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zum Thema neuer Liebesbrief
Seite erstellt am 24.4.24 um 1:56 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Dienstag, den 19. März 2002, um 17:14 Uhr
Betrifft: Spielt eigentlich ...

keine Rolle ob es echte Mormonen sind.

Stefan schrieb:

>Ich habe ja schon viele Mormonen kennengelernt, aber noch keinen Einzigen, der eine solche Ausdrucksweise benutzt.

Ich schon, und das jetzt mehrfach. Wobei ich denke, daß es nicht unbedingt darum geht, ob Mormonen so handeln. Man kann die Frage viel genereller stellen: Ob z.B. Menschen die grundsätzlich Massenbewegungen abgehören, insb. die von religiösen Gemeinschaften und Überzeugungen (also die sog. "wahren Gläubigen") verstärkt diese Auffälligkeit aufzeigen. Es geht hier nicht um den Sonntagsmormonen oder was auch immer, den man begegnet solange es um Platitüten oder Belanglosem Themen geht. Da wird er Dir "nett" vorkommen. Fühlt er sich jedoch persönlich angegriffen, insb. sein Lebensgerüst, seine Krücke etc. wird in Frage gestellt, er also in Streß (!) gerät ... dann fällt die Maske. Da geht es bei Manchen an die tatsächliche Existenz. Eric Hoffer (Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers, Frankfurt a. M., 1999) beschreibt diese Phänomen ganz hervorragend:

"Die ersten Anhänger jener Bewegungen sind geprägt vom "Rechtgläubigem" (engl. true believer, den wahren Gläubigen), "vom Mann des fanatischen Glaubens, der bereit ist sein Leben für eine heilige Sache zu opfern" (S.8). Diese lassen sich hauptsächlich "aus Enttäuschten (frustrated) rekrutieren" (sic, S.8). Hoffer geht von der Hypothese aus, dass
eine Massenbewegung, die Proselyten machen will, in ihren Anhängern absichtlich ein Gefühl der Enttäuschung nährt, und daß sie ihren eigenen Interessen dient, wenn sie den Neigungen und Schwächen des Enttäuschten Vorschub leistet." (S.9)

Warum sie dann manchmal "ausrasten" erklärt sich ebenfalls:

"Eine erhabene Religion erzeugt ganz unvermeidlich ein starkes Schuldbewußtsein. Es bildet sich ein notwendiger Kontrast zwischen der Erhabenheit des Bekenntnisses und der Unvollkommenheit der praktischen Durchführung. Und wie zu erwarten, fördert das Schuldbewußtsein Haß und Unverschämtheit. Und so scheint es, daß der Haß um so blühender wuchert, je erhabener der Glaube ist, der ihn hervorbringt. Es ist leichter, einen Feind zu hassen, der viel Gutes an sich hat, als einen, der durch und durch schlecht ist. ... Man neigt leicht zu der verbreiteten Meinung, der Rechtgläubige (engl. true believer), insbesondere der religiöse Mensch, sei demütig. In Wirklichkeit aber erzeugen Selbstaufgabe und Selbsterniedrigung Stolz und Arroganz. Der Rechtgläubige (engl. true believer) ist sehr leicht geneigt, sich als den Auserwählten zu betrachten, als das Salz der Erde, das Licht der Welt, als einen Fürsten im Mantel der Demut, der dazu bestimmt ist, diese Erde und das himmlische Reich zu erben. Wer nicht seines Glaubens ist, ist böse; wer nicht hören will, muß zugrunde gehen." (S. 120ff.)

Und so muß der "wahre Gläubige" den "Kritiker" zwangsläufig so betrachten:

"In den Augen des Fanatikers besitzen die Menschen, die keine heilige Sache haben, kein Rückgrat und keinen Charakter, Schwächlinge in den Augen des Glaubenden." (S. 205)

>Verbieten deren Gebote nicht die Benutzung solcher Wörter?

Das spielt keine Rolle. Der "rechte Gläubige" fühlt und weiß sich im Recht.

> Ich glaube, daß das in Wirklichkeit gar keine Mormonen waren (zumindest keine Überzeugten).

So argumentieren Mormonen übrigens selbst auch gerne. Sie packen noch einen drauf: Sie kommen gern mit der arroganten Unterstellung, daß die die kritisieren, kein "wahres" Zeignis haben, oder ehemalige Mormonen nie wirklich eins hatten! Die Tatsache, daß es tatsächlich "nette" Mormonen gibt besagt ja rein gar nichts. Ebenso gibt es "nette" Moslem, Hindus, Atheisten etc. Denke Karlheiz Deschner bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt:

"Es gibt sogar wirklich gute Menschen unter den Christen, wie in allen Religionen, allen Parteien, was nicht für diese Religionen Parteien spricht, sonst müßte es es für alle sprechen - und wieviel Halunken sprächen dann noch dagegen! Es gibt sogar <

Und Deschners Meisterwerk lohnt sich allemal zu lesen. Es beschreibt nämlich auf (mittlerweile) 4500 Seiten (7. Bände) in seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" Seite auf Seite, auf Seite, auf Seite, auf Seite ... die "netten" Christen und ihre Werke. Die Schlachfeste untereinander, gegenüber den Moslems, den "Hexen" etc. etc. etc. Und das sind ebenfalls des Mormonismus Wurzeln ... ob sie wollen oder nicht.

Cheers, James

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