Beitrag 1 von 1 zum Thema Leserbrief |
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Verfasser: James Datum: Sonntag, den 10. Februar 2002, um 11:23 Uhr Betrifft: Leserbrief
Wie Gunar bereits erwähnte, tauchte dieser Leserbrief in den Schaffhauser Nachrichten, vom 9.2.2002, auf (die Schreibern hat übrigens einen passenden Namen Gardedieu ... die Garde Gottes. Könnte mir vorstellen, daà sie im Tempel beim Ritual des "Neuen Namens" eines passenden bekommen hat: Gardeelohim), anschlieÃend meine Reaktion auf ihren Leserbrief an die Schaffhauser Nachrichten:
"Samstag 9. Februar 2002
Zum Schutz der Witwen und Waisen
© Zu Polygamie und Mormonen, SN vom 4. 2.
Leider wird bei all den kritischen Berichten über die vor 160 Jahren praktizierte Polygamie der Mormonen nicht gesagt, dass sie wesentlicher Bestandteil des Ãberlebens der stark verfolgten Gläubigen war. Viele männliche Mitglieder kamen damals ums Leben, und ihre Frauen und Kinder waren schutzlos. Diese in bestehende Familien einzugliedern war eine enorme Verantwortung für alle Betroffenen. Insofern sorgte das Gebot der Polygamie für den Schutz der Witwen und Waisen. Das starke Wachstum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) beruht ausschliesslich auf dem persönlichen Zeugnis jedes Einzelnen. Ich bin seit knapp 10 Jahren Mitglied der Schaffhauser Gemeinde und darf bestätigen, dass sich mein Leben stark verändert hat. Ich fühle mich heute zufrieden und zuversichtlich. Ich weiss, warum und wofür ich lebe.
Silvia Gardedieu,Schleitheim
Quelle:
http://www.shn.ch/pages/artikel.cfm?id=53394
Mein Reaktion:
Betr. den Leserbrief von Frau Silvia Gardedieu, "Zum Schutz der Witwen und Waisen", in Ihrer Zeitung vom 09.02.2002.
Sehr geehrte Damen und Herren,
amüsiert konnte ich den Leserbrief "Zum Schutz der Witwen und Waisen", vom 09.02.2002, von Ihrer Leserin Frau Silvia Gardedieu, lesen. Diese schreibt, daà die "die vor 160 Jahren praktizierte Polygamie der Mormonen ... wesentlicher Bestandteil des Ãberlebens der stark verfolgten Gläubigen war. Viele männliche Mitglieder kamen damals ums Leben, und ihre Frauen und Kinder waren schutzlos. ... das Gebot der Polygamie (sorgte) für den Schutz der Witwen und Waisen."
Erstere Aussage ist ungenau, die Zweite unzutreffemd, nicht durch historische Fakten zu belegen. Die Praxis der Polygamie (genauer wäre Polygynie) wurde von den Mormonen und ihren Führern zwischen den Jahren 1841-1904 praktiziert. Nicht, wie Mormonen immer wieder fälschlich behaupten, lediglich bis zum Jahre 1890, dem Jahr des sog. "Manifesto," worin die Kirche sich scheinbar verpflichtete, die Vielehe nicht mehr "auszuüben." Auf Druck der staatlichen Behörden und Ãffentlichkeit, sah sich die Kirche genötigt im Jahre 1904 ein zweites Manifest zu veröffentlichen. In der Zwischenzeit waren weitere Vieleehen mit Kenntnis und Genehmigung der Kirchenspitze geschlossen worden. Erst seit 1904 sind Vielehen nicht mehr Bestandteil der momonischen Praxis, sehr wohl jedoch des Lehrgebäudes, so z.B. in ihrer sog. "Heiligen Schrift", Lehre und Bündnisse, Abschnitt 132.
Es wäre richtig zu behaupten, die Lehre der Polygamie wäre ein "wesentlicher Bestandteil des Ãberlebens" der Kirche gewesen, da diese Praxis dazu führte, daà die Mormonen in der "Wildnis" sich selbst damit zu elitären "Absonderlingen" (im wahrsten Sinne des Wortes) machten. Jegliche Art von Auswanderung wirkt als Ersatz für Massenbewegungen, ist immer ein "Zug ins gelobte Land." Und wenn es angebracht und durchführbar ist, findet eine wirkliche Migration statt. So geschah es bei den Puritanern, den Wiedertäufern, Mormonen u.a. Die Wanderung in Massen kräftigt den Geist und die Einheit der Bewegung. Eine "Sonderlehre" wie die der "ewigen (Viel)ehe" verstärkt dies nur noch.
Das die Praxis der Polygamie bei den Mormonen u.a. herhalten muÃ, um den Schutz der "Frauen und Kinder" zu gewährleisten (wegen einem angeblichen Frauenüberhang), ist eine alte, aber liebgewonnene, bequeme Entschuldigung. Jedoch nur für den oberflächlichen oder "gläubigen Betrachter." Die historischen Fakten sprechen eine andere, deutliche Sprache. Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Frauenüberhang. Nur ist dies bei der einfachen Mitgliedschaft noch nicht durchgedrungen, auch zeigt die Kircheführung als solche keine groÃe Neigung dies zu korrigieren. Und doch schrieb Kirchenführer und "Apostel" John A Widtsoe: "... Mitglieder, die mit der Geschichte nicht vertraut sind ... haben irrige Gründe für den Ursprung dieses Systems der Ehe ... aufgestellt. Ganz im Gegenteil, scheint es immer mehr Männer als Frauen in der Kirche gegeben zu haben. ... die Theorie, daà die Mehrehe eine Folge eines Ãberschusses an weiblichen Kirchenmitgliedern war, schlägt durch den Mangel an Beweisen fehl. ... Dies ist nicht vertretbar, da es keinen Ãberschuà an Frauen gab." (John A. Widtsoe, Evidences and Reconciliations, Salt Lake City, 3. Aufl., 1991, S. 391ff.)
Noch im Jahre 1885 hatte der damalige "Präsident, Prophet, Seher und Offenbarer" der Kirche, John Taylor, der versammelten Kirchenmitgliedschaft zugerufen (auf seine rhetorische Frage, ob die Kirche sich dem Druck der amerikanischen Regierung beugen und die Ausübing der Polygamie einstellen würde): "Nein, Niemals! Nein, Niemals! Nein, Niemals!... Ich kann für die Wahrheit sterben, aber ich kann als ehrbarer Mann Gott gegenüber nicht ungehorsam sein ... meine Frauen und Kinder verlassen, und diese heiligen und ewigen Verpflichtungen mit FüÃen treten, die Gott mir zu halten gegeben hat, die bis in die Ewigkeiten, die noch vor uns liegen, reichen. Ich werde es nicht tun, so wahr mir Gott helfe." (Journal of Discourses, Liverpool, 1886, Bd. 26, S. 152). Die Geschichte bewies, daà Gott bzw. zumindest seine Sprachrohre, sich durchaus den realen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen anpassen, respektive ihre Meinung ändern.
Mit freundlichen GrüÃen
James Field, Ansbach
Ich gebe Ihnen hiermit die Erlaubnis den Inhalts meines Briefes zu veröffentlichen bzw. zu kürzen.