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Verfasser: Martin007
Datum: Mittwoch, den 19. Februar 2003, um 17:08 Uhr
Betrifft: Erklärung

Hallo Elvira.

> Warum ist es für Dich so wichtig, dass Mormonen Arrianer sind? Welche Konsequenzen bringt das für Dich persönlich?

Meiner Meinung nach muß man erst einmal definieren was man mit "Gott" meint, damit es keine Mißverständnisse gibt. Arrianisch bedeutet für mich eine Gottheit von drei getrennten Wesen (nicht dreieinig im nicäischen Sinn) und eine Art Zeitachse, die eine Reihenfolge der Existenz bedingt.

> Darüber wüsste ich gern mehr, kannst Du das an Beispielen oder Texten aus den Hlg. Schriften erläutern, dass Mormonen sich nicht einig sind, wie weit das Sühnopfer geht und ob Kinder in den Himmel kommen?

Zunächst einmal einige persönliche Definitionen, die in diesem Beitrag gelten sollen:

- erlöst: allgemeine Auferstehung (1. Kor. 15:22) (= incl. Söhne des Verderbens)
- errettet: Mitglied eines Reiches der Herrlichkeit (außer Söhne des Verderbens)
- zurückgebracht: Mitglied der celstialen Herrlichkeit
- erhöht: wie Gott sein (LuB 132:20)

-  -quote = Zahl derer, die eine Bedingung erfüllen/ Zahl sämtlicher menschlicher Gebuten auf der Erde

jetzt zum einfachen Thema, der Erlösung kleiner Kinder:

Lehre 1: Standardwerke der Kirche: Moses 6:54; LuB 29:46,47; Moroni 8:8-23; Leitfaden Joseph F. Smith Thema ...:
Diese Schriftstellen führten mich zu der Annahme, daß die "Zurückgebrachtquote" bei der Kindersterblichkeit von Entwicklungsländern bei 60-70% liegen müßte.
Generell sind FHV- Themen ähnlicher Ansicht, daß kleine Kinder in den Himmel kommen also mindestens zurückgebracht sind, wenn auch nicht die Quote so deutlich erwähnt wird. Ich nehme an, daß du ähnliches in den Versammlungen gehört hast, besonders wenn Schwestern kleine Kinder verloren hatten.
Mich hat diese Annahme zu dem Ausspruch verleitet, daß alles über acht zum Abschuß freigegeben ist und scheinbar Ausschuß ist, aber da Christus auch über acht wurde, besteht vielleicht noch eine kleine Chgance, daß etwas Gutes in mir ist. (Die Reaktion hättest Du mal sehen sollen - als wenn man nicht mal etwas sarkastisch sein darf)

Lehre 1a: Ich bin desweiteren der Meinung, daß den Kindern erhöhungsbildende Maßnahmen zugestanden werden, d.h. sie können sich Ehepartner suchen, die dann im Millenium gesiegelt werden.

Lehre 2: Jetzt bin ich aber seit mehreren Jahren in den neuen Bundesländern. Die hohen Herren lehren hier eine Auferstehung zweiter Klasse für Kinder, die sich am Ende des Milleniums noch entscheiden müssen, ob sie in den Himmel wollen oder nicht. Diese Lehre ist durch die Hoheit dieser Herren auf die Priestertumsträger voll durchgeschlagen, so daß man hier von einer Kirchenlehre sprechen kann. (Hier habe ich übrigens den sarkastische Spruch von oben losgelassen!)
Die Auferstehung zweiter Klasse ist notwendig, da eine Änderung der Herrlichkeit nach der Auferstehung nicht mehr zulässig ist. (LuB 76:70,78, 84,85) - man bemerke das in sich konsistente Bild durch die Abwesenheit von telestialen Körpern!
Von diesen Kindern wird aber eine Entscheidung im "auferstandenen" Zustand erwartet.

Lehre 3: Mein Bruder hat mich neulichst von einer neuen Variante aus dem Westen informiert, die von den dortigen hohen Herren gelehrt wird. Kinder, die vor Erreichen des achten Lebensjahres sterben sind die Feiglinge aus dem Himmel und bekommen demzufolge keine erhöhungsbildenen Maßnahmen im Millenium zugesprochen.

Ich persönlich bekenne mich zu Lehre 1a.

nun zum Sühnopfer:
Hier ist nicht das Vorhandensein von Schriftstellen, sondern deren Fehlen relevant.

- Lehre A: Christus ist "Abteilungsleiter Erde"
Lehre der hohen Herren, die keine Kinder im Himmel haben wollen. Jede Erde hat ihren eigenen Christus. Kann man dann als Weltraumreisender seinen Messias frei wählen? Gibt es erlösungsfreie Voluimina im All? Da die Erde(n) sich bewegt(-en), kommen sich die Voluimina ins Gehege? Frage nach der Doppelerlösung (nicht Dopplererlösung).

- Lehre B: Christus ist der Erlöser dieses Weltalls
Gibt es Paralleluniversen? Ansonsten wie A.

- Lehre C: Christus ist der Erlöser dieser Geistkinderfamilie
Eines meiner Geistkinder, sofern ich es zum Gott bringe, muß in den sauren Apfel beißen und sich annageln lassen.
"Wir werden Gott gleich gemacht." LuB 76:95 u.ä.

