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Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 6. März 2003, um 20:57 Uhr
Betrifft: offizielle Meinung

> Und ich würde gerne wissen, ob das der damaligen Kirchenlehre entsprach die Wiederkunft Christi exakt anzugeben, oder ob Brookbank hier lediglich seiner privaten Deutung der Dinge gefolgt ist.

Zuerst einmal muss beachtet werden, dass der Artikel verbreitet wurde, „ohne dass wir uns die Rolle eines Propheten anmassen, überlassen wir die Sache unsern Lesern.“ Zugleich aber schränkt man die mögliche Annahme der Leser ein, es könne sich um eine rein private Meinungsäußerung handelt. Zum Einen wird da der Beweis erbracht, dass es sich um Zufall und damit um Meinung handeln könne. „Die Uebereinstimmung selbst ist der stärkste Beweis dafür, dass die Schlüsse auf Wahrheit beruhen“. Zum Anderen wird darauf hingewiesen, dass man eben nicht nur auf persönliche Meinung angewiesen sei, sondern das Wort Gottes und das Priestertum habe. „Auch die Heiligen der letzten Tage haben ihre eigentümlichen Ansichten über diesen höchst wichtigen Punkt; dieselben sind aber nicht auf blosse Spekulation, populäre Meinung oder geheimnisvolle Auslegungen der alten Prophezeiungen, sondern auf das Wort Gottes gegründet, welches in diesen letzten Zeiten offenbart und von den deutlichen und bestimmten Erklärungen der „heiligen Männer Gottes, welche durch den heiligen Geist gesprochen haben“, bestätigt sind.“ Ich hatte diese Berufung auf Autorität ja bereits unterstrichen. Der Text selbst gibt sich also zurückhaltend autoritativ.

Andererseits darf man auch die Umstände nicht vergessen, unter denen dieser Artikel erschien. Ich meine damit nicht nur, dass er in der Kirchenzeitschrift „Millennial Star“ und zwei Mal im offiziellen deutschen Organ der Kirche „Der Stern“ erschien, und die Mitglieder bekanntlich diese Dinge als offizielle Lehren ansehen. Ich beziehe mich damit viel mehr auf die Aussagen und Prophezeiungen Joseph Smiths von 1835 und 1843 zum Datum der Wiederkunft Christi, die ja teilweise auch Bestandteil von Lehre und Bündnisse der HLTs sind. Diese Aussagen, die ich bereits auf http://www.mormonen.de/kirchen/mormonen/untergang.html zusammengetragen habe, weisen eindeutig auf das Jahr 1890 als den Zeitpunkt des Zweiten Kommens Christi hin. Das das auch tatsächlich so geglaubt wurde, belegen z. B. die Aufzeichnungen des damaligen HLT-Präsidenten Wilford Woodruff.

Was aber soll man tun, wenn diese Verheißung nun doch nicht eintritt? Da muss man, um die Gemüter der Heiligen zu beruhigen, einen anderen Zeitpunkt finden, in ferner Zukunft, aber auch wieder nicht so fern, dass jeder psychische Druck von den Heiligen weicht. Dafür bietet sich die Zeitspanne von etwa zweieinhalb Generationen einfach wunderbar an. Man mag es nun positiv oder negativ bewerten, dass die HLT-Kirche im Gegensatz z. B. zur Wachtturmgesellschaft ihren Mitgliedern bereits vorfristig Ausweichmöglichkeiten im Denken anzubieten hatte. Dass man deshalb aber lieber nicht als Prophet sprechen wollte, versteht sich von selbst, denn schließlich musste man ja noch die Möglichkeit einrechnen, dass das erwartete Ereignis doch noch Anfang 1891 eintreten würde. Denn das war ja nun wirklich ein offizieller Spruch. Aber heutige HLTs würden wohl nur in einer Diskussion darüber enden, was bei ihnen denn nun offizielle und was nicht sei.

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