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Beitrag 97 von 128
zum Thema Totentaufe
Seite erstellt am 25.4.24 um 13:02 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Samstag, den 2. Februar 2002, um 6:31 Uhr
Betrifft: Der Frau wird geholfen

GeroDdorf schrieb u.a.:

>Zum Abschluss wollt ich noch eine kleine Anekdote ... Meine Mutter ist im Alter von 8 Jahren in der LDS getauft worden. Vor Ihrer Hochzeit hat sie formell den Austritt aus der LDS schriftlich erklärt. Doch darauf hat sie nie ne Reaktion bekommen. Das liegt nun schon fast 30 Jahre zurück. Als ich aus Interesse den Ratgeber Austritt auf der Homepage gelesen habe, ist mir speiübel geworden. Ich hab meiner Mutter davon erzählt, wie schleppend die LDS mit Austritten umgeht. Meine Mutter wird, nachdem sie nie eine Reaktion auf Ihren Austritt bekommen hat, in den nächsten Tagen in SLC anrufen, um ihre Löschung aus dem Kirchenregister zu überprüfen. Und das nach 30 Jahren. Verrückt, oder...???

Es ist mormonisch. Aus über 20 Jahren HLT Erfahrung, und 7 Jahren postmormonischer dazu, kann ich sagen: "Die" Kirche "lernt" laaaaaaaaaaaangsam beim Thema Austritt dazu. Gaaaaaaaanz laaaaaaaaangsam. Das Problem ist u.a., daß örtliche Führer z.T, hier unberechenbar reagieren. Man darf nie vergessen, es handelt sich häufig genug um reine Amateure in Dingen wie Verwaltungsarbeiten etc. Auch ist der Grad des Fanatismus bei ihnen unterschiedlich ausgeprägt. Trotz klarer Regelungen kann man beim Thema Austritt die ganze Bandbreite erleben, von prompter, sachlicher Erledigung, bis hin zum Verschwinden von Austrittsschreiben in den größten Müllschluckern innerhalb der Kirche: den Taschen von Bischöfen. "Viel geht rein, wenig kommt raus" (O-Ton eines sog. "Hohen Rates" in einer Sitzung vor ca. 10 Jahren in Hannover, als es über die Arbeitsweise mancher Bischöfe im Pfahl Hannover ging).

Die Situation hat sich in den letzten Jahren hier und da merklich gebessert (nach meiner Einschätzung). Liegt m. E. n. auch daran, daß die Kirche zunehmend Kontra bekommt von Exmos, informierten Austrittssuchenden etc. Das Problem ist schlicht: Der typische Mo kennt das Austrittsritual nicht, und i.a.R. wird ein Mormone es Dir nicht (!!!) erklären. Das Phänomen ist am brisantesten bei den sog. "Heimlehrern," die oft genug zu einer Tür kommen und mit den Worten empfangen werden: "Ich will keinen Besuch, das habe ich doch schon so oft erklärt ... hab meinen Besuch erklärt vor X Jahren." Der Normallfall ist: Der Heimlehrer ignoriert es schlicht, er wird nicht nachfragen, wann, wie etc. er seinen Austritt erklärt hat. Das kommt fast dem Verrat nahe (emotional). Ich erinnere mich an zwei Situationen, einmal ca. 15 Jahre her, andere ca. 10 Jahre, wo Leute es mir als Heimlehrer an der Tür gesagt haben, während meiner noch "aktiven" Zeit. Ich habe explizit nachgefragt und auch ob es ihnen ernst damit wahr. Dann habe ich ihnen das Prozedere erklärt. Ergebnis: Heimlehrpartner war entsetzt ("Juniorpartner"), petzte beim Bischof, dieser "ermahnte" mich in aller Freundschaft, Reaktion; genaue Gegenteil ... ich half z.B. einer alten Oma persönlich, allein, ohne Mitheimlehrer den Brief aufsetzen. Das Ritual nahm seinen Weg. Das hatte etwas für mich von Korrektheit, Respekt etc. Sie erklärte mir glaubhaft (ihr Nie-Exmo-Mann bestätigte dies) erklärte mir, daß sie seit über 30 Jahren immer wieder verbal (das war das entscheidene Problem!) ihren Austritt erklärte. Trotzdem kamen die Heimlehrer imme wieder ... Es warv schon für mich erschütternd zu erleben, daß die alte Dame Tränen in den Augen hatte (vor Freude) als sie den Brief zuklebte und sinnmäßig sagte: "Endlich nimmt mich einer von Euch ernst." Und ... der "Geist" bestätigte mir: Hast Du richtig gemacht ...;-)

Evtl. ist dies auch noch eine Hilfe (falls noch nicht gesehen):

http://www.mormonismus.de/kirchenaustritt.htm

Der Frau muß und wird (!!!) geholfen werden!!!

Cheers, James

PS: Auch erinnere ich mich an eine Situation wo der örtliche, neue Bischof im Übereifer seiner neuen Berufung alles ganz korreckt erledigen wollte, so u.a. die berühmten "Karteileichen" in seiner Gemeinde durchforstet haben wollte: Alle (!) Heimlehrer bekamen Auftrag jedes (!) Mitglied im jeweiligen Heimlehrbereich zu checken, abzufragen (Umzug, Wegzug, Austrittswillige), und zu "bearbeiten." Es "folgen" reihenweise Mitgleider aus den Akten ... bis der Pfahl darauf reagierte (die Statistik wies ja den rapiden Rückgang auf!). Er bekam einen Rüffel, die Aktion wurde kleinlaut eingestellt). Begründung übrigens (!): die liebe Kohle. Wenn ich mich recht erinnere, der Pfahlpräsident erklärte ihm, daß auf Grund der "Kopfzahl" der "geführten" (wie doppeldeutig) Mitglieder, die Gemeinde bzw. Pfahlbudgets erstellt werde, Geld zugewiesen wird! Weniger "Köpfe", weniger Kohle! Der Bischof ging in Habachtstellung, der übereifrige Gemeindesekretär fiel wieder in seine gewohnte Lethargie zurück ... same procedure as last year ... sonst wäre der Kopf des Bischofs gerollt.

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