- Lehre D: Christus ist der Erlöser dieser Generation von Geistkindern
Stellt die Frage nach einer Elite-Familie. Bruce R McConkie hat mal von Kirchenadel gesprochen. Gibt es einen Gottesadel?
"children of a lesser god" bekommt dann eine neue Bedeutung, wenn man nicht zur Elitefamilie gehört.
"Ich tue das, was ich habe meinen Vater tun sehen", sagte Christus. War Gott Vater selbst ein Messias? Wird dann der Nachkomme möglichst Erstgeborener im Geiste von Christus der Thronfolger auf dem Erlösungsberg?

- Lehre E: Christus ist der einzige Erlöser, den es je geben wird.
Der Abfall von 1/3 aller Geistkinder ist eine zu hohe Quote, als daß sie mit einem
bestehenden System erklärt werden kann. Ergo hatte Gott Vater einen Plan entworfen, wie man die Erhöhungsquote verbessern kann. Raus kam der Rat im Himmel mit den bestehenden Ergebnis. (P.S. das Wort Quote hat in diesem Absatz eine neue Bedeutung, da der Nenner für geformte Geister steht!)

Ich persönlich neige zu einer Entscheidung zwischen C und E, wobei ich näher bei E bin. Meine Eltern tendieren zu D. Hier im Osten ist A sehr verbreitet und auch verinnerlicht.

> Ich würde sehr gern mehr über Deine Meinungen erfahren und wie Du damit umgehst angegriffen zu werden bzw. nicht immer pure mainstream Lehre zu vertreten.

Ich hatte das Glück mehrere Jahre in zwei Gemeinden zu sein, d.h. eine Woche hier die andere dort. Für die einen war ich der böse Wessi (Gotteslästerer), die anderen haben nur die Hände gehoben und gefragt: Wo hast du das denn wieder her? Diese lustige Erfahrung tat mir ganz gut, denn somit war klar daß es keine Kirchenlehre im eigentlichen Sinne gibt, sondern nur einen kleinsten gemeinsamen Nenner.

Zum anderen kann ich durch wirklich gemeine Fragen oder statements alle aus dem Konzept bringen. Bitte nicht denken, daß ich jetzt bösartig wäre, aber ich bin wie ein kleiner Junge der Steinchen ins Wasser wirft und die Wellen beobachtet.

Beispiele mit teilw. Erklärung:
- Alle über acht-Jährigen sind zum Abschuß freigegeben. (s.o.)

- Als Priestertumsträger muß ich mir den Vorwurf gefallen lassen, ein Kindermörder zu sein.
Grundlage: Specer W. Kimball hat sinngemäß gesagt: "Wer jetzt das Evangelium annimmt, hätte es zu jeder anderen Zeit getan." Also ich auch zur Zeit Josuas und mit meinem Glück hätte ich in Jericho drei Kindergärten und fünf Altersheime gefunden.

- Wie kann man vollkommen und trotzdem individuell sein? = Wie kann man einen Gott vom anderen unterscheiden?
Wenn alle vollkommen handeln, weil sie es sind und nicht nur so tun, wie kann man dann noch eine individuelle Persönlichkeit haben. Dann ist es auch egal mit wem man verheiratet ist (frei nach Spencer W. Kimball: nur die Schwierigkeit des Weges ist vom Partner abhängig). Allerdings hatten sie Christus am Brotbrechen erkannt. Vielleicht hat er das Brot auf eine bestimmte individuelle Weise zerlegt?

- Man braucht keinen Teufel, um Adam von der Frucht essen zu lassen.
Da ich nicht glaube, daß der Teufel von Erde zu Erde zieht, um Flüche einzusammeln, bleibt nur der Schluß zu daß auf den anderen Erden die Frucht von Gott selbst verabreicht wird. Die Sünde war, daß Adam die Frucht aus der falschen Hand annahm.

zum dritten: Ich habe mein Zeugnis von Gott, die Kirchenvertreter sind nur Verwaltungsbeamte mit denselben Eitelkeiten und Auswüchsen, wie sie in jeder anderen Verwaltung auftreten. Der Bischof ist der König der Gemeinde, aber es gibt ein Recht sder Mitglieder, wenn sie unter einem König nicht leben können, dürfen sie sich einen neuen suchen, sprich umziehen. (habe ich mal einem GP gesagt, der nach 19 Jahren Präsidentschaft aus der Gemeinde Göttingen die Gemeinde ... (sein Nachname) gemacht hat. Dies hat aber ganz natürliche Ursachen, denn :
Viele Entscheidungen der Kirche und deren Führern sind ad hoc Entscheidungen und haben den Wert von Vereinbarungen, wie:
Warum haben Schrauben Rechtsgewinde?

Für mich ist es wichtig meine Meinung zu artikulieren und das zu vertreten, an das ich glaube. Ich habe mich nie hochgeseibert. Da ich mit 25 noch nicht Bischof war und schon geschieden bin habe ich mit der Aussicht auf Kirchenkarriere abgeschlossen und kann als Mitglied ganz in Ruhe meine Ansichten vetreten.

Martin

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