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Verfasser: Gipfelstürmer Datum: Donnerstag, den 16. September 2010, um 9:18 Uhr Betrifft: Zitate von Jesus
> Aber was ich eigentlich sagen wollte: Wahrheit ist eben nicht immer relativierbar. Oftmals im Leben kommt der Punkt an dem man Farbe bekennen muss.
Ich kann dieser Aussage nicht voll zustimmen. Erst Recht nicht dann, wenn es um Religion geht. Im Zeitalter der Aufklärung wurde Wahrheit als absolut betrachtet. Sie war im Grunde für jedermann erkennbar und lag klar auf der Hand. Wahrheit war objektiv. Diese Zeiten sind vorbei. In der Postmoderne sieht man die Sache differenziert. Heute ist man sich der Tatsache bewusst, dass alle Wahrnehmung perspektivisch ist â es geht immer um individuelle Standpunkte. In der Postmoderne gibt es keine absolute Wahrheit. Jesus hat das dahinterstehende Prinzip in gewisser Weise vertreten (Johannes 18:31ff.). Als er vor Pilatus stand, wurde er gefragt: âAlso bist Du doch ein König?â Jesus antwortete: âIch bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für Wahrheit Zeugnis gebe.â Pilatus stellte ihm dann die entscheidende Frage: âWas ist Wahrheit?â Was antwortete Jesus? Nichts. Denn er hatte die Antwort bereits gegeben. Sein Leben war die Wahrheit. Seine Nachsicht gegenüber der Ehebrecherin, die FuÃwaschungen seiner Jünger, die Segnung der Kinder, ⦠darum ging es. Das war Wahrheit. Im Buch Mormon verkündet Jesus seine âLehreâ. Womit beginnt er? Er sagt Folgendes: â⦠Siehe, es ist nicht meine Lehre, den Menschen das Herz mit Zorn gegeneinander aufzustacheln; sondern es ist meine Lehre, daà Derartiges hinweggetan werden soll" (3. Nephi 11:30).
Aus der Geschichte meiner Kirche ist eine Gemeinschaft hervorgegangen, in der die christliche Lebensführung mehr im Mittelpunkt steht, als ich es sonst irgendwo kennengelernt habe. Es ist ein sehr aktiver Glaube. Gelegentlich werden wir dafür kritisiert, uns den Weg in den Himmel durch gute Werke âerarbeitenâ zu wollen. Wie dem auch sei, ich definiere Wahrheit in dieser Hinsicht so wie Jesus. Wenn wir uns um Nächstenliebe, Toleranz, Nachsicht, ⦠bemühen, sind wir âin der Wahrheitâ (Johannes 18:37). Dabei stolpern wir und machen Fehler. Aber das ist egal, solange wir uns einigermaÃen bemühen. Selbst wenn Joseph Smith ein böswilliger Schwindler gewesen sein sollte (was ich jedoch genauso wenig glaube wie etwa Robert Remini oder Dan Vogel), würde es keine Rolle spielen, solange mir die durch ihn hervorgekommene Glaubensgemeinschaft dabei hilft, âin der Wahrheitâ zu bleiben. Dadurch wird sie in meinem Fall vor Gott immer legitimiert sein. Mein Schöpfer wird mir nicht die Himmelpforte vor der Nase zuschlagen, weil ich daran glaube, dass Joseph Smith ein Prophet war, solange ich mich bemühe, nach christlichen Prinzipien zu leben und mich auf seine Gnade verlasse. An einen so herzlosen Gott glaube ich nicht. Denn es geht ihm nicht um absolute Wahrheiten im Sinne der Aufklärung, sondern um ein Wahrheitsverständnis, wie es sein Sohn vorgelebt hat.