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Beitrag 2 von 6
zum Thema mark hofmann
Seite erstellt am 28.3.24 um 12:07 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Donnerstag, den 4. Januar 2001, um 9:09 Uhr
Betrifft: Hofmann

Caroline fragte:

>Was hat es mit diesem Mark Hofmann auf sich?...Ich könnte ja eines der anderen Mitglieder fragen aber ich bezweifel das die mir eine Auskunft geben würden allein schon wo ich ja eh das Gefühl habe das die mich meiden.

Hallo Caroline,

ich denke, dass Problem ist nicht unbedingt, dass "die" Mormonen Dir hier in Deutschland nicht unbedingt eine Antwort geben geben wollen, sondern i.d.R. nicht können. Der Durchschnittsmormone hat keine Ahnung von den Hintergründen. Es gab hierzu vor Jahren im deutschsprachigen Raum eine kurze, offizielle Nachricht, Fall erledigt. Man konnte hier mehr über den Hofman Fall aus den deutschen Medien erfahren, als über die offiziellen Kanäle der Kirche. Ich erinnere mich an einen Artikel im Spiegel.

Die beste Dokumentation dazu ist: "Salamander. The Story of the Mormon Forgery Murders", von Linda Sillitoe & Allen Roberts, SLC, 1988. 556 geballte Info. Wenn Du Englisch kannst. Kosta Quanta ca. $18 (?). Meine Ausgabe ist eben 12 Jahre alt. Ich hatte vor 14 Jahren zufällig das "Glück" in Salt Lake City zu sein, als gegen Hofman prozessiert und das Urteil verkündet wurde. Habe damals alle Beteiligten erlebt, mit den meisten über die Wochen auch gesprochen. Äußerst spannend. Hat mich damals sehr nachdenklich gemacht.

Der Hofmann Skandal in einer Nußschale (hoffe Du kannst Englisch?), hier die umfassendste Online-Dokumentation zu finden:

http://www.utlm.org/onlinebooks/trackingcontents.htm

Mehr gibt es igentlich nicht zu sagen. Falls unzureichende Englischkenntnisse vorliegen:

Hofmann rückte ins Rampenlicht der HLT-Öffentlichkeit durch seine Geschäfte mit insbesondere alten Dokumenten, die im Zusammenhang mit der HLT-Kirchengeschichte zu tun hatten. Hofmann, ein Mormone und ehemaliger Missionar, lebte von seinem Handel mit antiquarischen Artifakten, hauptsächlich Dokumenten. Anfangs eher unbedeutende Dinge, später immer sensationellere Dinge, die ihn zwängsläufig ins Rampenlicht stellten (klein fängt man an): So z.B. ein Segen über die "Zweite Salbung", das Anthon Manuskript (genau, das in "reformiertem Ägyptisch), der Joseph Smith III Segen (ein Segen von Joseph Smith über seinen Sohn, dass dieser Präsident der Kirche werden sollte),vor allem jedoch, der "Salamander Brief." Ein Brief von Martin Harris an William Phelps, so genannt, weil in diesem die Vision Smiths (Moroni) von Harris beschrieben wird. Nach diesen Brief ist keine Rede von Gott etc., sondern einem Salamander, der sich in einen Geist verwandelt etc. Es handelt von weisser Magie, Sehersteinen, Schätzen etc. Es stellte sich später heraus, dass alle Dokumente Fälschungen waren.

Hofmann hatte einen sorgfältigen Plan um nach und nach richtig Kohle zu machen, was ihm zu Beginn auch wunderbar gelang. Er machte der Kirche zu Beginn auch Schenkungen, plazierte hier und da seine "Dokumente." So, dass im Laufe der Zeit Sammler bereit waren Tausende zu zahlen. Obiger Salamander Brief für z.B. $40.000. Das Anthon Manuskript und der Salamander Brief wurden z.B. der Kirche überreicht. Die Ãœbergabe des Anthonmanuskriptes wurde inkl. Bild sogar im Kirchen-Ensign abgedruckt. Freudestrahlender Hofmann inmitten der sog. Ersten Präsidentschaft! Hofmann hatte später auch Kontakt mit der  Generalautorität, Hugh Pinnock. Nicht das je einer von denen gemerkt hätte, dass sie es mit einem Fälscher, Lügner, Betrüger und Killer (!) zu tun hatten.

