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Seite erstellt am 23.4.24 um 9:47 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Mittwoch, den 1. Dezember 2010, um 10:13 Uhr
Betrifft: Es ist okay, zuweilen Grenzen zu überschreiten

> > aber ich halte nichts davon, selektiv diejenigen Fälle herauszugreifen, in denen die Eltern Mitglieder der HLT-Kirche sind und die Sache dann auf ihre Religion zu schieben.
> Darum ging es auch gar nicht. Diese Frau ist offizielle PV-Vertreterin der HLT und steht öffentlich zu derartigen Methoden.

Doch, ganz genau darum geht es – und um nichts anderes. Diese Frau repräsentiert in keiner Weise eine von der HLT-Kirche propagierte Erziehungspraxis, sondern das krasse Gegenteil davon. Sie ist ein selektiver Einzelfall. Nur weil sie vielleicht öffentlich zu derartigen Methoden stehen mag (was man dem Videoclip übrigens nicht entnehmen kann), so ist das kein Anlass, ihr Verhalten mit ihrer Religion zu begründen. Millionen von HLT-Eltern nehmen sich die in den Generalkonferenzen geäußerten Ratschläge zu Herzen und erziehen ihre Kinder liebevoll, geduldig und dankbar. Es ist so, wie es z.B. Michael Krenzer in seinem Artikel „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern: Umgang der Schule mit religiösen Miderheiten“, schreibt: „Da keine konkreten Gefahren benannt werden können, bleibt nur die (hypothetische) Vermutung einer Gefahr insbesondere für Kinder und Jugendliche. Doch fehlt jeglicher Nachweis … dafür, dass Menschen, die solchen Gruppen angehören, weniger selbstverantwortlich, offen, mobil und reflexiv seien als der Rest der Bevölkerung. Die verfügbaren Daten deuten sogar eher auf das Gegenteil hin“ (S. 13). Man kann sich nun seine eigene Wirklichkeit basteln und die Kirche aufgrund eines in einer amerikanischen Talkshow (!) gezeigten Fehlverhaltens einer einzelnen Mutter in eine dunkle Ecke stellen. Dies sagt jedoch meiner Meinung nach mehr über den Beurteilenden als über die beurteilte Institution aus.

> > Stell Dir vor, fünfjährige Kinder könnten stets bestimmen, was sie essen, wann sie ins Bett gehen, ob sie das Auto der Eltern fahren oder mit einer Stricknadel in der Steckdose herumstochern.
> Stell Dir vor, solche Kinder sind linientreuen Mormonenschwestern ausgeliefert, die nichts anderes im Kopf haben, als ihnen das "wahre Evangelium" einzutrichtern und dabei in ihrem Eifer gerne mal vergessen, wo ihre Grenzen liegen.

Damit habe ich überhaupt kein Problem. Was ist das „wahre Evangelium“? Die ursprüngliche, unverfälschte Botschaft Christi. Was ist der Kern dieser Botschaft? Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst. Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut ihnen auch. Richtet nicht. Gesegnet sind die Friedensstifter, die Sanftmütigen, die Friedensstifter, … usw., usw. Wenn Mormonenschwestern, die sich gegenüber der Botschaft Jesu „linientreu“ verhalten und deswegen das Kümmern, das Sorgen, das Lieben über jegliche Theologie stellen und dies Kindern durch ihr geduldiges Beispiel näherbringen, ist das wunderbar. Dabei ist es sogar okay, wenn sie in ihrem Bemühen „gerne mal vergessen, wo ihre Grenzen liegen“ und vielleicht manchmal zu viel reine, sanftmütige, wertschätzende Nächstenliebe zeigen.

> > Das kann man erwarten, es widerspricht jedoch völlig dem Plan der Erlösung, das Begehen von Fehlern von Vornherein zu unterbinden.
> Da bin ich halt anspruchsvoller an diesem Punkt und halte einen solchen "Plan" für Humbug.

Es hat nichts mit einem höheren Anspruch zu tun, wenn man verschiedene Dinge durcheinander wirft. Vom Plan der Erlösung kannst Du halten, was Du willst. In meiner Kirche steht er allerdings im Zentrum der Lehre. Entscheidungsfreiheit ist eines der höchsten Güter. Aufgrund des Streits um dieses Prinzip sind ein Drittel der Kinder Gottes zur Hölle gefahren. Auch die in dem Film gezeigte Frau hat ihre Entscheidungsfreiheit. Du kannst nun schlecht Ansprüche an eine Religionsgemeinschaft stellen, dieses Prinzip anders auszulegen, nur weil Du es tust. Nach der Lehre der HLT-Kirche lässt Gott seinen Kindern die Freiheit, sich falsch zu verhalten. Das kann man gut finden oder schlecht. Aber eine Religionsgemeinschaft, die an so etwas glaubt, ist der falsche Adressat, wenn es in diesem Zusammenhang um das Zuschieben von Verantwortlichkeiten geht. Es ist ein Grundprinzip der HLT-Kirche, „… dass der Mensch für seine eigenen Sündern bestraft werden wird und nicht für die Übertretung Adams“ (2. Glaubensartikel). Deswegen ist es Quatsch, von genau einer solchen Religionsgemeinschaft zu erwarten, dass sie gleichzeitig verkündet, die Verantwortung für das Fehlverhalten Einzelner liege bei Gott oder der Institution.

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