Verfasser:	Elvira
Datum:	Sonntag, den 30. März 2003, um 19:06 Uhr
Betrifft:	Kinder, Kinder

>Warum haben die Mormonen so viele Kinder?

Weil ihr Glauben ihnen das vorschreibt würde ich so ganz kurz und knapp sagen. Mormonen glauben daran, dass jeder Mensch vor seiner Geburt in einem sogenannten Vorherdasein existiert hat. Jedes dort lebende Wesen hat nur ein Ziel: nämlich geboren zu werden und auf der Erde als Mensch seinen Weg zu durchlaufen und sich auf diesem Weg zu Gott dem Vater zu bekennen, sich der  einzig wahren Kirche anzuschließen und so zu leben, dass es am Ende einen Anspruch auf die Celestiale Herrlichkeit hat.
Nun kann ein solches präexistierendes Wesen irgendwo auf der Welt geboren werden, bei einer Bauernfamilie im Himalaya, einer Beamtenfamilie in Japan, einer Inuitfamilie in Grönland, oder aber in gar keiner Familie unerwünscht und ungeliebt in einem der Slums der Großstädte, einem Heim, von überforderten Eltern, abwesenden Vätern............. oder aber und das wäre der Hauptpreis: in eine Mormonenfamilie
Von all den genannten Möglichkeiten geboren zu werden ist die in einer Mormoenfamlie hinein zu kommen diejenige Möglichkeit, die die besten Chancen bietet, den Weg durch das Leben in der Kirche mit Ziel Cel. Herrlichkeit zu kommen. Also bekommen Mormonen viele Kinder weil sie damit vielen Geistwesen aus dem Vorherdasein die beste Startmöglichkeiten bieten. Sie fühlen sich ihrem Gott gegenüber verpflichtet, so vielen Geistwesen wie möglich in ihre Familie aufzunehmen.
Das ist der theologische Hintergrund, der sich auch noch weiter im Sinne von dem was Edgar geschrieben hat, erweitern ließe.

Interessant sind dabei aber auch die Folgen der großen Kinderschar bei Mormonen. Mehrere Kinder zu haben bedeutet vor allem,  für die Mutter ein Leben unter großer körperlicher Anstrengung (insbesondere wenn die Geburtenabstände, wie bei Mormonen üblich, sehr kurz sind ), Einschränkung in finanzieller Sicht  (größere Wohnung, größeres Auto notwendig, Urlaube mit mehreren Kindern sind kaum finanzierbar ),aber auch Einschränkung der persönlichen Wünsche (Ausgehen und Zeit für sich selbst sind nicht mehr so gut einplanbar )und eigenen Lebensführung.

Es bindet eine Frau unweigerlich an zu Hause, denn mit mehreren Kindern hat man weder die Zeit noch die Nerven einer Berufstätigkeit nachzugehen. Es bindet diese Frauen auch stark an ihre Ehemänner, da sie finanziell von ihnen abhängig sind. Wenn eine Frau so leben möchte, Freude daran hat all die vielfältigen Aufgaben in einer Familie zu erfüllen, dann ist das vollkommen in Ordnung.

Zu meiner aktiven Kirchenzeit gab es keinen anderen Lebensentwurf für mormonische Frauen, als der einer Mutter von vielen Kindern. Dabei ist nicht gefragt worden, ob die Frau das möchte, ob sie für diese Rolle geeignet ist, ob sie körperlich und seelisch dem Druck eine Großfamilie zu versorgen gewachsen ist, ob ihr diese Aufgaben liegen........Und so habe ich damals viele junge, völlig entkräftete Mütter kennen gelernt, die einen sehr unglücklichen Eindruck gemacht haben und keineswegs die ewig strahlenden Mormonenmamis waren. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass diese Mütter wenig Unterstützung von ihren Ehemännern bekommen haben, weil diese nicht nur in ihrem Beruf viel leisten mussten, um die große Familie ernähren zu können, sondern auch durch ihre Berufung in der Kirche viel außer Haus waren. Ich habe damals Familien erlebt, deren Leben einen einzigen Krisenmanagement glich und fand das sehr abschreckend.
Insofern ist dann bei einigen von ihnen die Rechnung nicht aufgegangen. Nämlich möglichst vielen Geistwesen aus dem Vorherdasein einen Platz zu bieten und ihnen damit den Weg in den Himmel zu sichern.
Damit ist noch nichts darüber ausgesagt, wie sich viele Geschwister zu haben auf die Kinder selbst auswirkt und welchen Gewinn die Eltern aus dem Leben mit ihren Kindern haben.

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