Das Exmo-Diskussionsforum

Erster Beitrag von 2 Beiträgen.
Seite erstellt am 25.4.24 um 2:04 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 6. März 2003, um 1:42 Uhr
Betrifft: Adam-Gott-Lehre 1915 im Stern

Dieser Vortrag erschien 1915 in der deutschen Organ der HLT-Kirche. Er zeigt sehr schön die Geisterlehre mit all seinen spiritistischen Einflüssen auf, beschreibt das Ziel der Gottwerdung des Menschen und gipfelt im vorletzten Kapitel in der Adam-Gott-Lehre, also der Lehre, dass Adam ein bereits erhöhter Mensch und damit Gott ist, der hier nun seine Welt mit seinen Nachkommen bevölkert hat.

Die Entwicklungsstufen des menschlichen Geistes.
Vortrag von H. Ottinger, St. Gallen.

I. Seine Präexistenz.

      Was ist und was meint Präexistenz? Unter der Bezeichnung Präexistenz verstehen wir, dass wir schon existierten vor diesem Leben auf der Erde. Wir kennen die verschiedenen Zustände, die wir in den langen Zeitläuften durchmachten, nicht; hingegen wissen wir, dass wir stets an uns beschäftigt waren, um uns reif zu machen, auf die Erde zu kommen und einen fleischlichen Körper anzunehmen.

      Aber wo waren wir denn, so fragen wir uns? Lesen wir einmal, was Abraham in seinem Buche sagt: (Köstliche Perle, Kap. 3:22-28). „Nun hatte der Herr mir, Abraham, die intelligenten Wesen gezeigt, welche organisiert waren, ehe die Welt war, und unter allen diesen waren viele der Edlen und Grossen.

      Und Gott sah diese Seelen, dass sie gut waren, und er stand mitten unter ihnen und sagte: Diese will ich zu meinen Herrschern machen; denn er stand unter denen, welche Geister waren, und er sah, dass sie gut waren und er sagte zu mir: Abraham, du bist einer von ihnen, du warst erwählt, ehe denn du geboren wurdest.

      Und es stand einer unter ihnen, der war Gott gleich, und er sprach zu denen, die bei ihm waren: wir wollen hinunter gehen, denn dort ist Raum, und wir wollen von diesen Materialien nehmen und wir wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen mögen.

      Und wir wollen sie hierdurch prüfen, ob sie alle Dinge tun werden die so immer der Herr ihr Gott ihnen gebieten wird. Und die, die ihren ersten Stand behalten werden, sollen mehr erhalten, und die, welche ihren ersten Stand nicht behalten, sollen keine Herrlichkeit in dem gleichen Reiche mit denen haben, welche ihren ersten Stand behalten haben, und die, welche ihren zweiten Stand behalten, sollen Herrlichkeit auf ihren Häuptern vermehrt empfangen, für immer und ewig.

      Und der Herr sagte: Wen soll ich senden? Und einer wie des Menschen Sohn antwortete: Hier bin ich, sende mich. Und ein anderer antwortete und sagte: Hier bin ich, sende mich. Und der Herr sagte: Ich will den ersten senden.

      Und der zweite war zornig und behielt seinen ersten Stand nicht, und an jenem Tage folgten ihm viele nach.“

      Was lernen wir aus diesen Worten Abrahams? In erster Linie, dass die menschlichen Geister bei Gott, unserm Vater waren, welches der erste Stand geheissen wird. Wir sehen daraus auch, dass die Intelligenz schon damals verschieden entwickelt war und dass die Geister schon damals je nach ihrer Erkenntnis erwählt wurden für bestimmte Aemter, die sie auf der Erde bekleiden sollten. Wir können sagen, dass ein jeder Geist je nach seiner geistigen Entwicklung im ersten Stand eine bestimmte Aufgabe erhielt, die er zu einer passenden Zeit im Erdenleben ausführen sollte, doch davon später.

      Wir können auch in der heiligem Schrift sehr viele Stellen finden, die von der Präexistenz des Menschen sprechen.

      Aus Fragen der Apostel an Christus ersehen wir, dass sie von einem frühern Dasein des Menschen Kenntnis hatten.

      Es würde zu weit gehen, alle Stellen hier anzuführen. Auf eine Stelle wünsche ich hinzuweisen in der Offenb. Joh., Kap. 12:7-11. Diese Stelle spricht von einem grossen Streit im Himmel, als Luzifer, ein grosser Geist, sich gegen Gott empörte und seinen ersten Stand verlor und mit dem dritten Teil der Geister auf die Erde geworfen wurde. Welches ist nun der Unterschied zwischen denen, die ihren ersten Stand behielten und denen, die ihn nicht behielten? Die, welche den ersten Stand behielten, können sich rascher zur Gottheit entwickeln, indem sie die Erlaubnis erhielten, auf die Erde zu kommen, da einen Körper anzunehmen und durch die Schule des Lebens zu gehen und Erkenntnis zu sammeln. Sie können also rascher die Stufenleiter der Entwicklung empor gehen.