Der Skandal ging damit los, dass Kopien des Salamanderbriefes unter HLT-Gelehrten kursierten, diese unter der Hand die Kirche baten diesen öffentlich zu machen, er war mittlerweile im Besitz der Kirche, diese jedoch anfänglich den Besitz abstritt. Erst als der Brief außerhalb publik gemacht wurde, wurde die Kirche dadurch genötigt ehrlich zu werden, better late than never. Der Salamanderbrief ließ Historiker endlich ihre eigene Kirchengeschichte genauer betrachten und auch öffentlich (!) darüber publizieren und reden. War absolut faszinierend. Junge HLT-Historiker, z.B. D. Michael Quinn (BYU Prof.), wagten es offene und ehrliche "Kirchengeschichte" zu machen, heißt, unabhängig vom Salamanderbrief zu publizieren, das es längst belegt war, das Smith ein Schatzsucher war, an weisse Magie glaubte und damit versuchte sein Geld zu verdienen, dies eine Rolle bis zu seinem Tod spielte. Er z.B. selbst bei seinem Tod einen "Jupitet-Talisman" bei sich trug, etc. etc. Erinnere mich, dass ich bei Quinns öffentlichen Rede über seine Forschungen, auf einer Tagung der Mormon History Associaten, in Salt Lake City, anwesend war. Eine Highlight!

Der Höhepunkt des ganzen Skandals kam dadurch, dass Hofmann nun versuchte den "Oath of a Freeman" für $1.5 Millionen (!)zu plazieren. Hat nichts mit HLT zu tun, ein Dokument wichtig für die frühe Geschichte der USA (ebenfalls gefälscht). Weiterhin die sog. McLellin Sammlung. McLellin war ein früher HLT. Er verhandelte schon längere Zeit mit Generalautorität Hugh Pinnock. Dieser und Apostel Oaks organisieretn einen Kredit für Hofmann, damit dieser im Auftrag der Kirche diese Sammlung kaufen konnte. Kredithöhe? $185.000! Hofmann hatte angedeutet die Sammlung gefunden zu haben, genaueres konnte er noch nicht sagen, erst wenn er die Sammlung gekauft hätte. Hofmann verstand es geschickt es so aussehen zu lassen, dass es berchtigte Hoffnung gab, das die berühmten "verlorenen" 116 Seiten der ersten Buch Mormon Übersetzung, Teil dieser Sammlung sein könnten. Die erste Bombe platzte, als Hofmann seinen Geldverpflichtungen nicht mehr nach kam (kaufen, verkaufen etc.)und erste Zweifel bei einigen seiner Käufer und Geschäftspartner laut wurden, sie mit Anzeige drohten. Hofmann geriet in Panik und ließ nun selbst die Bomben platzen und brachte potentielle "Petzer" eiskalt per Bombe um. Steve Christensen und Kathleen Sheets (zur falschen Zeit am falschen Ort ... wie so oft bei Bombenexplosionen) wurden zerissen. Dies war in 1985. Hoffmanns nächste Bombe explodierte in Hofmanns eigenem Auto direkt vor dem Kirchenverwaltungsgebäude. Hofmann wurde schwer verletzt. Die Polizei kriegte langsam mit, das Hofmann nicht das dritte Opfer eines perversen Killers sein sollte, sondern sich selbst aus Versehen in die Luft gesprengt hatte, beim Hantieren mit der Bombe. Es wurde nie publiziert (zumindest nach meiner Erinnerung) wem die dritte Bombe galt. Pinnock? Pinnock hatte nämlich erstmals nachgefragt, warum Hofmann $185.000 als Kredit bekam, aber "die Ware" schuldig blieb. Hofmann hatte überzogen.

Spätere Untersuchungen ergaben, dass die wichtigen Dokumente alle gefälscht waren. Die Entdeckung der Fälschung und ihre Belege gehören mittlerweile zu den Klassikern der kriminalistischen Fäschungsforschung. Vor einigen Monaten lief eine hervorragende Dokumentation auf Discovery Channel, oder war es Planet (?), bei Premiere, über die Hintergründe der Entdeckung der Fälschungen.

Hofmann sitzt ein, lebenslänglich, er erhielt nicht die Todesstrafe, weil er einen Deal (plea-bargain) mit der Staatsanwaltschaft eingegangen ist: Er gab die Morde zu und einige Details zu den Fälschungen, als Gegenleistung keine Strafe. Wäre er ein Schwarzer Nicht-HLT gewesen, wäre er schon lange verblichen.

Die große Preisfrage: Wo war bei all diesen irren Verwicklungen der Heilige Geist, insbesondere bei den HLT-Führern? Ich muß immer wieder grinsen wenn ich mir das Photo von Hofmann bei der Ersten Präsidentschaft anschaue. Lachen kann ich nicht drüber ... denn hätte der "Geist" wirklich funktioniert ... dann würden zwei Menschen noch leben.

Grüße, James

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