. Ruben Clark, erster Ratgeber des Präsidenten David o. McKay, der die Frauen der Kirche vor „widernatürlichen Praktiken wie gleichgeschlechtliche Liebe“ ,warnte.
Von da an änderte sich alles!
Lesben (und Schwule) in der Kirche wurden diskriminiert, ihnen wurden Aversionstherapien und Elektroschocks angetan, um sie zu „heilen“ (heterosexuell“ zu machen).
Sie wurden, wenn sie nicht „bereuten“ ausgeschlossen, und aus ihren Familien verstoßen, wie z.B. die Autorin Pat Califia, in einem Interview erzählte.
Califia, Mormonin, und lesbisch, verliebte sich in eine Lehrerin an ihrer Schule. Als sie ihren Eltern von ihren Gefühlen erzählte, änderte sich plötzlich das gesamte Verhalten ihr gegenüber, und sie behandelten sie wie eine Aussätzige. Dann eines Tages gaben die Eltern ihr zu verstehen, das sie nicht mehr gerne gesehen wäre, im Kreise der Familie, es sei den, sie würde (einen Mann) heiraten.
Califia ging!

Und heute?

Es gibt zwei Sorten lesbischer Mormoninnen!
Die einen, die in der Kirche sind, und ihr lesbisches Leben heimlich ausleben oder ihre Gefühle verdrängen, und die anderen, die aus der Kirche herausgehen, und ihr Lesbischsein offen leben können.
Als ich 1996 einmal eine mormonische Gemeinde in Berlin besuchte, entdeckte ich eine Frau, die unschwer als Lesbe zu erkennen war, trotz ihres von einer Schwangerschaft gewölbten Bauches (Tja, kleine Schweine erkennen einander)!
Nach der Frauenhilfsvereinigungsversammlung sprachen wir miteinander. Ich fragte sie, ob sie Frauen lieben würde, was sie bestätigte. Sie erzählte, das sie deshalb es nicht ausleben würde, weil sie ihren Mann, den sie nicht liebte, im Tempel geheiratet hatte, und Gott nicht dadurch verletzen wolle, das sie die Tempelbündnisse brach.
Vor einem Monat traf ich sie wieder.
Sie spielte in der Abendmahlsversammlung Klavier, und hatte drei kleine Kinder. Sie war nicht glücklich, und sie saß bei „ihrem Mann“ wie neben einem Bruder, und nicht wie einem Ehemann!
Wir sprachen nach der Versammlung miteinander, und ich hatte den Eindruck, das sie am liebsten ihren Mann verlassen würde;, aber die Angst, ihre Kinder und die Akzeptanz der Gemeinde und Gottes zu verlieren, sie daran hinderte!
Ihr wirkliches Motiv war also Angst!
Angst vor Gott, Angst vor dem Ehemann der ihr die Kinder wegnehmen könnte, und vor allem Angst davor, die eingebildete Liebe der Gemeinde zu verlieren, eine „Liebe“, die nie wirklich da war, sondern immer nur Mittel zum Zweck, „Jünger zu machen und sie zu halten“!
Eine meiner Brieffreundinnen, „Janet“ (Name geändert) aus Utah, ist noch in der Kirche der Mormonen! Und sie ist lesbisch, lebt ihre Beziehung heimlich an der BYU aus, wo sie arbeitet.
Sie erzählte mir, wie schwer es oftmals für sie ist, zusammen mit ihrer Partnerin, auch einer Mormonin, in der Gemeinde so zu tun, als ob sie „nur“ gute Freundinnen seien, und sich heimlich zu treffen.
Gestohlene Momente des Glücks, verschwiegene Augenblicke der Liebe, die sie mit niemanden teilen können.
Die Folge?
Letzte Woche (sie ist inzwischen verstorben) hatten die Ärzte bei ihr einen schon fortgeschrittenen Darmkrebs festgestellt, und das sie nicht mehr lange zu leben hat (ihre Geschichte war für mich der Anstoß für diesen Artikel).
Was hatte sie krank gemacht?
Bestimmt nicht ihre lesbische Lebensweise, sondern wohl eher die Mormonen mit ihren rigiden Geschlechtsrollennormen, ihrem Frauenhass und ihrer Homophobie!
Was wäre geschehen, wenn es öffentlich geworden wäre, das Janet lesbisch ist?
Neben den schon beschriebenen Dingen wie Gemeinschaftsentzug, Ächtung in Familie und Freundschaften, Verlust der Arbeit (wenn der Arbeitgeber Mormone ist); kommt vor allem in den USA die Gefahr der „mormonischen Therapie“ noch dazu, so wie sie von „Evergreen“ angeboten wird.
Diese Gruppe, von mormonischen „Psychotherapeuten“ entwickelt, und von der Kirche finanziell und logistisch unterstützt, hat sich zur Aufgabe gemacht, Lesben und Schwule dahin zu „therapieren“, das sie heterosexuell“ werden.
Das wollen sie dadurch erreichen, das sie versuchen, aus Frauen „richtige“ Frauen zu machen, die sich schminken, Röcke anziehen und die Finger von Motorrädern und Autos lassen.
Versteht Ihr Heterosexuellen die Ängste, die hinter Janet standen und stehen?
Ich verwette meinen fetten Hintern, das, wenn sie stirbt, und ihre Homosexualität postum herauskommen sollte, ihr die Schuld an ihrem Tod gegeben wird, weil „die Kirche des „Herrn“ ja immer rein ist“, oder?
Am glücklichsten sind die Mormoninnen, die es geschafft haben, die Kirche zu verlassen, und ein zufriedenes lesbisches Leben zu führen, wie es z.B. Grace tat, eine andere Brieffreundin aus Florida.
Sie verließ die Mormonen vor 14 Jahren, und geht als Christin mit ihrer Partnerin, die sie seit 6 Jahren hat, in eine „Gay community church“, einer Kirche für Lesben und Schwule, in der sie ihre Spiritualität so leben kann, wie sie diese fühlt und erlebt.
Oder ich, die als Wicca (Hexe) ihre eigene Form von Spiritualität entdeckt hatte?
Aber egal, welchen Weg wir auch gehen mögen, wichtig ist nur, das wir die für uns richtige Entscheidung treffen!“

Was denkt Ihr über die Gruppe „Hoffnung auf Heilung“?
Ich denke, das eher sie „Heilung“ brauchen, als wir, die wir das eigene Geschlecht lieben!

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