      Diejenigen, die mit Luzifer ihren ersten Stand nicht behielten, wurden schon damals auf die Erde geworfen, erhielten jedoch keinen Körper von den Elementen der Erde und können sich dadurch nicht weiter entwickeln und werden niemals die einholen können, die einen Körper ihr eigen nennen.

      Da alles Leben aus der Kraft der Gegensätze besteht, so haben sie auch eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen ohne ihren eigenen Willen. Diese Geister wünschen, recht viele der Menschen zu verführen und in ihrer Entwicklung aufzuhalten, und bewirken dadurch, dass der Mensch seine Kräfte anspannen muss, um nach dem Guten zu leben. Der Mensch hat den freien Willen, zwischen Gut und Böse zu wählen und so helfen diese Geister durch ihre negative Kraft, dass der Mensch seine Kräfte entfalten muss und durch Erfahrungen an Erkenntnis zunehmen kann. So wurden diese Geister ohne ihren Willen zu Werkzeugen in der Hand Gottes.

      Der Mensch im ersten Stande kannte auch schon Christus, der damals schon Gott gleich war. Wir kannten auch den Plan der Erlösung, den Christus entworfen hatte, auf dass die Menschheit durch ihn vom Tode wieder befreit werde. Wir selbst waren auch die Helfer beim Bau dieser Erde, die wir vorübergehend als Lehrstätte benützen wollten, und auf der wir später als Auferstandene in Herrlichkeit zu wohnen hoffen.

      Je nach unserer Entwicklung und ,unserer Aufgabe erhielten wir, die wir den ersten Stand behielten, die Erlaubnis, zu irgend einer Zeitperiode auf der Erde hervor zu kommen, und wir können uns glücklich schätzen, dass wir gerade in dieser Zeit, wo das Evangelium in seiner Kraft wieder auf der Erde ist, die Erde besuchen durften, da wir damit ungleich rascher vorwärts kommen können auf dem Wege zur Gottheit als zu einer Zeit, wo das Evangelium nicht auf der Erde war. Ein Schleier wurde nun über das Bewusstsein des Geistes gezogen, als er Besitz nehmen konnte von dem Körper, der ihm zur Verfügung gestellt wurde. Der Mensch tritt also ein in das Erdenleben.

II. Das Erdenleben des Menschen.

      Um dem menschlichen Geist das Erdenleben zu ermöglichen, ist es notwendig, dass für ihn ein Körper bereitet wird von den Elementen der Erde, und zwar geschieht dies auf der Basis der Zeugung. Der Geist nimmt Besitz von diesem Körper und wird bewusstlos beim Geburtsakt. Ich nehme an, dass beim Kinde zuerst noch Erinnerungen an das frühere Dasein vorhanden sind, jedoch immer mehr verschwinden in dem Masse, als neue Eindrücke ins Gehirn aufgenommen werden. Verschiedene Versuche mit meinen eigenen Kindern veranlassen mich, dies zu glauben.

      In dem Kinde ist ein erwachsener Geist, der jedoch durch die noch unfertigen Sinneswerkzeuge in der Entwicklung sozusagen wieder vorn anfangen muss. In dem Masse, wie das Wachstum des Körpers vorwärts geht, geht auch die Entwicklung des Geistes und der Intelligenz vor sich. Aber gerade da finden wir grosse Unterschiede, da es ja auch Idioten gibt, sowie auch überraschende, den Jahren vorauseilende Intelligenzen.

      Es wurde mir schon gesagt, wenn es einen gerechten Gott gebe, warum er nicht allen Geschöpfen gleich viel Geisteskraft gebe. Hier spielt die Präexistenz wieder eine grosse Rolle. In unserm frühern Dasein hatten wir Gelegenheit, unsere Erkenntnis zu vergrössern, wie auch in diesem Leben, und wie hier, so wurde auch dort von den einen mehr erreicht als von den andern. Wie wir aus diesem Leben ins Jenseits nur die geistigen Schätze mitnehmen können, so ist es auch der Fall im Uebergang aus unserer frühern Existenz in die jetzige.

