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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 19. März 2003, um 5:26 Uhr
Betrifft: offenbar Gleichgültigkeit und Unverständnis in Utah

Westfalenpost
18.03.2003

Weltpolitik spielt kaum eine Rolle
Schülerin war ein halbes Jahr in den USA

Meschede. (ut) Für die Amerikaner ist der Irak weit weg, Deutschland neben Frankreich nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte. Als Elise Kleinsorgen vor drei Wochen aus Amerika zurückkommt und erfährt, was sich politisch in der Welt getan hatte, ist sie schockiert. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Situation so instabil wird."

Die 17-jährige Schülerin des Benediktiner-Gymnasiums war für sechs Monate in den USA im Bundesstaat Utah. Ihre Gastfamilie lebt in New Jordan, im religiösen Zentrum der Mormonen. "Wahrscheinlich lag es auch daran, dass ich so wenig von der politischen Entwicklung mitbekommen habe." Von der Weltpolitik habe sie allein über E-Mails ihrer Eltern und über das Internet erfahren.

Mormonen-Staat Rund 90 Prozent der Bevölkerung - so schätzt Elise Kleinsorgen - gehören in Utah der Kirche der Heiligen der letzten Tage, wie die Mormonen sich selber nennen, an. "Es sind eher bedächtige Menschen, die vor allem Drogen, Alkohol und Nikotin ablehnen."

Es sei schockierend, wie wenig sich die Menschen dort für Politik interessieren. "Die typischen Acht-Uhr-Nachrichten gibt es nicht. Dort beherrschte die Entführung eines kleinen Mädchens über Wochen die Schlagzeilen." Der Krieg werde auch in den Familien kaum diskutiert. "Die meisten unterstützen die Kriegspolitik nicht aktiv. Sie tun aber auch nichts dagegen."

Ihr als Deutsche gegenüber seien die Amerikaner in Utah jedoch sehr offen gewesen. Feindschaft oder Ablehnung habe sie nicht erlebt, eher eine "freundliche Offenheit." "Viele Mormonen waren schon auf Missionsreise in Deutschland oder haben dort Verwandtschaft."

Auch in der Schule habe sie kaum nationalistische Töne gehört. "Mein Geschichtslehrer war gut informiert. Er hat versucht, den Schülern klar zu machen, dass man beide Seiten hören muss, bevor man sich eine eigene Meinung bilden kann." Doch die Hintergründe des Krieges würden kaum diskutiert. Für viele sei nachzuvollziehen, dass der Irak-Krieg eine logische Folge des Attentates vom 11. September sei. "Ein Krieg um Öl? - Das habe ich in den USA nie gehört."

In anderen Regionen sei Patriotismus verbreiteter, so die Schülerin. Dort seien die Menschen noch heute sehr verletzt. Zwar habe auch in Utah der 11. September 2001 einen Schock hinterlassen. Doch relativ schnell habe sich die Situation - auch durch die olympischen Winterspiele in Salt Lake City - wieder normalisiert.

"Die Menschen haben auch kaum Angst vor Terroranschlägen. Sie denken, Utah liegt im Landesinneren, wenn etwas passiert, passiert es an der Küste. Und wir Mormonen regen ja auch keinen auf."

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