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Verfasser: Erwin
Datum: Dienstag, den 9. Dezember 2014, um 12:40 Uhr
Betrifft: Ist das Ich ist eine Illusion?

> Mir geht es eigentlich gerade nur um das Stichwort psychische Abhängigkeit. Und um die trotz aller konfessioneller Unterschiede doch so erschreckend ähnlichen Mechanismen und Strukturen.

David Eagleman, amerikanischer Neurowissenschaftler, stellt  dazu übrigens bemerkenswerte Thesen auf. "Psychische Abhängigkeit" resultiert ja lediglich aus der Ereigniskette neurophysiologischer Abläufe. Unser Gehirn sei somit eine Art Autopilot, das Bewusstsein sitze lediglich an der Peripherie und spiele uns vor, freie Entscheidungen treffen zu können. Zeitliche Wahrnehmung sei eine konstruierte Illusion usw.

>> Eagleman: Wir wissen einfach nicht genau, was die externe Zeit ist. Die gesamte Physik ist auf einer intuitiven Vorstellung von Zeit aufgebaut. Doch es kann sein, daß alle diese physikalischen Theorien unsere psychologischen Filter im Gehirn passieren und daß die Wirklichkeit draußen etwas sehr viel Seltsameres ist ...

>> Religionen sind optimale Erzählungen, um die emotionalen Hirnanteile anzusprechen. Die Einwände der Vernunft haben dieser Anziehungskraft wenig entgegenzusetzen. Sehen sie sich an, was der Religiöse Glaube im Widerstand gegen den Kommunismus bewirkt hat.

>> ...Die Frage, ob Gott existiert oder nicht, erscheint mir zu beschränkt. ... Ich nenne mich lieber einen "Possibilisten", einen Denker der Möglichkeiten; daraus ist sogar eine neue Bewegung entstanden, der "Possibilismus". Eagleman: Sie müssen sich das Gehirn als ein Team von rivalisierenden Gegenspielern vorstellen. Es besteht aus konkurrierenden, parallelen Untersystemen. Wegen dieser widerstreitenden Vielheiten trägt das Gehirn ständig innere Konflikte aus. Es kann zwei oder mehr Standpunkte gleichzeitig vertreten. Der Kern dieser Rivalität besteht aus dem Dualismus von rationalem und emotionalem System. Verstand und Gefühl. Tugend und Versuchung. Selbstkontrolle und sofortige Befriedigung - das Leben ist wie ein Streitwagen, der von zwei Pferden gezogen wird: dem weißen der Vernunft und dem schwarzen der Triebe. (Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977257.html)

Ein tragender Aspekt des mormonischen Verständnisses vom Christentum ist die Frage nach der Entscheidungsfreiheit. In all meinen Gesprächen mit verschiedenen Missionaren der Kirche Jesu Christi habe ich die Überzeugung gewonnen, daß die Entscheidungsfreiheit essentiell ist, weil in diesem Zusammenhang die freie Willensbildung des Einzelnen zum Tragen kommt. Nach mormonischer Auffassung wollte Satan den Menschen die Entscheidungsfreiheit nehmen, als er in der Präexistenz von Gott / Elohim auf die Erde gesandt zu werden begehrte. Falls Eagleman Recht haben sollte, scheint Satan vielleicht doch nicht ganz aus dem Rennen gekommen zu sein...

Ist alles nur eine Illusion? Existiert unser Bewusstsein nur an der Peripherie unseres unbewussten Seins? Spielt uns unser Bewusstsein nur vor, dass wir Entscheidungsträger unseres Handelns sind? Erkennen wir die Realität, und gibt es überhaupt diese Realität, oder entsteht eine Art scheinbare Wirklichkeit nur in unserer konstruierten Wahrnehmung der Dinge? Beinhalten wir Vielheiten, und hängen unsere Entscheidungen lediglich von konkurrierenden neuronalen Untersystemen ab? Ohne diese wirkliche Entscheidungsfreiheit, die es Vielleicht ja gar nicht gibt, wäre das Bekenntnis zum Glauben nahezu eine Farce, und die Bewertung menschlicher Handlungsweisen müsste unter völlig neuen Aspekt gestellt werden.

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