      Den dort gesammelten Fond an Wissen und Erkenntnis nahmen wir mit in das Erdenleben und auf dieser Basis entwickelt sich die Intelligenz durch das Lernen und Aufnehmen der Gedanken aus den Gedankenströmen der Erde. So kommt es, dass einzelne Menschen sich aus der Masse heraus heben durch die Ausführung grosser Taten oder durch ihre ausserordentliche Intelligenz. Da schon viele in der Präexistenz erwählt wurden, bestimmte Aufgaben auf der Erde auszuführen, so ist es auch begreiflich, dass eine Verschiedenheit der Intelligenz sein muss. Wie es schon in dem frühern Dasein Edle und Grosse gab unter den Geistern, so ist es auch der Fall in diesem Dasein.

      Was wir also an geistiger Kraft besitzen in diesem Leben, haben wir unserer Arbeit im frühern Dasein zu verdanken. Nicht Gott gibt uns die Intelligenz, sondern wir müssen sie uns selbst erarbeiten. Zu diesem Zwecke kamen wir in dieses Erdendasein, um jede Zeit, jede Minute zu verwerten, indem wir Erfahrungen und Kenntnisse sammeln sollen, die uns fähig machen, Fortschritte zu machen. Der Prophet Joseph Smith sagte: „Niemand kann in Unwissenheit selig werden.“

      Wenn wir uns zu Göttern entwickeln wollen, so kann es nur geschehen, wenn unser Wissen und Können immer mehr zunimmt. Dieses Leben bietet dazu die beste Gelegenheit, denn wer auch den zweiten Stand behält, der soll eine Fülle der Seligkeit erhalten. Was ist noch notwendig, um auf der Stufenleiter zur Gottheit empor zu kommen? Es ist dies die Kenntnis vom wahren Evangelium Gottes, da wir ja auf die Erde gekommen sind, um durch dieses Fortschritte zu machen. Glücklich können sich alle schätzen, die zu irgend einer Zeit auf die Erde kommen konnten, in welcher das wahre Evangelium in seiner Kraft auf derselben vorhanden war. Wir können es als ein besonderes Vorrecht ansehen, gerade in dieser grossen Zeit auf dem Erdenplan zu leben, wo die Kirche des Herrn zum letzten Male und bleibend mit ihrer ganzen Kraft wieder auf der Erde weilt. In keiner Dispensation hätten wir uns rascher vorwärts bringen können, als gerade jetzt, wo wir die nahe Wiederkunft unseres Meisters, Jesus Christus, erwarten und wo jetzt das Evangelium allen Völkern gepredigt wird. Der Mensch hat die freie Wahl, seinen ihm passenden Weg zu wählen, und aus diesem Grunde ist er auch selbst verantwortlich für alles was er tut. Christus kannte seinen Weg und wusste, dass er mit seinem Tode endige, und doch wählte er diesen Weg trotz allen seinen wunderbaren Kräften, mittels deren er sich aus den Händen seiner Feinde hätte retten können. Der Mensch lernt auch auf der Erde zu irgend einer Zeit das Evangelium kennen, und wie ich bei mir selbst sah, kommt es vielen als etwas ganz Bekanntes vor, als ob sie es schon einmal gehört und gekannt hätten. Solche, die das Evangelium sofort erkennen, sollen nach einer Offenbarung des Herrn vom Blute Israel’s sein. Wenn nun der Mensch an die Worte und Verheissungen des Evangeliums glaubt, so erlangt er dadurch die Kraft zur wahren Busse. Er lernt seine Fehler und Schwachheiten kennen und versucht diese mit der Kraft seiner Seele abzulegen. Dies ist die wahre Busse, eine Umänderung des Charakters. Nicht Kopfhängerei ist Reue, sondern, wenn man mit frischem Mute hinter seine Fehler geht und diesen den Krieg erklärt. Durch die Busse werden wir reif zur Taufe zur Vergebung der Sünden. »Wir sind ja schon als kleine Kinder getauft worden,“ hörte ich schon viele sagen.

      Gibt es eine Kindertaufe? In der ganzen Schrift finden wir nichts davon. Christus segnete die Kinder, da diesen ja das Himmelreich gehöre. Können Kinder Busse tun? Nein, denn sie sind noch ohne Sünde, indem sie ja erst vom achten Jahr an verantwortlich werden, wo das Verständnis von Gut und Böse schon ziemlich gut entwickelt ist. Wie muss die Taufe sein? Aus Wasser und Geist sollen wir wiedergeboren werden, so sagte der Herr. Wir kamen bei der Geburt aus dem Elemente des Wassers in das Element der Luft, wo wir den ersten Atemzug machten. Deshalb sollen wir bei der Taufe nicht mit Wasser besprengt werden, sondern wir sollen in einem fliessenden Wasser begraben werden, das heisst, ganz im Wasser untergetaucht werden, um aus dem Wassergrab den ersten Atemzug in der Luft zu tun. Wir sehen in diesem den Geburtsakt als ein Gleichnis, und diese Form der Taufe ist bindend als eine der Bedingungen, den Bund mit dem Herrn zu schliessen.

