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Verfasser: Renate
Datum: Mittwoch, den 13. November 2002, um 17:12 Uhr
Betrifft: Der Tod Voltaires

Ich habe mir diese Seite, von der du da zitierst, angesehen und bin entsetzt. Das ist übelstes, fanatisches Elitedenken. Nehmen wir mal gleich den ersten Kandidaten dieser Liste als Beispiel. Unter ähnlichen Gesichtspunkten sind sicher auch die anderen "Zitate" jener Webseite zu bewerten.

François Marie Arouet - Künstlername: Voltaire

Geburtsdatum: 21. 11. 1694
Geburtsort: Paris
Todesdatum: 30. 5. 1778
Todesort: Paris

Voltaire, Begründer und populärster Vertreter der modernen Aufklärung, setzte sich auch für humanitäre Zwecke ein, z.B., für das Verbot von Leibeigenen. Er gründete Schulen und Firmen um zu helfen, engagierte sich in Justizverfahren, die durch religiösen Fanatismus einseitig beeinflusst wurden. Und war deshalb der Geistlichkeit ein Dorn im Auge, eben ein großer Aufklärer und Philosoph seiner Zeit.

Voltaire starb höchstwahrscheinlich an Prostatakrebs und litt in den letzten Wochen seines Lebens deshalb unter starken Schmerzen, was er mehrfach in Briefen an Freunde erwähnte. Doch seine letzten Stunden sollen friedlich verlaufen sein. Er dämmerte einfach hinüber. Dies nach Aussagen von Menschen, die in seiner Todesstunde bei ihm waren.

Da Voltaire panische Angst davor hatte, dass sein Leichnam auf dem "Schandanger" verscharrt werden würde, versuchte er sich pro forma mit der Kirche auszusöhnen, was ihm aber nicht ganz gelungen ist. Nachzulesen in dieser  Biographie mit Quellenangaben über Voltaires Tod, wen es interessiert:

http://members.aol.com/GKP2/voltaire.htm

[Zitatauschnitte]

Nach glaubwürdiger Auskunft seiner nächsten Umgebung  ist er, der zwei Wochen lang von furchtbaren Schmerzen gequält worden war, von allgemeiner Erschöpfung überwältigt, die letzten Tage friedlich in den Tod gedämmert, der endlich am 30. Mai eintrat.

Zu seinem Diener Morand soll Voltaire gegen elf Uhr abends als letzte Worte gesprochen haben: "Adieu, mein lieber Morand, ich sterbe". Nach Bariatinskys Bericht an seine Kaiserin soll er hinzugefügt haben: "Kümmern Sie sich um Mama". Mit letzterem Kosewort pflegte er seine Nichte, Madame Denis, zu bezeichnen. Immerhin hatten sie Jahrzehnte zusammengelebt. "Voltaire", berichtet Duvernet weiter, "starb ruhig und mit der Gefaßtheit eines
Philosophen, der sich mit dem großen Wesen vereinigt".

Die Legende um den Tod Voltaires, der, als "der gottloseste Schriftsteller seiner Nation" nur zur Höllenfahrt bestimmt sein konnte, nimmt ihren Ausgang von seinem Genfer Arzt Théodore Tronchin.

Voltaire hatte in einem Brief vom 20. Dezember 1768 an Villevielle geschrieben: "Ich trotze dem Teufel, der nicht existiert, und den wahren, den fanatischen Teufeln, die nur zu sehr existieren".

Neuere Voltaire-Biographen sind sich einig in der Verurteilung eines Fanatismus, der die ärztlichen vor den religiösen Gesinnungen gröblich mißachtet und der für seinen Patienten eher nachteilig gewesen sein dürfte. "Tronchin wird rasend vor Haß ... Dieser verbohrte Kalvinist kann nicht zugeben, daß ein Mann, dem die Göttlichkeit Jesu gleichgültig ist, anders stirbt als in der Vorhölle. Gott sei Dank leidet Voltaire! So ist ja alles gut".

[Zitat Ende]

Dieser letzte Satz - Dieser verbohrte Kalvinist kann nicht zugeben, dass ein Mann, dem die Göttlichkeit Jesu gleichgültig ist, anders stirbt als in der Vorhölle. Gott sei Dank leidet Voltaire! So ist ja alles gut - zeigt den ganzen Fanatismus eines geblendeten Gläubigen, der davon überzeugt ist, dass ein Nichtgläubiger für seinen Nichtglauben bestraft werden muss, und selbstverständlich, dass er in seiner Todesstunde seinen "Irrtum" erkennen und bereuen muss. Und er steht leider als Beispiel für viele Fanatiker durch viele Jahrhunderte bis heute.

Was wieder einmal beweist, wie hasserfühlt Menschen werden können, wenn sie sich im Besitz der einzigen Wahrheit glauben, sich auserwählt fühlen. Oder sich aus Furcht vor ihrem strafenden, imaginären Gott ihr Leben lang quälen und dass alles anscheinend nur kompensieren können, indem sie Nichtgläubige verdammen.

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