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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Freitag, den 30. Mai 2003, um 14:45 Uhr
Betrifft: ja ja, nette Diskussion über das Wort der Weisheit

Den Anstoss gegeben zu meinen sehr fundamentalen Überlegungen, die in meiner "Emanzipation vom Mormonismus" ihren Gipfel stürmten, lag im "Wort der Weisheit".
Ich erkannte, dass der Ausspruch von Paulus "Es ist mir alles erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten..." tatsächlich im direkten Gegensatz zu meinem Verständnis von WEISHEIT und auch der Lehren der frühen Christen stand.
Aber Letzteres kann nicht abschliessendes Argument sein. Über die Bibel wurde und wird einfach zu viel gestritten. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass das WORT der Bibel allzuhäufig mit sich selbst im Widerspruch steht. Und selbst der GEIST der Bibel steht oft genug mit sich selbst im Streit.
Daher kann für mich abschliessend nur mein eigenes Verständnis von Weisheit gelten - abschliessend. Selbst wenn ich auf dem Weg dorthin von meiner Umwelt in meiner Ethos-Findung beeinflusst werde.
Zu viele Menschen lassen die Kirche für sich denken ("When the Brethren have spoken, the thinking has been done") und geben damit ihre gottgegebene und durch Generationen in Europa erarbeitete Freiheit der Menschenwürde- und unabhängikeit ab.
Der Ausspruch, so wie moloeskine ihn zitiert hat: "es ist mir alles erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen"
ist an WEISHEIT eigentlich nicht zu überbieten.
Überhaupt ist der so tief verinnerlichte Anspruch der HLT, die Richtschnur für Weisheit, Wahrheit und Urteilsgrundlagen zu sein etwas, was mich zutiefst ankotzt.
Beispiel: Du verlässt den guten Stand in der Kirche also verlässt Du auch den guten Stand mit Gott. Eine Differenzierung wird hier nicht vorgenommen. Wird der HLT darauf hingewiesen, dann gibt er sich verständnisvoll und legt die Toleranzplatte auf. Aber auch diese spielt immer auf Basis der "einzigen Wahrheit, Weisheit, Urteilsgrundlage".
Zurück zum Wort der Weisheit.
Wer einmal den Mantel seiner Menschenwürde an den Mormonenhaken hängt, wird ihn dort immer baumeln sehen, bis man entweder ihn ganz aus dem Blick verloren hat oder ihn sich wieder abholt.
Ich möchte einmal eine Diskussion mit mir selbst auf Basis der Argumentation in der Kirche führen:
 
Was kann den ein Wein schon schaden. Ein Bier.
Diesen Spruch wird man auch als warnendes Beispiel in der Sonntagsschule hören: als Einflüsterungen des Satans.
Aber eine vernünftige Antwort bleiben sie dennoch schuldig.
Was kann der Wein denn schaden?
Ich denke, dass muss ich doch wohl am besten wissen.
Einwand: Du wirst doch betrunken!
Antwort: Vielleicht bin ich ja erst nach einer Flasche blau?
Einwand: Es ist doch ein Gebot in der Kirche!
Antwort: Nicht ursprünglich. Joseph Smith sah das von Anfang an nicht so. Und auch Brigham Young nicht. Erst in der sog. Mormon Reformation von 1852 wurde daraus das Gesetz, dass wir heute auch kennen. Heute ist es ein Gebot. Aber ob es dadurch ein Gebot von Gott ist, liegt in der Überzeugung des Einzelnen.
Im Evangelium Jesu Christi kommt es auf den Einzelnen an und ob dein Herz bei Gott ist.
Einwand: Der bewusste und aus Ãœberzeugung praktizierte Konsum auch nur eines Glases Wein zieht doch strenge Konsequenzen in der Kirche nach sich.
Antwort: Hier genau liegt die Krux. Menschen geben ein Gebot und Menschen entwickeln es weiter und machen dann die Einhaltung dieses Gebots zur Grundlage eines Standes in ihrer Organisation. Was hat das mit den Segnungen von Gott oder der Vorenthaltung dieser Segnungen zu tun? Diese Segnungen werden mir doch von den Menschen vorenthalten und nicht von Gott.
Einwand: Aber Gott spricht auch durch die Menschen und durch die Kirchen, die er mit aufgerichtet hat. LuB sinngemäss: "ob durch mich oder durch mein Priestertum, das ist dasselbe."
Antwort: Gott spricht aber auch durch das Gewissen und den Ethos der Menschen und hat es über die Kirchen und andere Menschen gestellt. Sicherlich kann ein vernünftiger Mensch nicht erwarten, dass er damit durch kommt, wenn er gegen das Ethos anderer Menschen verstösst und dabei ihre Rechte einschränkt. Aber auch hier gilt die Regel: "es ist mir alles erlaubt, aber nichts soll mich gefangen nehmen". Eine Einschränkung der Rechte Anderer wird auch meine eigenen Möglichkeiten einschränken und somit "mich gefangen nehmen". Nur ein konsequentes Folgen meines Ethos wird mich "frei" halten.
Einwand: Wir müssen aber uns manchmal Einschränken und Disziplin üben, um in den Vorzug bestimmter Möglichkeiten (Segnungen) zu kommen. Die meisten Weltanschauungen und Religionen lehren das. Ein Opfer an Wein oder Bier ermöglicht einen spirituellen Dienst und spirituelles Wachstum in selbstlosem Tempeldienst.
Antwort: Stimmt. Aber nur, weil Menschen hier Richtlinien aufgesetzt haben und Menschen die Bedingungen vorschreiben. Da ich auch Mensch bin, kann ich mir auch selber Richtlinien geben, die nicht im Widerspruch zu den Rechten Anderer sind. Also kann ich mir auch meinen eigenen sprichwörtlichen Tempel schaffen und meine eigene sprichwörtliche Kirche errichten. Ich brauche mich nicht durch die Kirche anderer Leute in meiner eigenen humanistischen Lebenserfahrung begrenzen lassen.
Einwand: Gott hat vielen aber gesagt, dass sie dieses Gesetz befolgen sollen.
Antwort: Gott hat vielen aber auch gesagt, dass sie dieses Gesetz nicht befolgen müssen, wenn es sie nicht frei macht, sondern in ihrer Persönlichkeit einschränkt und es ihnen nicht nützt.
Einwand: Gott hat Dir aber gesagt, dass Du es befolgen sollst und Du hast versprochen, es zu tun.
Antwort: Einspruch. Hat er nicht, denke ich. Ich meine eher, dass er mich in diese Kirche geleitet hat, um mir eine Richtung zu geben, bis ich gelernt hatte, selber zu laufen, was ich damals nicht konnte. So viele Menschen werden durch ihre Furcht und Angst in dieser Kirche gehalten. Sie trauen sich nicht, die Konseqenzen aus ihren Gefühlen zu ziehen und zahlen den Preis eines Zombi-daseins oder eines gleichgeschalteten Gewissens.

...
Genug der Diskussion.
Ich nehme mir meinen Mantel vom Mormonhaken zurück. "When the Brethren have spoken, the thinking has been done." kann für mich nicht gelten und ist eine Beleidigung meiner Intelligenz, so begrenzt sie auch sei:-) . Es ist eine Einschränkung meiner Menschenwürde.
"From my cold dead hands !!!"

Gruss,
Henning

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