      Warum liess sich Christus, ein von Gott selbst gezeugter Mensch mit göttlichen Kräften begabt, von Johannes dem Täufer im Flusse Jordan taufen? Wie er selbst sagte, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Er als unser Vorbild erfüllte diese Bedingung, und wenn wir ihm ebenfalls nachfolgen wollen, so können wir nicht an dieser Taufe vorbei gehen.

      Ein ebenso wichtiger Akt ist die Spendung des heiligen Geistes. Dieser Geist kann erst nach der Taufe übertragen werden von einer Person, die das höhere, melchizedekische Priestertum besitzt. Also von einem Manne, der von der Kirche des Herrn die Autorität zu dieser Handlung erhalten hat. Der heilige Geist kann nur von Person zu Person gegeben werden in’ der Form des Händeauflegens.

      Durch den Besitz dieses heiligen Geistes wird unsere Erkenntnis rascher gefördert und wir lernen, aus allem sofort die Wahrheit zu erkennen. Durch den Einfluss dieses Geistes stehen wir auch in näherer Fühlung mit der Gottheit.

      Wir laden aber, auch zugleich mehr Verantwortung auf uns, da wir mehr besitzen wie vorher. Der heilige Geist wohnt nur in reinen Gefässen und zieht sich aus denselben in dem Masse zurück, als sich der Mensch verunreinigt durch schlechtes Denken und Handeln.

      Wenn wir also die Eintrittsbedingungen in das Reich Gottes erfüllt haben, so liegt es an uns selber, den einmal eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, indem wir natürlich und nach den Geboten des Evangeliums leben. Kommen wir vorwärts durch unser Wirken, so werden wir nach der Ordnung des Herrn die verschiedenen Priestertümer erhalten. Ohne diese Priestertümer können wir uns niemals zu Göttern entwickeln.

      Der Mensch kann in diesem Leben schon ein Erlöser werden, indem er sich für die Toten taufen lässt. Da das Blut Zeuge sein muss, so können nur sterbliche Menschen die Verstorbenen vertreten und sich für sie taufen lassen. Durch diese Taufe wird den Geistern der Weg zu höhern Stufen geöffnet, sie können ihn aber erst beschreiten, wenn sie so weit sich entwickelt haben und in der Erkenntnis so weit vorgerückt sind. Sie haben den freien Willen, dieses Geschenk anzunehmen oder zu verwerfen, denn auch in der Geisterwelt wird niemand gezwungen, bestimmte Wege einzuschlagen. Durch diese Taufe für die Toten kann jede Seele, die die Erde je als Mensch passierte und keine Gelegenheit hatte, das Evangelium zu hören, erlöst werden, wenn sie selbst will und sich darauf vorbereitet. Diese Taufe ist eine der Hauptarbeiten im tausendjährigen Reich, doch davon später.

      Also durch das Evangelium und das Halten der Gebote Gottes kommt der Mensch immer weiter in seiner Entwicklung zur Gottheit. Diejenigen, die das Evangelium hören und verwerfen, hemmen sich selbst und ihr geistiger Fond ist auch ein kleiner, den sie ins Jenseits mitnehmen.

      Früher oder später tritt der Tod an den Menschen. Was ist nun dieser Tod, dass so viele nur mit Schrecken an ihn denken? Es ist gewissermassen der gleiche Vorgang, den wir schon einmal durchmachten beim Uebertritt in dieses Erdenleben. Der Tod ist das Austreten des Geistes aus dem Körper, der untauglich wurde für den weitern Aufenthalt des Geistes. Der Tod selbst ist gänzlich schmerzlos, indem beim Sterben das Blut kohlensäurehaltig wird, welcher Vorgang das Gefühl ausschaltet, ohne dass das Bewusstsein ausgeschaltet werden muss. Das ist auch der Fall, wo ein schwerer Todeskampf sichtbar ist. Der Geist fühlt nichts von diesem Kampf, den der Körper noch führt, der gewaltsam arbeitet, bis die vollständige Trennung erfolgt ist. Der Tod ist eigentlich nichts anderes, als das Verlassen einer. Behausung und der Eintritt in andere Daseinsbedingungen. Der lebendige und unsterbliche Geist des Menschen besteht weiter unter andern Bedingungen. Sobald der Geist den bisher bewohnten Körper der Erde, aus dessen Elementen er besteht, zurück gegeben hat, tritt er ein in die Geisterwelt, welche wir jetzt besprechen wollen.

