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Verfasser: Nyu
Datum: Dienstag, den 1. Juli 2003, um 18:25 Uhr
Betrifft: en auf die beiden Fragen

Das mit den Bärten ist eine Regel, die selbst einige der Fundis in unserer Gemeinde nicht verstehen können und das will eigendlich schon einiges heissen.
Mir wurde eines Tages im Tempel ein Zettel unter die Nase gehalten, den ich mal lesen sollte. So brauchte der Tempelmissionar mir das dann nicht zu sagen. Darin stand sinngemäss, dass die Diener des Herrn sich repräsentabel kleiden und zeigen sollen. Auf diesem Zettel wurde aber explizit auf das Thema Bärte eingegangen, also nicht als einer von mehreren Punkten. Ich las den Zettel dann. Gönnerhaft und verständnisvoll warf er mir dann diesen das-ist-der-richtige-Weg-Blick zu. Er beschrieb dann das Beispiel eines Bruders, den er vor einigen Monaten denselben Zettel unter die Nase gehalten hatte. Er meinte, dieser Bruder hätte ihm gesagt, dass er wohl schon seit über 30 Jahren einen sehr gepflegten Bart getragen hätte und dass er jetzt keine Veranlassung sehe, diesen abzunehmen. Dieser Bruder hätte daraufhin diesem Missionar seinen Tempelarbeiterschein abgegeben und hätte sich umgedreht und wäre gegangen.
Der Missionar blickte mich dann an, als würde er auf eine Antwort warten. Ich sagte nur, dass dieser Bruder vielleicht ein Problem mit Stolz habe. Der Missionar nickte daraufhin zufrieden, so als wäre das die Antwort gewesen, die er von mir erwartet hätte.
 
Ich dachte hinterher oft über meine Reaktion nach und erkannte dann irgendwann, dass ich genau falsch reagiert hatte. Ich wünschte ich hätte ihm gesagt, dass ein Bart ein Bestandteil und legitimer Ausdruck der Persönlichkeit eines Mannes sein kann. Wenn die "Kirche des Herrn" dieses Mindestmass an Individualität nicht ertragen kann, ganz gleich in welcher Position, dann hat mit Sicherheit die Kirche ein Problem mit der Achtung der Menschenwürde und Anpassungsfähigkeit an andere (nichtUS-amerikanische) Kulturen. Dies kann nichts mit Vorbildfunktion zu tun haben, sondern nur mit Sozialisierung der Mitglieder.
  
Ein weiterer Bruder meiner Gemeinde liess sich dazu hinreissen, als neu-berufener Ratgeber in der Bischofschaft seinen Bart, den er schon viele Jahre hatte, abzuschneiden und sich somit den Forderungen der Pfahlführerschaft (und seiner Frau) zu beugen.
 
Mich blickte man häufig merkwürdig an und traute sich auch ab und zu etwas zu sagen, weil ich als Zweigpräsident einen Bart trug und mich schlichtweg weigerte, ihn abzuschneiden.
 
Man sagte mir mal, als Ezra Benson mal in Hamburg war, hätte er den versammelten Anwesenden in der Priestertumskonferenz, die Bärte trugen, jeweils einen bestimmten Geldbetrag gegeben und sie zum Friseur geschickt.
Aber dieses "Gesetz" ist ungeschrieben und Du wirst es nirgendwo finden.
 
Bezogen auf den Mark Hoffman Fall...
da war es ja so, dass Mark Hoffman den Generalauthoritäten (allen voran Gordon Hinckley) angebliche Tagebücher von Joseph Smith für einen hohen Preis (leider weiss ich die Summe nicht) anbot. Die Führer der Kirche wollten zunächst nicht zugreifen, da sie aber zu befürchten hatten, dass Hoffman mit den Büchern an die Öffentlichkeit gehen würde und um "Schaden" von der Kirche abzuwenden, kauften sie die Dokumente schliesslich, um sie dann in den Archiven - confidential - zu verbuddeln. Da die Joe-Tagebücher aber so gut gefälscht waren, wie die Hitler Tagebücher, die der Stern ja auch kaufte, kauften sie die Dokumente in dem Glauben, dass sie originale Tagebücher von Joseph Smith Jr. kaufen würden. Die Fragen, die man sich in diesem Zusammenhang stellen muss sind folgende:
1. Warum glauben die Generalauthoritäten, dass es irgendwelche Dokumente von Joseph Smith geben würde, die der Kirche schaden könnten?
2. Warum wussten die Käufer nicht, dass diese Dokumente Fälschungen sind, wenn sie doch Propheten, SEHER und Offenbarer sind? Und als Unterpunkt davon...
3. Warum hatten die Apostel nicht die prophetische Gabe von Joseph Smith, der ja sogar Dokumente "übersetzen" konnte, die angeblich tausende von Jahre alt sind und nicht erst 145 Jahre?
 
Soviel zu der Geschichte von und mit Mark Hoffman.
Bei der Frage, warum Apologeten meinen, dass der Fall Mark Hoffman im Lichte moderner Offenbarung erklärt werden könne, kann ich nur raten. Auch www.fairlds.org gibt über Hoffman interessanterweise scheinbar keine Auskunft. Da ich diesen Artikel nicht geschrieben, sondern nur übersetzt habe, muss ich das auch nicht wissen. Ich kann mir aber vorstellen, dass Apologeten hier so argumentieren, dass der Herr bei diesen gefälschten Dokumenten so vorging, wie bei den von Martin Harris verlorenen 116 Buch Mormon Seiten. Somit war dieses Ungeschick in Wirklichkeit göttliche Vorsehung, ganz gleich, ob diese Dokumente echt waren oder nicht.
Anders verhält es sich aber mit dem sogenannten "Salamander Letter", der von der Kirche auch durch die Hand von Mark Hoffman gekauft wurde.
Hier verteidigte Apostel Dallin Oaks diesen Brief, der einige kompromittierenden Details über Joseph Smith enthielt, noch bevor er wusste, dass auch dieser angebliche Brief von Martin Harris and W.W. Phelps durch und durch eine Fälschung war.
 
"One wonders why so many writers neglected to reveal to their readers that there is another meaning of ’salamander,’ which may even have been the primary meaning. . . That meaning. . . is ’a mythical being thought to be able to live in fire’. . . A being that is able to live in fire is a good approximation of the description Joseph Smith gave of the Angel Moroni. . . the use of the words ’white salamander’ and ’old spirit’ seem understandable."
 
Ich denke, die Absurdität dieser Aussage spricht für sich.
  
Gruss,
Henning

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