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Beitrag 6 von 11
zum Thema auch positives ??
Seite erstellt am 25.4.24 um 10:52 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Sven
Datum: Mittwoch, den 3. Januar 2001, um 16:32 Uhr
Betrifft: Klar gibt´s auch positives

Hi Lars!

Ich war fast 30 Jahre aktiv in der Mormonenkirche und bin jetzt kein Mitglied mehr. Dieses Thema ist sehr komplex und ich versuche kurz zu antworten.

Ich habe über Deine Frage erst kürzlich nachgedacht, als ich an Heilig Abend nach längerer Zeit mal wieder eine Abendmahlsversammlung besucht habe. Ich bin mittlerweile in der Lage, eine solche Versammlung relativ objektiv zu sehen, wie wenn ich einen Gottesdienst einer anderen Gemeinschaft teilnehmen würde.

Was ich bespielsweise an vielen Mormonen schätze, ist die innere Überzeugung, durch ein gutes Leben etwas bewirken zu können. Als Aussteiger vergisst man oft, die tiefen Gefühle, die manche Menschen bewegt, wenn sie z. B. für andere Menschen beten. Ich weiß, dass einige Mormonen wirklich eine selbslose Einstellung zu anderen Menschen haben und helfen, wo sie können, mein Respekt für diese Leute ist immer noch da - auch wenn ich heute glaube, dass die Kirche auf einem Lügenfundament aufgebaut ist.

Vielen Menschen gibt die Kirche generell Halt und Erfüllung.

Man ist als Mormone nicht automatisch ein schlechter Mensch oder Verfechter von fanatischen Ansichten, auch wenn das manchmal hier im Forum so rüber kommt.

Die Mormonen haben ähnlich interessante theologische Ansätze, wie andere Religionen auch. Ich kenne Mitglieder, die einen Partner oder Familienmitglieder verloren haben und der Grundsatz des ewigen Lebens und der Familie helfen diesen Menschen für ihr jetziges Leben Mut zu schöpfen.

Wir alle haben sicher von den Studien gelesen, dass gläubige Menschen im Schnitt bis zu 3 Jahren länger leben (egal welche Religion).

Natürlich muss man sich die Frage stellen, ob die Kirche, die sich als "einzig wahre Kirche auf dem ganzen Erdboden" bezeichnet, wirklich eine Notwendigkeit darstellt. Insbesondere wenn man herausgefunden hat, dass sie von einem Profeten gegründet wurde, der ein Lügner war, dass diese Organisation ihre eigene Geschichte verschleiert, mystifiziert und Menschen generell stark kontrolliert.

Klar: ohne die Behauptung, die errettende Kirche zu sein, könnte man sich ja aus gesellschaftspolitischen oder anderen Gründen, zu dieser Lebensweise entscheiden. Da dies aber nicht der Fall ist, wird ein Beitritt NUR mit einem 100%igen Commitment zu den Kirchenführern etc. akzeptiert. Das bedeutet eine gewisse Selbstaufgabe und die Anerkennung des Rates "inspirierter" Führer auf lokaler (Bischof), regionaler (PP) und globaler Ebene (Profet).

Jedenfalls ist ein Beitritt in dieser Kirche mit Erwartungen verbunden, die man als Neuling kaum abschätzen kann. Und die Frage stellt sich wieder, ob man die Vorteile dieser Kirche wirklich mit den persönlichen Opfern, die zu bringen sind aufwiegen kann.

Falls Du Dich entscheidest, wegen Deiner Frau getauft zu werden, musst Du Dir darüber im klaren sein, dass ein bloses mitlaufen auf die Dauer von den Kirchenführern nicht akzeptiert wird. Um Dich auf Linie zu bringen, werden Interview-Techniken und diverse andere subtile Maßnahmen ergriffen, die die Mormonen einsetzen, teilweise ohne es selbst zu merken.

Nur weil die Mormonen-Religion etwa sympathischer als Jehovas Zeugen oder die Menschen gläubiger als die Katholiken sind, sind die offiziellen Kirchenaussagen zur alleinigen Wahrheit noch lange nicht bewiesen und entbehren jeder Grundlage. Ich habe dazu einmal eine interessante Geschichte eines Scientologen gelesen, der ein wirklich schlimmes Leben mit Drogen etc. führte und durch  Scientology jetzt ein solides Leben gefunden hat.
Natürlich - diese Erfahrungen wird es immer geben - aber zu welchem Preis?!

Viele Grüße!
Sven.

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