III. Die Geisterwelt.

      Wenn nach dem Tode der Geist seine sterbliche Hülle verlässt, so tritt er ein in die Geisterwelt. Je nach der geistigen Reife wird dieser Uebertritt verschieden empfunden. Es kommt vor, dass wenn unentwickelte Geister plötzlich und unvorbereitet ums Leben kommen, sie nicht einmal die Veränderung sofort erkennen, so, dass sie von andern Geistern erst belehrt werden müssen über ihre neue Lage, und dass sie auf Sterbliche keinen Einfluss hätten noch mit diesen mehr verkehren können. Entwickelte Geister finden sich rasch in die Lage und nehmen auch schnell ihre Arbeit daselbst auf.

      Wie sieht denn diese Geisterwelt aus, höre ich manche fragen. Zuerst wollen wir einmal sehen, wie der Mensch aussieht in der neuen Lage. In der Geisterwelt besitzen wir ebenfalls einen Körper, nur von einer feineren Substanz, die aber in diesen Umständen ebenso fühl- und greifbar ist, wie die fleischliche Form im Erdenleben. Immerhin ist diese Körpersubstanz uns lebenden Menschen nicht fühlbar, da sie viel feiner ist, als unsere fleischlichen Organe. Der Charakter ist den Geistern in dem Angesicht geschrieben und je nach seiner Entwicklung geht es kürzere oder längere Zeit, bis sie sich wieder selbst gleichen.

      Alle die Verschiedenheiten, die unter den Menschen existieren, finden wir auch unter den geistigen Wesen der Geisterwelt. Christus und der Schächer gingen nach ihrem Tode beide an diesen Ort. Doch war der eine dort mit seiner ganzen Weisheit und Kraft als eine erhabener Lehrer, der andere tröstete und das Gefängnis der Geister öffnete, die in der Sündflut umkamen, so war der andere dort als ein Verbrecher, der seine Sünden dort abarbeiten muss. Christus nahm nach drei Tagen seinen Körper wieder auf und stieg zum Throne Gottes empor, und der Schächer wartet in der Geisterwelt sehr wahrscheinlich heute noch auf die Auferstehung. Die Geisterwelt ist noch nicht der sogenannte Himmel, wie viele meinen, sondern ein Ort der Prüfung und der Läuterung, der Vorbereitung und der Züchtigung. Sie ist ein Ort, wo die Gedankenkräfte arbeiten, und jeder, der wünscht, vorwärts zu kommen, bekommt dort auch die Gelegenheit dazu. Dort kann er auch das Evangelium hören und darin belehrt werden. Wir finden in der Geisterwelt alle Konfessionen vertreten. Das Priestertum der Kirche Jesu Christi, Apostel, Propheten und Aelteste, sowie das aaronische Priestertum, welche die Macht haben, andere zu belehren und welche die Schlüssel des wahren Priestertum des Herrn halten.

      Wir finden dort die Geister der Katholiken, Protestanten und jeder Sekte. Dort weilen auch die Geister der Juden, der Mohammedaner und der Ungläubigen, die noch nicht an Christus glauben. Alle diese werden belehrt werden, indem ihnen das Evangelium gepredigt wird, denn jede menschliche Seele soll dasselbe einmal hören und dann frei handeln, es annehmen oder verwerfen. Wir finden dort die grossen Weisen und Gelehrten, wie einen. erleuchteten Plato, einen Sokrates u. s. w. die grossen Philosophen und Dichter, aber auch die Geister der ungebildetsten und wildesten Völkerstämme. Wahrlich ein grosses Arbeitsgebiet für die Priesterschaft des Herrn. Währenddem sie andern helfen und sie belehren, veredeln sie sich selbst immer mehr, wodurch ihr Aufenthalt daselbst bedeutend abgekürzt wird, indem sie früher in der Auferstehung hervorkommen.

      Ein Platz in der Geisterwelt wird Paradies genannt, doch auch dieser Platz ist noch nicht der Himmel, sondern ein hoher und guter Ort daselbst (Geisterwelt). Ein Ort der Ruhe und der Vorbereitung zur Auferstehung. Es ist vielleicht der schönste und höchste aller der vielen Plätze und glücklich kann sich der schätzen, der durch die fleissige Arbeit an sich selber soweit kommt, in diesen Platz einzugehen. Wie lange ein Geist in der Geisterwelt verweilen muss, das hängt ganz von den Vorbereitungen im Erdenleben ab. Derjenige, der das Evangelium hört und dennoch verwirft, der wird in der Geisterwelt auch nicht glauben und dadurch ungleich länger dort weilen als derjenige, der nach den Geboten des Herrn gelebt hat und grosse Erkenntnis besitzt. Dieser wird auch dort raschere Fortschritte machen. Im Erdenleben können wir in allen Teilen raschere Fortschritte machen als in der Geisterwelt. Aber auch in der letztern können die Geister vorwärts kommen, denn sobald der Wunsch nach Änderung in ihnen auftaucht, so erhalten sie auch die Gelegenheit dazu. Sie werden von höher stehenden Geistern belehrt und werden vor gewisse Aufgaben gestellt, durch deren Lösung sie einen Teil ihrer auf ihnen lastenden Sünden abwälzen können Durch diese Arbeiten werden sie etwas erhöht werden und können einen bessern Platz einnehmen, bis sie wieder den Wunsch hegen, weiter zu gehen. Also genau, wie die Geister vorwärts und empor steigen wollen, so können sie es auch, aber immer nur durch die eigene Arbeit und etwas Nachhilfe der höhern Schutzgeister. In der Geisterwelt macht der die schnellsten Fortschritte, der andern hilft, da er dadurch auch sich selbst hilft. Ein grosser Teil der Geister sind noch an den Erdenplan gefesselt durch ihre Wünsche und Gedanken, oder auch dadurch, dass die Hinterbliebenen zu viel an sie denken und sie immer wieder zurück wünschen.

      Durch dieses werden diese Geister in ihrer Entwicklung gehemmt, daher empfiehlt es sich, nicht lange um einen uns lieben Verstorbenen zu trauern, da wir ihm damit nur schaden. Viele werden auch zurückgehalten durch ihre-Rachegedanken und sie finden keine Ruhe bis ihre Rache gestillt ist. Diese finden willige Helfer in den Luzifergeistern, die jedoch diesen Geist immer tiefer zerren.

      Diese Luzifergeister waren in der Prä-Existenz wie wir, sie sind dann aber beim Fall des grossen Geistes Luzifer, genannt ein Morgenstern, mit ihm gegangen und wurden auch mit ihm auf die Erde geworfen, wo sie bis zum jüngsten Gericht bleiben sollen. Als Strafe erhalten sie keinen fleischlichen Körper, wie wir ihn erhalten haben und können auch aus diesem Grunde keine Fortschritte machen. Sie weilen nun als negative Kräfte auf der Erde und suchen die Menschen zum Schlechten zu beeinflussen, um sie zu sich herunter zu zerren. Sie besitzen eine grosse Organisation und ihre Arbeit ist, die Menschen im Fortschritt zu hindern. Der Mensch kommt dadurch zwischen zwei Kräfte und wenn er die negativen überwindet, so hat er an geistigen Kräften gewonnen. Ohne Widerstand gibt es kein Hochkommen und da diese Luzifergeister diesen Widerstand bewirken, so sind sie eigentlich auch Werkzeuge in der Hand des Herrn. Der grösste Wunsch dieser Geister ist, einen Körper zu besitzen, und wenn es auch nur eine kurze Spanne Zeit wäre. Sie suchen bei Kranken, deren Aetherkörper nicht mehr stark mit dem Körper verbunden ist, diesen Aetherkörper herauszudrängen, was ihnen auch oft gelingt. Wir nennen dann solche Personen besessen und wir können solche, die an Wahnsinn oder Epilepsie leiden, auch zu diesen Armen zählen. Bei den spiritistischen Medien finden wir auch einen grossen Zudrang dieser Geister. Sie nehmen vorübergehend Besitz vom Medium und geben stich dann als die Geister von Verstorbenen aus. Durch das Unterbewusstsein können sie uns viel Wahres sagen, aber als Lügengeister werden sie auch viel Unwahres darunter mischen. Die Geister der höher entwickelten Verstorbenen verkehren meistens mit uns im Traum.

Der auferstandene Mensch.

      Für jeden Geist, der das Paradies in der Geisterwelt passiert hat, kommt die Zeit, wo er auferstehen soll, d. h., er wird wieder einen Körper annehmen von Fleisch und Bein aus den Elementen der Erde, aber ohne Blut, denn Geist soll statt Blut in den Adern rollen und dieser Körper wird unsterblich und unverweslich sein. Die Auferstehung vollzieht sich wohl in drei Zeitabschnitten. Der erste davon geht dem Ende entgegen und die beiden andern liegen noch in der Zukunft. Der erste Teil, oder die erste Auferstehung nahm ihren Anfang bei der Auferstehung Christi. Mit ihm standen die Heiligen und Propheten von Adam bis zu Johannes dem Täufer oder alle, die vor der Auferstehung Christi an ihn glaubten und starben, auf.

      Die zweite allgemeine Auferstehung erwarten wir in baldiger Zeit. Die jetzt lebende Generation soll sie noch erleben. Diese Auferstehung findet bei der Wiederkunft Christi statt und umfaßt die Heiligen der früheren und der letzten Tage, alle jene, die das Evangelium seit Beginn der ersten Auferstehung angenommen haben und noch nicht auferstanden sind.

      Die dritte und letzte Auferstehung wird stattfinden nach dem tausendjährigen Reich und umfaßt die ganze menschliche Familie, d. h., alle diejenigen, die in den früheren Auferstehungen nicht hervorkamen.

      Wie bekommen wir aber diesen Körper? Lesen wir einmal im 37. Kap. Hesekiel. Dort lesen wir, wie der Prophet im Geiste in ein weites Tal geführt wurde, das voll von verdorrten Menschengebeinen lag. Die Frage wurde an ihn gerichtet: „Du Menschenkind, meinest du auch, daß diese Gebeine wieder lebendig werden ?“ Als er auf des Herrn Befehl zu den Gebeinen weissagte, da kamen diese Gebeine mit einem großen Geräusch wieder zusammen, ein jedes zu seinem Gebein und es wuchsen Adern und Fleisch darauf, sowie eine Haut. Odem kam in sie und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Der Herr bezeichnete sie als das Haus Israel. Dieses Gesicht ist ein schönes Gleichnis von der Wiederherstellung der Körper. Aber wie viele Körper wurden ganz zerstört, so, daß von ihnen gar nichts mehr gefunden wird, wie wird es da zugehen ? Der wiedererstandene Mensch bekommt die gleichen Partikel, die er früher besaß, der Körper wird von den Elementen der Erde aufgebaut. Der menschliche Geist entwickelt sich auch in der Geisterwelt immer mehr und lernt dort zu schöpfen und sein Wissen zu vergrößern. Vielleicht lernt er von den Elementen der Erde einen Körper bauen nach dem Muster des schon gehabten und der unverweslich ist, da das Blut nicht mehr vorhanden ist. Jedes Organ wird wieder hergestellt und seinem natürlichen und vollkommenen Gebrauch im himmlischen Körper angepaßt. Wir lesen im Buche Mormon in Alma, Kap. 11 : 43 u. 45. „Geist und Körper sollen in ihrer vollkommenen Form wieder vereinigt werden; Glied sowohl als auch Gelenke sollen in gehöriger Form wieder hergestellt werden, ebenso, wie wir zu dieser Zeit sind; und wir sollen dahin gelangen, mit demselben Bewußtsein, welches wir jetzt haben und mit klarer Erinnerung aller unserer Schuld vor Gott stehen.

      . . . . . . . . Sehet, jetzt habe ich zu euch vom Tode des sterblichen Körpers und auch von der Auferstehung desselben geredet. Ich sage euch, daß diese sterblichen Körper zu unsterblichen Körpern erhoben werden, d. h. vom Tode, selbst vom ersten Tode zum Leben, daß sie nicht mehr sterben können, da ihre Geister sich mit ihren Körpern vereinigen, um nie mehr getrennt zu werden; so wird das Ganze geistig und unsterblich, um keine Verwesung mehr zu sehen.“

      Der Mensch kommt in der Auferstehung zuerst so hervor, wie er diesen Körper verlassen hat, und wird dann diesen Körper allmählich ausbauen und verbessern, bis er ganz der ursprünglichen Form des Geistes gleicht.

      Nach den Verheißungen des Herrn werden die Heiligen, die in den ersten zwei Auferstehungen hervorkommen, ihren Erbteil auf der Erde empfangen, den sie bebauen und besitzen werden während des tausendjährigen Reiches. Diese Heiligen werden dann die Fürsten und die Mächtigen sein und mit Christus unter seiner persönlichen Regierung die Erde regieren. Je nach ihrer Erkenntnis werden sie auch die bestimmten Plätze einnehmen und eine bestimmte Herrlichkeit genießen.

      Aber nicht nur die Heiligen allein kommen in der zweiten Auferstehung hervor, sondern auch Nationen der Heiden, die das Gesetz nicht kannten, aber in der Geisterwelt das Evangelium annahmen und nun Christus dienen. Diese werden die Arbeiter sein im tausendjährigen Reich und die Erde bebauen, doch die Heiligen werden die Besitzer des Bodens sein, die Könige, Regenten und Richter der Erde.

      Durch ein weises System der Acker- und Gartenbaukunst wird die ganze Erde wie ein Garten Eden sein, die Bäume des Lebens werden gepflegt und deren Früchte genossen.

      Die ganze Erde wird wohl vor dem Erscheinen des Heilandes verändert, indem die Berge durch die Hitze herab schmelzen und die Erde einigermaßen eben werden wird. Das Klima wird gleichmäßig sein, da vielleicht durch eine andere Stellung der Erde zur Sonne die Polargegenden, sowie die Tropen in gemäßigte Zonen verwandelt werden. Die Erde wird vielleicht diesesmal mit einer Feuerflut überzogen werden, die alles Leben auf ihr zu vernichten imstande ist.

      Alle Dinge werden neu erstehen nach diesen furchtbaren Vorgängen. Wenn Christus erscheint in seiner Herrlichkeit, so werden die Heiligen im Moment verwandelt und ihm entgegengerückt werden. Christus wird mit den schon Auferstandenen, die auf einem erlösten Planeten auf diese Zeit warteten, zur gereinigten Erde kommen und seine Regierung antreten.

      Während diesen tausend Jahren wird Satan gebunden werden, auf daß er die Menschen nicht mehr verführen kann, und zwar geschieht dies durch die große Erkenntnis und Liebe der Menschen. Alle Feindschaft zwischen den Menschen und unter den Tieren hat ein Ende, Kriege werden aufhören, die Herrschaft der Sünde und des Todes hat ein Ende und machen Platz der Regierung des Friedens, der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Verschwinden wird auch die Unwissenheit und die Finsternis.

      Wissenschaft und Kunst werden zur höchsten Blüte entfaltet werden und die Musik, speziell die schöne menschliche Stimme, wird gepflegt werden. Geographische Kenntnis, Geschichte, Astronomie, Physik, Mathematik und die Schiffskunst werden weiter und vollkommener ausgebaut werden. Die Verkehrsmittel und der telegraphische Nachrichtendient werden zur höchsten Vollkommenheit gebracht, auf daß alle Nationen zu einer großen Brüderschaft verbunden werden. Es wird nur ein Herr, ein Glaube und eine Taufe sein.

      Christus regiert dann die Erde von einer heiligen Stadt aus und ein Tempel wird der Mittelpunkt der Verehrung sein.

      Die Ehe, ein positives Gebot des Herrn, wird hoch gehalten werden und die Nachkommen werden die Erde bevölkern. Der Tod wird nicht mehr regieren, denn wenn die Kinder der Menschen das Alter eines Baumes erreichen, so werden sie zur Unsterblichkeit verwandelt werden.

      Diese Nachkommen, die zuerst in gewissem Maße sterblich sind, erfüllen ihre Hauptaufgabe, nämlich die Vertretung in der Taufe für die Toten. So wird auch der Mensch ein Erlöser an seinen Vorfahren.

      Nach dem tausendjährigen Friedensreich werden wohl die Heiligen: allmählich diesen Planeten verlassen und auf andere erlöste Planeten ziehen, was ihnen durch ihre Herrschaft über die Materie möglich werden kann. Die auf der Erde zurückbleibenden Nationen werden anfangen, Gott zu verleugnen und Luzifer und seine Geister erlangen wieder Einfluß auf die Menschen.

      In L. u. B. Absch. 29 : 22-23 spricht der Herr, daß er die Erde dann, nur noch kurze Zeit verschonen werde. Dann soll das Ende kommen. Himmel und Erde sollen vergehen und dann wieder neu werden. Alle Geister der Toten, die noch nicht hervorgekommen sind, sollen jetzt hervorkommen und gerichtet werden und die durch ihr Leben erworbenen Plätze einnehmen. Wir nennen diesen Vorgang das jüngste Gericht, wo der Planet Erde erlöst und eine Stufe höher gestellt werden wird.

      Die Auferstandenen der ersten und zweiten Auferstehung werden sich immer mehr zu Göttern entwickeln und wer weit genug ist, wird vielleicht wie Adam einen Planeten, als Erbteil antreten und ihn mit seinen Nachkommen bevölkern.

      Auf diese Art durchschreitet wohl der menschliche Geist die verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, deren Endziel ist, daß er ein Gott über irgend einen Planeten wird. Wir nehmen an, daß auch unser Gott die gleiche Bahn beschritt und dadurch unser Gott wurde, wie es mit Christus auch war, und er wird auch immer unser Gott bleiben, wenn wir auch einst werden, wie er jetzt ist.

(Der Stern, 1915, Jg. 47, Nr. 18, S. 281-287, Nr. 19, S. 307-309.)

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de